Gemeinden der Region
Bad Wildbad -  23.04.2021
Artikel teilen: Facebook Twitter Whatsapp

Historisches und Sagenhaftes um das Bad Wildbader „Vergratene Wirtshaus“

Bad Wildbad. „Um jedes alte Haus ranken sich Geschichten und Sagen, so auch um das ‚Vergratene Wirtshaus‘ und wie es zu seinem Namen kam“, so beginnt eine Rückschau des CVJM Sonnenberg. Anlässlich des 60-jährigen Bestehens als Freizeitheim des Stuttgarter Vereins entstand 2011 die Beschreibung der jungen und alten Nutzung des Gebäudes, das gleich nach Querung der Guldenbrücke in Richtung Sprollenhaus ein wenig versteckt rechts oberhalb der Landesstraße 351 auf Markung Wildbad steht.

Demnach soll vor über 200 Jahren der Farrenhalter der Gemeinde diesen Platz als Wirtschaftsland mit Scheuer benützt haben. Weiter wird wörtlich erklärt: „Ende des 19. Jahrhunderts wurde daraus ein Magazingebäude für den Bau der Guldenbrücke. Später soll laut Überlieferung auf der Ebene einer Sage ein Wildbader Bürger versucht haben, für die Holzfuhrleute und Flößer des Oberen Enztals dort ein Wirtshaus einzurichten. Der Plan scheiterte aber, da ihm die Stadt eine Konzession verweigerte. Bald zog Armut und Unglück in das Haus an der Enz ein. Die Frau des verhinderten Wirts ertränkte sich mit ihrem Kind im Fluss und der Mann erhängte sich kurz darauf an einem Balken im Haus, das jetzt lange in einen Dornröschenschlaf versank.

Im Jahr 1950 entdeckten es dann zwei junge Stuttgarter auf einer Schwarzwaldfahrt und ihr CVJM wurde mit der Eigentümer Stadt Wildbad handelseinig. Dieser konnte das Gebäude für den Verein und den seither unveränderten Zweck erwerben. Der Name blieb erhalten, wie auch ein weiteres Stück der Sage: Noch heute soll die alte Wirtin bei Vollmond und Wiesennebel zwischen den Büschen aus der Großen Enz herauskommen und auf dem Gelände spuken.

Am 1. August 1950 beschloss der Wildbader Gemeinderat, die „baufällige Heuscheuer“ mit etwas Gelände dem CVJM Sonnenberg zu verkaufen und angrenzende Flächen zu verpachten. Am 3. Mai 1951 war Einweihung vom „Vergratenen Wirtshaus“. Zwei Jahre später war ein Tagesraum angebaut und 1958 machte der Anschluss an die Trafoanlage des Lautenhof-Sägewerks Strombezug und den Ersatz der Gasbeleuchtung möglich. Die Wildbader, die von dem geplanten Ausbau hörten, sagten: ,,Des isch doch des vergrotene Wirtshaus“, und gaben so den Namen. Seit 1951 wird das Gebäude vom CVJM aus dem Stuttgarter Stadtteil Sonnenberg als Freizeitheim genutzt und betrieben.

Immer wieder erfolgten Umbauten, Renovierungen und Erweiterungen. Zehn Jahre später entstand die „Villa Epple“. Es folgten weitere Um- und Neubaumaßnahmen auch nach einer grundlegenden Sanierung im Jahr 2000. Angeboten wird das Freizeitheim heute, von seinem Träger – der es auch selber nutzt – auf der Homepage verschiedenster Gruppen als „gemütliches, uriges Selbstversorgerhaus mit 33 Betten“.

Autor: Hans Schabert