Jetzt spricht der Landwirt: Hätte die Rinder-Tragödie an der B10 vermieden werden können?
Remchingen/Kämpfelbach. Auch beim betroffenen Landwirt saß der Schock tief, als er am Dienstagmorgen vergangener Woche einen Anruf bekam. Autounfall auf der B10 mit Rindern. Gesucht werde der Verursacher. „Ich wusste nicht, was mich erwartet, wenn ich da hinfahre“, sagt der Mann. Für den Fahrer ging der Unfall zum Glück glimpflich aus. Das angefahrene Hochland-Rind aber verendete im Straßengraben. Schon eine Woche zuvor sind dem Landwirt fünf seiner Tiere von der Weide entlaufen. Wie konnte es dazu kommen?

Rinder laufen ins Wohngebiet
Wie Zeugen der PZ schilderten, sei es nämlich nicht das erste Mal gewesen, dass Rinder von der besagten Weide ausgebüchst sind. „Phasenweise ist das täglich vorgekommen“, sagt eine Frau, die hier öfter spazieren geht. Die Tiere seien dann regelmäßig in der Nähe umherspaziert. Sogar bis auf den Häckselplatz und ins Wohngebiet Schelmenäcker seien sie gekommen, bevor der Landwirt sie wieder eingefangen hätte. „Das war da schon gefährlich, schließlich ist die B10 nur einen Steinwurf entfernt“, so die Frau. Mehr als einmal sei der betroffene Besitzer von Einwohnern auf das Problem aufmerksam geworden. Ihr ist wichtig zu betonen: Der Landwirt habe sich immer gut um die Rinder gekümmert. Sie vermute aber Probleme am Zaun, der teilweise „demoliert“ gewesen sei.
Laut Landwirt sei das aber nicht das Problem gewesen. Er habe seine Weide „wie alle anderen Landwirte“ mit einem doppeldrahtigen Stromzaun gesichert. Trotzdem gibt er zu, dass vor allem die Jungrinder öfter unter dem Zaun durchgeschlüpft seien. „Wir haben geschaut, dass wir alles richtig machen“, so der Mann, „aber bei den Kleinen lässt sich das nicht immer verhindern.“ Das Problem bei der jetzigen Tragödie vergangene Woche sei ein anderes gewesen: „Dieses Mal ist die Hauptherde ausgebüchst.“ Das sei vorher noch nie passiert. „Es muss irgendein Vorfall passiert sein, der die Tiere aufgeschreckt hat“, vermutet der Landwirt. Sofort nach dem Ausbruch habe er den Vorfall dem Veterinäramt gemeldet, mit dem er seitdem regelmäßig in Kontakt steht. Er und seine Familie hätten versucht, die Rinder wieder zurückzutreiben – „aber die waren nicht mehr händelbar, überhaupt nicht mehr zugänglich.“ Sobald sie in deren Nähe kamen, hätten sie Reißaus genommen. So etwas hätte er bei seinen Jungtieren vorher nie erlebt. „Vielleicht war es ein Fuchs, ein Hund oder irgendwas anderes.“
Landwirt zieht Konsequenzen
Nach dem Unfall wurde die Polizei eingeschaltet. Um schlimmeres zu verhindern, mussten die vier übrigen Rinder von Jägern erschossen werden.
Eine Tragödie, aus der auch der Besitzer jetzt Konsequenzen zieht. „Das war’s mit den Tieren bei uns.“ Die restlichen Rinder seien momentan in einem Stall untergebracht und würden so schnell es geht verkauft. „Das Risiko ist einfach zu groß.“ Die spezielle Rasse der Hochland-Rinder hätte er ohnehin nur als Hobby gehalten. „Damit die Spaziergänger auch was zu sehen haben auf der Weide“, sagt er. Gewerblich hält der Landwirt Mastrinder. Auch die Hochland-Rinder seien versichert gewesen. Wer hier haftet, ist noch ungewiss. Der Unternehmensberatungsdienst des Landesbauernverbands Baden-Württemberg, der Landwirte in Sachen Versicherungen berät, gibt an, dass auf jeden Fall eine Untersuchung erfolgen muss. Dazu zählt auch, ob die Weide ausreichend umzäunt war.
Ob der Landwirt wegen des entstandenen Unfalls zusätzlich mit rechtlichen Konsequenzen rechnen muss, weiß er momentan noch nicht. Die Polizei geht der Sache nach. „Dabei wird auch geschaut, was Ursache für den Ausbruch war“, sagt ein Pforzheimer Polizeisprecher.