Gemeinden der Region
Pforzheim -  05.10.2025
Artikel teilen: Facebook Twitter Whatsapp

„Ich habe ganz unten angefangen“: Sky du Mont kommt ins PZ-Autorenforum

Er ist einer der bekanntesten Schauspieler im deutschsprachigen Raum, spielte in Kultfilmen wie „Der Schuh des Manitu“, stand in internationalen Produktionen vor der Kamera und begeisterte auf der Theaterbühne: Sky du Mont blickt auf eine mehr als fünf Jahrzehnte lange Karriere zurück. In seinem Buch „Der nächste Fehler kommt bestimmt“ schwelgt er in Erinnerungen – sowohl in beruflichen als auch privaten. Vor seiner Lesung im PZ-Autorenforum am 9. Oktober spricht der 78-Jährige im Gespräch mit der PZ über das Älterwerden, kleine und große Fehler, Glücksmomente, Niederlagen – und einen bewegenden Abschied von der Schauspielerei.

Schauspieler Sky du Mont
Sky du Mont ist einer der bekanntesten Schauspieler Deutschlands. Foto: picture alliance/dpa

„Pforzheimer Zeitung“: In Ihrem Buch blicken Sie auf das Älterwerden. Fühlen Sie sich alt?

Sky du Mont: Manchmal, wenn ich sehr, sehr müde bin oder einen stressigen Tag habe, dann fühle ich mich alt. Heute zum Beispiel, wo es mir gut geht und ich ausgeschlafen bin, fühle ich mich gar nicht alt. Es gibt solche und solche Tage.

Haben Sie Momente, in denen Sie sich fragen: Oh Gott, wie viel Zeit bleibt mir eigentlich noch?

Die habe ich. Aber die hatte ich schon früher. Ich weiß, dass wir alle sterblich sind – und das hat nicht unbedingt etwas mit dem Alter zu tun.

Das Altern hat ja auch positive Seiten.

Wenn Sie mich anschauen, mit 78, mir geht es unglaublich gut: Ich mache Sport, ich genieße, ich habe wunderbare Kinder. Ich habe eine Freundin, die um einiges jünger ist als ich.

Ihr Buch heißt „Der nächste Fehler kommt bestimmt“. Welche Fehler haben Sie denn gemacht?

Ich erzähle Ihnen, woher der Name kommt. Ich war auf der Bühne, spielte etwas, was ich schon Hunderte Male gespielt habe. Da könnte ich nebenbei Purzelbäume schlagen, so sicher bin ich. Doch ich war kurz abgelenkt. Und diese Ablenkung hat mich rausgehauen. Plötzlich wusste ich meinen Text nicht mehr. Das dauerte nur eine Sekunde. Die Zuschauer haben es nicht gemerkt, die Kollegen haben es nicht gemerkt – aber ich habe es gemerkt. Und als ich dann in meiner Garderobe saß, dachte ich mir, das ist eigentlich ein ganz guter Aufhänger, weil wir ja doch eigentlich täglich Fehler machen, die nicht bestraft werden. Fahren Sie Auto?

Ja, natürlich. Warum fragen Sie?

Wie oft macht man einen Fehler beim Autofahren und denkt sich: Das ging aber jetzt gerade mal gut. Da war die Ampel schon dunkel-dunkelgelb.

Das sind die alltäglichen Dinge. Aber es gibt ja auch große Entscheidungen, die man im Leben trifft. Kommen Sie da auch mal ins Bereuen?

Sicherlich hat man Fehler gemacht. Natürlich. Wenn eine Beziehung zu Ende geht, denkt man schon: „Was habe ich falsch gemacht? Was haben wir falsch gemacht?“

Sie haben aber trotzdem einen sehr positiven Blick?

Genauso bin ich.

Anderen fällt es schwer, Dinge so gelassen zu nehmen. Haben Sie Tipps?

Das ist eine gute Frage. Nun bin ich natürlich privilegiert, indem ich gesund bin und dass ich nach wie vor arbeiten kann. Das produziert natürlich eine gute Laune.

Wenn man das zusammenfasst, geht es also um eine gewisse Dankbarkeit?

Das ist genau das richtige Wort. Ich bin sehr dankbar. Auch für meinen Erfolg – das hat mit Talent nicht unbedingt was zu tun. Es gibt unfassbar viele talentierte Schauspieler, die nie aus der Provinz rauskommen. Natürlich habe ich auch Schicksalsschläge gehabt. Aber viele Leute haben es sehr viel schwerer als ich.

