Igudesman & Joo in Maulbronn: durchgeknallte Show als Hardrocker, Cowboys und Beatboxer
Maulbronn. Gloria Gaynor, die Beatles, Bob Marley und Mozart in einem Stück? Aleksey Igudesman (Violine) und Hyung-ki Joo (Klavier) können das. In der letzten Nummer „Mozart Will Survive“ vermixt das Duo, dessen Videos auf YouTube über 28 Millionen Mal angeklickt wurden, bei den Klosterkonzerten am Freitagabend noch mal Klassik mit Pop auf beispiellose Weise, klinkt die 700 begeisterten Zuhörer mit ein.
Die singen die Basslinie des Pachelbel-Kanons, während Igudesman & Joo beatboxen, rappen und breakdancen, was das Zeug hält. Tosender Applaus bricht aus, so lange, bis mit „Und jetzt Morricone“ eine weitere Zugabe kommt – in klassischer Geigen-Klavier-Manier, die das Publikum verzaubert.
In ihrem aktuellen Programm „And Now Mozart“ spielen die zwei exzellenten Musiker und Comedians im sommerlich warmen Klosterhof alles – nur nicht Mozart. Und wenn, dann nur beiläufig. Oder vermischt mit James Bond. Auch Chopin kommt nicht gut weg. „Ich bin allergisch auf Chopin“, sagt der russische Geiger, will lieber „Schwarze Augen“ aus seiner Heimat spielen. Und so juckt und kratzt er sich, geht ab und kehrt als Polizist zurück.
Berührendes Wiegenlied
Seinem koreanisch-englischen Kollegen am Klavier – die beiden leben in Wien – gibt er nun Befehle. H- und F-Dur gleichzeitig, Bartok-Suite, Beethoven-Sonate, letzter Satz Tschaikowsky. Wie aus der Pistole geschossen, schleudert Joo alles Zugerufene aus dem Handgelenk. Das Ganze ist nicht nur spieltechnisch beeindruckend, sondern auch höchst amüsant. So wie Joos Bogen-Klau, bei der Igudesman ständig neue und schließlich einen Mini-Bogen aus dem Wunderkasten Klavier hervorholt. Damit jagt der Virtuose bei dem eigenen Stück „Funk The String“ immer schneller über die Saiten, dass man das Gefühl hat. Urkomisch auch sein Bach-Prelude E-Dur mit Navigationsstimme: „Bleiben Sie in E-Dur, wechseln Sie in zwei Takten die Harmonie, Sie sind im falschen Stück, drehen Sie um“. Der Pianist mit der tiefen Armstrong-Stimme, der auch ein berührendes Solo mit „Lullaby For Leo“ gibt, ist vor allem als grimassenverzerrter und brüllender Hardrocker in seinem Element.
Als endlich Mozart erklingen soll, reißt er ein Bein aus dem Flügel, das sich als Keyboard entpuppt, und rockt die Bühne. Igudesman spielt dazu auf einer E-Geige – zweifellos ein Höhepunkt der Show. Ein weiterer: Der griechische Tanz „Zorba The Greek“, bei dem Kalinka, Schiwago, Montis Csárdás und vieles mehr untergejubelt werden. Witzig auch die Cowboy-Nummer „Cars And Fiddles“. Wenn auch der Gesang von Joo gewaltig schiefhängt, so ist der „Ü-Ha“-Ritt über Tasten und Saiten ein Gaudi – so wie der Abend überhaupt.