Gemeinden der Region
Theater -  04.04.2019
Artikel teilen: Facebook Twitter Whatsapp

Hommage an die „Blues Brothers“ in ausverkaufter Kulturhalle Remchingen

Remchingen. John und Dan wollen unbedingt einen Film drehen. Einen mit coolen Stunts und schicken Ladies. Einen, in dem die Handlung ruhig eine untergeordnete Rolle spielen darf. Hauptsache, es gibt wilde Verfolgungsjagden und ganz viel lässigen Blues. Zusammen setzen die beiden Freunde ihr Vorhaben auf der Bühne der ausverkauften Remchinger Kulturhalle in die Tat um.

In der Inszenierung von Ingmar Otto erzählen die Schauspieler des Karlsruher Kammertheaters die Geschichte hinter den „Blues Brothers“, einem 1980 erschienenen Streifen, der sich stilistisch irgendwo zwischen Roadmovie, Musical und Komödie bewegt. Ein Streifen, der eine ganze Generation Jugendlicher geprägt hat und mittlerweile zum Kult geworden ist – auch wenn dieses Wort bisweilen inflationär gebraucht wird.

In den Hauptrollen: zwei Typen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Auf der einen Seite Dan Aykroyd (gespielt vom bereits am Pforzheimer Theater engagierten Jörg Bruckschen): der Vernünftige, Einfühlsame, Disziplinierte, Höfliche. Auf der anderen Seite: John Belushi (Ronald Tettinek), der Exzentriker, der Unausstehliche, Launische, Aufbrausende, der sich ständig mit Drogen vollpumpt. Trotzdem sind die beiden beste Freunde, tun alles mit- und füreinander. Ihre schwarzen Anzüge, die weißen Hemden, die dünnen Krawatten, die Hüte und vor allem die dunklen Sonnenbrillen tragen sie mit einem unverwüstlichen Selbstbewusstsein – auch dann, wenn es längst dunkel ist. Unangepasste Revoluzzer eben.

Bruckschen und Tettinek spielen ihre Rollen überzeugend, mit unverkrampfter Frische. Die Dialoge: authentisch, ungekünstelt und in jeder Szene glaubwürdig. Die Musik: mitreißend, packend und immer genau auf den Punkt. Begleitet von einer siebenköpfigen Live-Band, schütteln Bruckschen und Tettinek die Songs locker aus der Hüfte – ganz so wie einst die echten „Blues Brothers“. Titel von Elvis, von Sam and Dave, von Aretha Franklin und Tammy Wynette bekommen die rund 600 Zuschauer in der Kulturhalle zu hören.

Zu sehen bekommen sie zwei Schauspieler, die tanzen: im gebückten Gänsemarsch oder auf einem Bein auf und ab springend, während das andere im Rhythmus zappelt. Hört sich skurril an, sieht live und in Farbe aber richtig gut aus. Auch sonst sind sich die beiden für nichts zu schade, schlagen Räder, schneiden Grimassen und rollen auf dem Servierwagen bäuchlings einmal quer durch die Kulisse.

Vier Tänzerinnen wirbeln über die Bühne: mal als brave Nonnen, mal als leicht bekleidete Go-Go-Girls. Für die großen Emotionen ist Georgia Reh in der Rolle von Belushis Frau Judy zuständig. Nebenbei, quasi im Vorbeigehen, noch einige satirische Seitenhiebe auf die Abgründe des Showgeschäfts.

Klar, dass das Publikum begeistert ist und sich am Ende von seinen Stühlen erhebt, um Schauspielern und Musikern zu applaudieren. Zwei Zugaben.

Autor: Nico Roller