Gemeinden der Region
Remchingen -  24.04.2018
Artikel teilen: Facebook Twitter Whatsapp

Hommage an eine Blütezeit beim Remchinger Cembalotag

Remchingen. Hoch, weich und hell klingt es, das Cembalo, ganz anders als ein Klavier. Kein Hämmerchen schlägt hier die Saiten an, sondern kleine Plättchen, sogenannte Plektren, zupfen daran. Ein Instrument, das man nur selten zu hören bekommt.

Beim Cembalotag der Firma Merzdorf in der Remchinger Kulturhalle steht es am Sonntagabend im Mittelpunkt eines ganzen Konzerts. An zwei Instrumenten, an einem in flämischer und einem in französischer Bauweise gefertigten, nimmt Slobodan Jovanovi abwechselnd Platz, um dem Publikum vor allem Stücke aus dem Barock zu präsentieren, der Blütezeit des Cembalos. Zuerst drei kurze Stücke von Louis Marchand, einem französischen Cembalisten und Komponisten, der nicht den besten Ruf hatte: Seine Frau soll er geschlagen und Intrigen geschmiedet haben gegen seinen Kollegen François Couperin, von dem denn auch die nächsten Stücke stammen, die Jovanovi mit brillanter Technik und durchsichtigem Spiel zu Gehör bringt.

Dann folgen auf dem Hammerflügel Carl Philipp Emanuel Bachs „Empfindungen“: eine traurige, ungemein variantenreiche Fantasie, die hin und her zu pendeln scheint zwischen Enttäuschung und Rebellion. Virtuos meistert Jovanovi all die Irrläufe, die dieses Stück bereithält.

Von Wilhelm Friedemann Bach bringt er die Polonaise E-Dur, von Johann Sebastian Bach die „Capriccio sopra la lontananza del fratello dilletissimo“. Klar lässt er dank nuancierter Spielweise die Vogelstimmen in Jean-Philippe Rameaus „Rappel des Oiseaux“ und in Louis-Claude Daquins „Coucou“ herausklingen: Der Kuckucksruf ist deutlich zu hören.

Ganz anders, ganz unaufgeregt, fast schon melancholisch, klingt „Iluzija“, ein Stück, das Jovanovi vor mehr als 20 Jahren selbst komponiert hat. Das Konzert in Remchingen beendet der ursprünglich aus Serbien stammende Künstler zusammen mit Gertrud Zimmermann. An zwei sich gegenüberstehenden Cembali bringen sie nach kurzer Umbaupause im harmonischen Zusammenspiel das Konzert für zwei Cembali in a-Moll von Johann Ludwig Krebs zu Gehör. Das Publikum ist begeistert: minutenlanger, tosender Beifall.

Autor: Nico Roller