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Schömberg -  17.06.2019
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Kabarettistin Sia Korthaus macht „Lust auf Laster“ in Schömberg

Schömberg. Wir kennen sie doch alle, die kleinen und großen Verlockungen des Lebens. Die sündhaften Shoppingtouren etwa, die Heißhungerattacken, der Hang zu Völlerei, Wollust und Faulheit. Von solchen alltäglichen Lastern erzählt und singt Sia Korthaus in ihrem Soloprogramm „Lust auf Laster“.

Und spricht damit keineswegs nur Fernfahrer und junge Mütter an, die sich von „promovierten Kunstwissenschaftlerinnen zu professionellen Lastenträgerinnen“ gewandelt haben und für ihre Kids ein „Monstertruckfestival“ auf dem Spielplatz in Gang setzen. Zum dritten Mal gastiert die westfälische und wandlungsfähige Kabarettistin in der ausverkauften Seh(e)-Bühne des Kaffee-Gässle-Vereins Schömberg. Und gesteht mal gleich, ein bequemer Mensch zu sein, der lieber verputzt als putzt. Außer wenn die Steuererklärung ansteht, dann sei die Wohnung so sauber wie noch nie. „Müßiggang ist aller Laster Anfang“, sagt sie. Im Gegensatz zum typisch deutschen Arbeitseifer, wegen dem manche nicht mal Zeit für einen Burnout hätten. Eifrig seien auch die Sportfanatiker, die fünf Mal in der Woche ins Fitnessstudio rennen und sich mit Anabolika vollpumpen. Mit dem Effekt: „Oben wachsen die Muckis, unten schwinden die Weichteile.“ Für viele sei Sport aber auch ein Laster. „Für mich nicht“, sagt Korthaus, „ich find’s nur lästig.“ Das Publikum hat hörbar seinen Spaß mit der Schauspielerin und Sängerin, die als solche ihre besonderen Momente hat und mit großartiger Soul- und Chansonstimme berührt. Ob mit swingender Note wie bei „Ich geb‘ mich gern dem Laster hin, weil ich dafür empfänglich bin“ oder mit inhaltlichem Tiefgang wie beim Lied über Hass, Waffen und Geld. Machtgier sei schließlich eines der schlimmsten Laster. So wie das Rauchen, das ja schon im Wort Verbraucher stecke.

Gekonnter Rollentausch

Was die Komikerin vor allem kann, ist der Rollentausch: Mal verpasst sie ihrer frechen Showpraktikantin Britta in Gestalt einer Handpuppe einen sächsischen Akzent, erzählt so einen schlechten Witz nach dem anderen und lässt sie am Ende noch Limbo zu David Hasselhoff tanzen. Mal quiekst sie als vierjährige Svenja, die jetzt schon arbeitslos ist. Und mal klärt sie die Zuschauer als durchtriebene Oma Emmi im Kittel auf, eine Alt-68erin, die in Sex ihre „Kernkompetenz“ hat. Den 30-minütigen Orgasmus eines Schweins kommentiert sie etwa mit „Die armen Schweine, nur so kurz“. Zwischendurch geht’s zu Horst Lichter ins Fernsehen, zum Flugpiranha in die Zoohandlung und zur Servicedame am Flughafen, die auf die Pannen des Billigflugs nur mit ihrem „Servicelächeln wie’n Darmverschluss“ reagiert. Kurzweilig und überhaupt nicht lästig ist Sia Korthaus‘ Programm, auf das eine herrliche Poetry-Slam-Zugabe folgt.

Autor: Anita Molnar