"Ich kam an den Rand meiner Existenz" – Erst der Krebs, dann die Auszeichnung
Ölbronn-Dürrn. Als Dorothea Dümmig mit 44 Jahren die Diagnose „Brustkrebs“ erhält, steht sie gerade mitten im Leben: Ihre Kinder sind im Teenageralter, die Ölbronnerin führt einen Kosmetiksalon. Ein Schock für die ganze Familie.
Eine harte Zeit folgt, mit Chemotherapien und Bestrahlung sowie einer gravierenden Veränderung ihres Alltags. Doch sie gibt sich nicht auf, engagiert sich in der Krebshilfe, sorgt sogar dafür, dass das Land Baden-Württemberg ein Krebsregister einführt.
Heute ist sie gesund. Im Dezember 2018 dann liegt Post von der Landesregierung in ihrem Briefkasten. Der Inhalt ist eine ganz besondere Nachricht: Sie soll das Bundesverdienstkreuz erhalten.
PZ: Was haben Sie gefühlt, als Sie den Brief gelesen haben?
Dorothea Dümmig: Ich habe das erst gar nicht begriffen, war baff und total überrumpelt. Dann habe ich mich natürlich sehr gefreut. Aber erwartet habe ich das nicht. Alles, was ich tue, mache ich mit großer Freude und Hingabe.
PZ: Was hat Sie nach Ihrer Erkrankung dazu veranlasst, sich in der Krebshilfe zu engagieren?
Dorothea Dümmig: Es war mir schon immer wichtig, Menschen ordentlich zu beraten und ihnen Wissen zu vermitteln. Bereits vor meiner Erkrankung habe ich als Kosmetikerin Schulungen für eine gesunde Haut gegeben. Wissen ist Macht – richtig eingesetzt. Mit dem Krebs ist eine Welt für mich zusammengebrochen, ich kam an den Rand meiner Existenz. Ich habe vier Jahre gebraucht, um wieder ins Leben zurückzufinden. In dieser Zeit habe ich an Workshops in der Seelsorge teilgenommen und daraufhin eine Ausbildung in der begleitenden und beratenden Seelsorge gemacht. Als Kosmetikerin konnte ich nicht mehr arbeiten. Als ich dann zur Selbsthilfe, heute FRAUKE – Frauen und Krebs – Selbsthilfe im Dialog, gekommen bin, war es mir wichtig, die Frauen zu unterstützen, ihnen Kraft zu vermitteln und jeder Einzelnen zu sagen: „Du wirst geliebt und bist wertvoll“.
PZ: Wenn Sie beratend tätig sind, was geben Sie weiter? Mit welchen Anliegen kommen die Frauen zu Ihnen?
Dorothea Dümmig: Das Wichtigste ist zunächst einmal die Empathie. In dem Moment, wo die Frauen erfahren, da ist jemand, der betroffen ist oder war, öffnen sie sich auf eine ganz andere Art und Weise. An dem Punkt höre ich erst einmal zu, anschließend bringe ich in Erfahrung, in welchen Sorgen ich sie unterstützen kann.
PZ: Welche Sorgen sind das?
Dorothea Dümmig: Die Diagnose an sich. Sie fragen sich, was sie vielleicht falsch gemacht haben, was zu der Krankheit geführt hat, was sie tun können und wie es weitergeht.
Mehr Fragen und Antworten lesen Sie am Freitag, 9. August 2019, in der „Pforzheimer Zeitung (Ausgabe Mühlacker)“ oder im E-Paper auf PZ-news.