Italienische Bibliothekare zu Gast im Enzkreis
Enzkreis. Mit zahlreichen positiven Eindrücken und einem großen Stapel an Ideen haben 16 Bibliotheks-Fachkräfte aus der norditalienischen Region Emilia Romagna die Heimreise angetreten.
Auf dem Programm ihres von der EU geförderten Besuchs im Enzkreis standen kleinere und große Bibliotheken in der Region und ein Zusammentreffen mit dem „Grüffelo“ in dessen „Heimatstadt“ Weinheim. Erste Station des fünftägigen Programms war die Stadtbibliothek Pforzheim, die von Leiterin Ines Neumann vorgestellt wurde. Neben dem Bücher- und Medienbestand erregten vor allem die Robotik- und Programmierangebote für Kinder und Jugendliche die Aufmerksamkeit der Gäste.
Auch die drei Büchereien im Enzkreis, die im Lauf des zweiten Programmtags besucht wurden, legen einen deutlichen Schwerpunkt auf die Förderung von Lese- und Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen. Entsprechend viel Raum nehmen jeweils die Kinderabteilungen ein, egal ob es sich um ein ehemaliges Autohaus in Birkenfeld, einen früheren Drogeriemarkt in Königsbach oder eine umgewidmete Friedhofskapelle in Öschelbronn handelt. Dass die Kinder im Mittelpunkt stehen, kam sehr gut an, denn „in Italien ist die Kinderbücherei meistens in einem ganz anderen Gebäude untergebracht“, wie ein Teilnehmer berichtete: „Hier in Deutschland sind die Büchereien viel mehr im Gemeinwesen verankert.“
Für viel Staunen und Bewunderung sorgte in zwei Büchereien zudem das große ehrenamtliche Engagement der deutschen Kolleginnen. Was tatsächlich möglich ist, erfuhren die Besucherinnen und Besucher in der Stadtbibliothek Weinheim, wo sie nicht nur von Oberbürgermeister Manuel Just, sondern auch vom leibhaftigen „Grüffelo“ begrüßt wurden. Mit Heidelberg und Stuttgart bildeten zwei große Bibliotheken den Abschluss. Unter anderem erfuhren die Teilnehmenden, dass in Stuttgart vor Corona rund sechs Millionen Ausleihen pro Jahr registriert wurden. „Wie schafft ihr es, dass in Deutschland so viele Menschen die Büchereien nutzen?“
Allerdings wurde in den zahlreichen Gesprächen in den Pausen, im Zug oder beim Essen auch deutlich, dass die Bedingungen in den beiden Ländern sehr unterschiedlich sind. So staunten die Südeuropäer über die winzigen Lagerräume: In Italien befindet sich der Großteil des Bestands im Magazin und wird nur auf Anforderung herausgegeben. Hinzu kommt dort zudem die Aufgabe, auch antiquarische Bücher und Archivmaterial zu erschließen und zu konservieren. Auf jeden Fall möchte man im Austausch bleiben und die entstandenen Kontakte auch weiterhin nutzen. „You can try“ – versuch es einfach – soll dabei als Motto über den Verabredungen und der Einladung an die deutschen Gastgeber stehen. enz