Hochwasserschutz sorgt für Ärger: Bürger wirft Gemeindeverwaltung Königsbach-Stein mangelnde Transparenz vor
Königsbach-Stein. Erich Rieger fühlt sich betrogen. Jahrelang hat er für ein Rückhaltebecken im Bereich des Bolzplatzes am Ortsausgang von Stein in Richtung Neulingen gekämpft. Aber immer wieder habe die Gemeindeverwaltung seinen Vorschlag aus Kostengründen abgelehnt, sagt Rieger. Doch nun zeige die vor kurzem veröffentlichte, bereits im November 2017 vom Büro Wald und Corbe erstellte Flussgebietsuntersuchung (FGU), dass ein Becken aus hydrologischer Sicht an dieser Stelle durchaus sinnvoll wäre.
Tatsächlich heißt es auf Seite 145 des der PZ vorliegenden Dokuments über das sogenannte Becken 484: „Die beste Beckenwirkung lässt sich aus hydrologischer Sicht durch eine Rückhaltemaßnahmen direkt vor der zu schützenden Engstelle erreichen.“ Trotzdem, so Riegers Vorwurf, habe die Gemeindeverwaltung sein Becken bei einer Bürgerversammlung am 16. November 2017 für nicht realisierbar erklärt – zu einem Zeitpunkt, zu dem es die FGU und die darin enthaltene Aussage zur Sinnhaftigkeit des Beckens schon gegeben habe. „Obwohl man es durch die Flussgebietsuntersuchung schon damals besser wissen musste, hat man mich öffentlich lächerlich gemacht.“ Für vorgeschoben hält Rieger auch das Argument, das Becken 484 sei aus wirtschaftlicher Sicht nicht vertretbar.
„Die günstigere Alternative“
Die FGU geht davon aus, dass es maximal rund 50.000 Kubikmeter zurückhalten könnte. Zusammen mit den vorgelagerten, bereits existierenden Becken Neulinger Grund, Lindtal und Pfitztal wären es gut 90 000 Kubikmeter. „Das wäre eines der größten Rückhaltebecken im Enzkreis für wenig Geld“, sagt Rieger und behauptet, der Besitzer des dafür notwendigen Grundstücks sei bereit, dieses zu einem angemessenen Preis zu verkaufen. Zwar bezweifelt Rieger, dass das Becken 484 tatsächlich anderthalb Millionen Euro kosten würde, wie von Wald und Corbe in der FGU berechnet. „Aber selbst, wenn das so wäre, könnte man sich dann die anderen Maßnahmen am Bruchbach und an den Becken Neulinger Grund, Pfitztal und Lindtal größtenteils sparen.“ Unterm Strich, so Rieger, wäre das Becken 484 die günstigere Alternative.
Er geht zudem davon aus, dass man bei einer Realisierung des von ihm vorgeschlagenen Beckens darauf verzichten könnte, rund 100 Meter davon entfernt durch die Erhöhung des Wegs zwischen der Bauschlotter und der Heimbronner Straße einen Leitdeich zu errichten. Entsprechende Planungen hatte ein Vertreter von Wald und Corbe im Oktober im Gemeinderat vorgestellt. Rieger hält dieses Vorhaben für verantwortungslos. Zum einen, weil damit auch Baumaßnahmen am Bruchbach einhergehen würden, bei denen ein „jahrhundertealtes, intaktes Ökosystem komplett plattgemacht“ werde. Und zum anderen, weil so das Hochwasser verdichtet und „beschleunigt ins Dorf gepresst“ werde. Außerdem seien die Kosten von der Verwaltung nicht kommuniziert worden.
Gemeinde gibt keine Antworten
Obwohl es schon Probebohrungen und Vermessungen gegeben habe, verfüge die Gemeindeverwaltung noch nicht über ein Umweltgutachten, behauptet Rieger. Bürgermeister Heiko Genthner wirft er vor, den Gemeinderat nicht ausreichend informiert und beteiligt zu haben. Einen formalen Beschluss über die Ablehnung des Beckens 484 habe es nie gegeben, Alternativen seien dem Rat nicht präsentiert worden.
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