Gemeinden der Region
Neuhausen -  29.10.2018
Artikel teilen: Facebook Twitter Whatsapp

Kabarettist und Schriftsteller René Sydow in Neuhausener Theaterschachtel

Neuhausen. Ein weiser Mann erkennt die folgenschweren Zukunftsfragen, die bestehenden Ungerechtigkeiten und die bedenklichen Entwicklungen einer Gesellschaft. Er kann an dieser Bürde verzweifeln, sich in die Banalitäten des Alltags flüchten oder aber die Auseinandersetzung mit den anderen Menschen dieser Gesellschaft suchen. Der Kabarettist und Schriftsteller René Sydow hat sich Letzterem verschrieben, indem er sein drittes Soloprogramm „Die Bürde des weisen Mannes“ auf die Bühne bringt.

Nahezu alle großen Themen

Am Freitag beschert er seinen Zuhörenden in der Theaterschachtel Neuhausen damit einen gleichermaßen unterhaltsamen als auch denkwürdigen Abend. Innerhalb von zwei Stunden nimmt er sich nahezu allen großen Themen an, die die Menschheit derzeit beschäftigen (sollten): die Schere zwischen Arm und Reich, den Klimawandel und die EU, über Religion, die Digitalisierung und das Ausgebranntsein. Mal schlüpft er in die Rolle eines digitaler Jungunternehmers, der blauäugig die neusten Technologien anpreist, welche die Existenz des Menschen auch über seinen Arbeitsplatz hinaus in Frage stellen. Dann wiederum spielt er den Teufel, der sich in Anbetracht perfider Wirtschaftsstrategien ins Fäustchen lacht.

Die Pointen sind dabei präzise gesetzt und machen aus Themensprüngen nahtlose Überleitungen. Die Sprachgewandtheit des 38-Jährigen beeindruckt genauso wie seine Fachkenntnis. Viele seiner Beispiele und Anekdoten entsprechen gut recherchierten Fakten, die immer wieder zu verwunderten und schockierten Reaktionen im Zuschauerraum führen. Sydow hat jedoch nicht das Ziel, sein Publikum dadurch zu erschüttern. Vielmehr ist er permanent auf der Suche nach Gegenkonzepten zu menschenfeindlichen Strukturen und einem hoffnungsvollen Blick in die Zukunft.

Interesse und Charakter

In seinen Augen ist es die Bildung, die die Welt von morgen und die nächste Generation in die richtige Richtung lenken kann. Sie sollte auf Interesse und Charakter anstatt auf Wissensanhäufung und Kompetenzerwerb beruhen, so dass Kinder zu verantwortungsvollen Erwachsenen anstatt zu werbegesteuerten Konsumenten werden. Und vor allem sollten nicht Schule und Lehrer allein dafür verantwortlich gemacht werden, sondern alle Mitglieder der Gesellschaft diese Bürde gemeinsam tragen.

Autor: Sofia Morelli