KSC-Größe Wanitzek: „Natürlich wäre mehr drin gewesen“
Karlsruhe. Für den Karlsruher SC war am Sonntag der Tag schon gerettet, ehe das Spiel gegen den SC Paderborn (3:0) überhaupt angepfiffen war. Als Marvin Wanitzek per Videobotschaft von der Stadionleinwand seine vorzeitige Vertragsverlängerung verkündete, versetzte er das Stadion in kollektive Ekstase. Dabei herrschte zuvor atemlose Stille, weil mancher befürchtete, die Botschaft könnte mit dem folgenden Satz enden: „Jetzt aber ist es für mich an der Zeit, den Verein nach acht Jahren zu verlassen und ein neues Kapitel in meiner Fußball-Laufbahn aufzuschlagen.“ Tatsächlich aber wird der Kapitän, der beste Torschütze und Scorer, der Unterschiedsspieler auch die kommenden Jahre das KSC-Trikot tragen.
Karlsruhe. Für den Karlsruher SC war am Sonntag der Tag schon gerettet, ehe das Spiel gegen den SC Paderborn (3:0) überhaupt angepfiffen war. Als Marvin Wanitzek per Videobotschaft von der Stadionleinwand seine vorzeitige Vertragsverlängerung verkündete, versetzte er das Stadion in kollektive Ekstase. Dabei herrschte zuvor atemlose Stille, weil mancher befürchtete, die Botschaft könnte mit dem folgenden Satz enden: „Jetzt aber ist es für mich an der Zeit, den Verein nach acht Jahren zu verlassen und ein neues Kapitel in meiner Fußball-Laufbahn aufzuschlagen.“ Tatsächlich aber wird der Kapitän, der beste Torschütze und Scorer, der Unterschiedsspieler auch die kommenden Jahre das KSC-Trikot tragen.
PZ: Herr Wanitzek, was war im letzten Spiel der Saison der emotionalste Moment für Sie?
Marvin Wanitzek: Als ich vor dem Spiel im Spielertunnel stand, als das Video lief. Ich wusste grob, wann es losgeht, habe dann die Jubelszenen mitbekommen. So empfangen zu werden beim Rauslaufen war schon ein sehr, sehr besonderer Moment.
Was waren die ersten Reaktionen, die jetzt auch nach dem Spiel direkt bei Ihnen ankamen?
Ich glaube schon Dankbarkeit. Es ist nicht selbstverständlich, so lange in einem Verein tätig zu sein. Das ist für mich ja nicht nur ein Verein oder Arbeitgeber. Wenn Du als Fan schon alles miterlebt hast, alle Erfolge, jetzt als Spieler dann auch schon acht Jahre viel mitgemacht hast und viel positiv gelaufen ist, dann war es auch eine Entscheidung für die Familie, für die Heimat. Es gibt nicht allzu oft zweite Bundesliga vor der Haustüre. Das waren die entscheidenden Momente. Natürlich auch Dank an mein Trainerteam, das mich zu dem Spieler gemacht hat, der ich heute bin.
Wie lange haben Sie am Ende tatsächlich überlegt ...?
Es gab die letzten Jahre schon immer Möglichkeiten, mich zu verändern. Es stand auch viel Kohle im Raum. Aber es ging jetzt sehr zügig. Der Verein kam vor ein, zwei Wochen auf mich zu. Da musste ich nicht zweimal überlegen, habe mich noch mal kurz mit meiner Frau, meiner Familie zusammengesetzt, die eine entscheidende Rolle in meinem Leben spielen. Da war relativ schnell klar, dass ich hier weitermachen möchte.
Sie haben sich für den Weg zur KSC-Legende entschieden . . .
. . . darum geht es mir gar nicht. Mir geht es um Wertschätzung. Legende – das ist schön zu hören. Wenn Du natürlich so empfangen wirst, wenn nach Deinem Namen Fußballgott gerufen wird . . . Ich will einfach Bock haben, jede Woche zu kicken. Ich will Spaß haben, Verantwortung übernehmen. Ich glaube, dieses Jahr habe ich noch einmal einen besonderen Schritt nach vorne gemacht. Es geht auch darum, etwas zurückzugeben. Es macht enorm viel Spaß, ich fahre jeden Tag sehr gerne hier zum Training. Es gab nicht einen Moment, wo ich mal gesagt habe, ich möchte etwas anderes machen.