Wo Sie Ihre Karriere erwähnen: „Das Kanu des Manitu“ soll Ihr letzter Film sein. Fällt der Abschied schwer?

Nein, gar nicht. Schauen Sie, ich mache diesen Beruf jetzt seit 55 Jahren. Das ist eine lange Zeit. Irgendwann kommt der Punkt, an dem man Abschied nehmen muss, sonst macht man sich lächerlich. Und die Schauspielerei selber als solche war ja nie mehr als 10, 15 Prozent meines Lebens.

Haben Sie denn ein Lieblingsprojekt, an das Sie immer noch gerne denken?

Ja, natürlich. Die Dreherei mit Otto war ganz wunderbar. Und dann natürlich mit Bully – Bully ist ein ganz wunderbarer Mensch. Ich habe den Stauffenberg spielen dürfen in einer amerikanischen Produktion, die auch noch einen Golden Globe gewonnen hat. Das ist natürlich schon ein Zuckerl, wie man in Österreich sagt. Dann hatte ich ein paar Theaterproduktionen, die ich ganz toll fand. Es gibt viele Höhepunkte, aber ich habe auch sehr viele Sachen machen müssen, damit ich mir was zu essen kaufen kann, um es mal so auszudrücken.

Zum Beispiel?

Ich habe 21 Derricks gemacht. Da waren einige dabei, in denen ich eine ganz miese Rolle hatte. Ich habe ja ganz unten als Leiche angefangen und mich dann zum Mörder und zum Auftraggeber hochgearbeitet.

Sie hätten sogar fast mal James Bond spielen dürfen.

Klar, wäre das cool gewesen. Aber die Chancen standen vielleicht bei 10 Prozent. Ich war damals 23 – mit 23 wird man nicht James Bond. Ich bin ein sehr realistischer Mensch. Ich trauere Dingen nicht nach, die nichts geworden sind. Es gab viele Entscheidungen oder viele Angebote, die zurückgezogen wurden. Das ist halt so. Das Leben ist voller Erfolge, aber auch Niederlagen. Und auch die hatte ich genügend.

In Deutschland sind Sie besonders für Ihre Rolle des Santa Marias in „Der Schuh des Manitu“ bekannt. In Erinnerung geblieben ist die Szene, in der Sie den Song „aus der Superperforator-Werbung“ singen...

Da gibt es eine Vorgeschichte: Wir drehten das in Spanien. Es war eine Bullenhitze und Bully hat gesagt, wir üben jetzt den Tanz. Ich hatte eine Boxershort an, weil es so heiß war. Ich weiß noch, meine berühmten Worte waren: „Sag mal, Bully, wer will denn diesen Scheißdreck sehen?“ Werde ich nie vergessen. Und er hat gesagt: „Ja, warte mal ab!“ (Lacht) Der Wahnsinn. Jeder wollte das sehen. Aber so kann man sich eben täuschen.

Und Sie haben in Ihrem Buch darüber geschrieben, wie er Sie dann am Set vom „Kanu des Manitu“ überrascht hat. Wie war das?

Ich bin ja mit ihm privat befreundet und ich habe ihm gesagt, dass das meine letzte Rolle ist. Ich habe mich schon umgezogen, da hat er mich noch einmal zurückgerufen und gesagt: „Okay, ich möchte jetzt noch eine Szene mit dir drehen, weil es die letzte in deinem Leben ist.“ Dann drehte ich diese Szene. Und als er dann sagte Cut, wurde es ganz, ganz still – da waren ganz viele Komparsen und Techniker. Es waren an die 100 Leute. Bully kam auf mich zu und umarmte mich. Wir beide haben geheult und die Leute fingen an zu singen und zu klatschen. Das war schon sehr, sehr beeindruckend. Und dann kam ja die Wiederholung, als die Premiere des Films war und 3000 Menschen sich erhoben und mir Standing Ovations gegeben haben.

Das klingt nach einem richtigen Gänsehautmoment.

Das war ein Gänsehautmoment. Bully und ich standen uns mit Tränen gegenüber. Das war ein Abschied von diesem Beruf, wie er schöner und bedeutender nicht sein kann.

Am Donnerstag, 9. Oktober, kommt Sky du Mont mit seinem Buch „Der nächste Fehler kommt bestimmt“ ins PZ-Autorenforum. Karten (10,50 Euro/mit PZ-Abocard 6,50 Euro) gibt’s bei der „Pforzheimer Zeitung“ (Poststraße 5), unter Telefon (0 72 31) 93 31 25 oder unter www.pz-forum.de.