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Bad Wildbad -  03.04.2020
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Idylle der Dauerbewohner in Gefahr: Camper beunruhigt - Schreiben der Behörden soll Klarheit bringen

Bad Wildbad-Calmbach. Holzzäune umgeben die kleinen Grundstücke, auf manchen stehen kleine Bungalows oder Wohnwagen mit festen Anbauten. Auf dem idyllisch gelegenen Campingplatz „Fautsburg“ im Tal der kleinen Enz an der B 294 hinter Calmbach haben es sich Dauercamper schön gemacht. Denn sie leben hier. Doch seit einigen Wochen ist die Idylle erheblich gestört, und das nicht wie derzeit allgegenwärtig wegen der Corona-Pandemie. Die Dauerwohner befürchten, dass sie sich ein neues Zuhause suchen müssen.

Der Pächter schreibt, dass sowohl Bad Wildbad als auch Neuweiler noch immer das Erstwohnsitzrecht für den Campingplatz vergeben würden, zum Teil „ohne unser Wissen und unsere Einwilligung an Leute, von denen wir noch nie gehört haben“.
Der Pächter schreibt, dass sowohl Bad Wildbad als auch Neuweiler noch immer das Erstwohnsitzrecht für den Campingplatz vergeben würden, zum Teil „ohne unser Wissen und unsere Einwilligung an Leute, von denen wir noch nie gehört haben“. Foto: Meyer

Was ist passiert?

Ein Bewohner hatte über Facebook einen Hilferuf verbreitet. „Jahrelang hat man uns hier leben lassen, doch jetzt plötzlich will man uns das Erstwohnsitzrecht aberkennen und uns und unsere Tiere auf die Straße setzen“, schreibt der Bewohner, der namentlich nicht genannt werden will. „Zwölf Jahre lang war alles kein Problem“, ärgert er sich. Im Gespräch mit der „Pforzheimer Zeitung“ ergänzt er: „Der Pächter, der hier zuständig war, hat uns das erlaubt.“

Warum stehen die rund 50 Dauerbewohner plötzlich in der Kritik?

Seit 2019 hat die Stadt Bad Wildbad nach einer gemeinsamen Auskunft mit dem Landratsamt Calw mehrere Anzeigen von Privatpersonen über die rechtswidrigen Zustände auf dem Campingplatz erhalten. Anja Reinhardt, Pressesprecherin des Landratsamtes in Calw, erklärt, dass dem Dauerwohnen wichtige Schutzvorschriften entgegen stünden. Dies seien die Einhaltung des Waldabstands von mindestens 30 Metern, der Hochwasserschutz, das Anbauverbot zur Bundesstraße und nicht zuletzt auch die Campingplatzverordnung selbst. Neben dem Landratsamt Calw ist auch die Stadt Bad Wildbad zuständig, da der Platz auf den Gemarkungen von Wildbad und Neuweiler liegt. Ein Pächter, der in den vergangenen Jahren für den Campingplatz zuständig war, ist nach Angaben des Besitzer-Stellvertreters Lambert Modderkolk verschwunden. Dieser Pächter soll den Dauerwohnern gegenüber falsche Angaben gemacht haben.

Müssen die Bewohner jetzt wirklich befürchten, bald auf der Straße zu stehen?

Nach Aussagen des Campingplatz-Eigentümers hat ein Gespräch mit allen Bewohnern stattgefunden. „Im Frühjahr sollen alle ein Informationsschreiben erhalten“, sagt Anja Reinhardt. Dabei sollen Lösungsansätze auf freiwilliger Basis vorgeschlagen werden. Vor allem bei den Anlagen, die einen zu geringen Abstand zum Wald haben, gebe es ernsthafte Sicherheitsbedenken. Hier liege aufgrund einer Gefährdung für Leib und Leben Gefahr im Verzug vor. Dennoch: „Die soziale Verantwortung ist allen Beteiligten bewusst. Es wird eine einvernehmliche Lösung auf Kooperationsbasis angestrebt, die nicht zu einer Obdachlosigkeit führen soll“, sagt Anja Reinhardt. Lösungen für Härtefälle soll es zudem geben.

Autor: cw