Haben Sie sich noch mal mit Christian Eichner besprochen? Er schien unter der Woche mit Bezug auf Ihre Personalie sehr entspannt.
Weil er mich als Mensch kennt. Er weiß, wie ich ticke, auch privat. Natürlich bekommt man da ein Gespür, natürlich tauscht man sich aus. Es ist so ein vertrauensvolles Verhältnis, das wir nun über Jahre haben, das beruht auf Gegenseitigkeit. Ein Dank an das Trainerteam, die haben mich nun schon sechs Jahre in Folge gepusht, auf mich gesetzt, mich zu dem Spieler gemacht, der ich bin. Ich habe mich dank ihnen toll entwickelt. Sie waren natürlich die ersten, die von meiner Entscheidung erfahren haben.
Wie lautet Ihr Gesamtfazit für die Saison?
Im Sommer, nach dem großen Umbruch, waren wir, glaube ich, alle skeptisch. In der Vorbereitung haben wir keine guten Ergebnisse erzielt. Der Dosenöffner war dann Budu Zivzivadzes Dreierpack am ersten Spieltag, das hat uns durch die Vorrunde getragen. Mit ihm haben wir dann einen Topspieler und Torjäger verloren, auch einen Typ in der Kabine, der menschlich sehr gut reingepasst hat. Das war nicht so einfach aufzufangen. Das macht etwas mit einer Mannschaft, das hat gedauert. Es hatte auch viel mit Krankheit und Verletzung zu tun, wo wir das personell nicht einfach eins zu eins auffangen konnten. Trotzdem haben wir uns da wieder rausgekämpft, wie die letzten Jahre auch. Das Umfeld braucht auch ein Gespür dafür, dass wir immer liefern, wenn es darauf ankommt. Das zeichnet uns als Mannschaft aus, ein starker Charakter, großer Zusammenhalt. Deshalb sind wir jetzt auch sieben Spiele ungeschlagen.
Und trotzdem hat es nicht mehr ganz nach oben gereicht.
Natürlich wäre mehr drin gewesen. Gerade die Spiele nach der Hinrunde, als wir aus fünf Spielen nur einen Punkt geholt haben, tun am Ende weh. Nichtsdestotrotz kann jeder Einzelne stolz sein, was er diese Saison geleistet hat. Das ist nicht selbstverständlich nach so vielen Abgängen, wo wir, glaube ich, in Summe mehr als 50 Scorerpunkte verloren haben. Deshalb ein sehr großes Kompliment an alle.
Gab es Spiele, wo Sie nun denken, da hätten wir mehr holen können oder müssen?
Natürlich. Im ersten Rückrundenspiel in Nürnberg kriegst du in letzter Minute ein Tor, Du führst gegen Düsseldorf 2:0 und verlierst. Das sind schon vier Punkte. Auch Spiele wie das 0:0 gegen Ulm hier, gegen Braunschweig, wo wir eigentlich auf ein Tor spielen und mit 0:2 rausgehen, Münster, wo wir zur Pause 3:0 führen müssen, Regensburg genauso. Das ist in Summe einfach zu viel.
Aber ihr habt nach dem verkorksten Start ins neue Jahr die Wende geschafft.
Wir haben uns zunächst damit beschäftigt, die Gegentore abzustellen. Das ist mit der Umstellung auf Dreierkette sehr gut gelungen. Es hat nicht gleich gefruchtet, aber wir sind auf einem sehr guten Weg.
Was braucht es, um noch einen Schritt nach vorne zu machen?
Konstanz natürlich, in den Ergebnissen und Leistungen. In dieser Liga ist alles möglich. Wir brauchen defensive Stabilität, weil aufgrund unserer offensiven Qualität bekommen wir immer Torchancen. Jetzt vielleicht noch der eine oder andere Neuzugang mit ein bisschen Erfahrung, der schon etwas erlebt hat, um den Kader zu stärken.
Wie groß ist die Hoffnung, dass der Umbruch in diesem Jahr nicht wieder so krass ausfällt?
Natürlich wissen wir, dass sich junge Spieler wie Max Weiß, wie David Herold, wie Marcel Beifus in den Vordergrund gespielt haben. Aber wenn da ein Angebot reinkommt, kann der Verein auch ordentliche Einnahmen generieren und ist dann auf dem Markt selbst wieder handlungsfähig.
