Kampf gegen Überflutungen: Ist die Region vor den Gefahren jetzt sicher?
Enzkreis: Tiefschwarze Wolken ballten sich am Montag und Freitag wieder über der Region zusammen. In Orten, die nach solchen Wetterlagen in der Vergangenheit von verheerenden Überflutungen getroffen wurden, schauen viele Menschen bis heute mit einem mulmigen Gefühl auf die Gewitterfronten. Vor drei Jahren waren zuerst Stein und dann Ölbronn-Dürrn kurzzeitig in braunen Sturzbächen versunken.
Ötisheim hingegen hatte es drei Jahre zuvor, Anfang Juni 2013, gravierend erwischt. Der Ruf nach wirksamen Schutzmaßnahmen war damals laut in den betroffenen Gemeinden. Und verhallt ist das Bitten um bessere Vorkehrungen nicht – was vor allem daran liegt, das sich trotz jahrelangen Wartens noch immer zu wenig getan hat.
Dabei ist der Wille vor Ort durchaus vorhanden, die Bürger und deren Hab und Gut nachhaltig zu schützen. Doch insbesondere komplizierte Förderrichtlinien und bürokratischer Irrsinn machen das Vorhaben komplizierter als notwendig. In Ölbronn-Dürrn beispielsweise laufen noch bis Herbst dieses Jahres Untersuchungen, ob in den Gebieten, auf denen Schutzmaßnahmen realisiert werden sollen, womöglich seltene Käfer krabbeln. Dass Kleingetier wichtiger sein soll als vollgelaufene Keller, ist den meisten Menschen zwar nicht vermittelbar – doch ohne etwaige Ausgleichsmaßnahmen müsste die Kommune Fördermittel vor vorneherein abschreiben und würde sogar noch bestraft, weil sie sich über geltendes Recht hinwegsetzen würde.
Getan hat sich dennoch auch in Ölbronn-Dürrn bereits etwas: Auf eigene Kosten hat die Kommune erste Maßnahmen am Bahnhöfle und am Ölbronner Ortseingang umgesetzt – weitere Pläne liegen in der Schublade und sollen angegangen werden, sobald feststeht, mit wie vielen Fördermitteln man rechnen kann. Schließlich geht der Hochwasserschutz in die Millionen.
Dass die Maßnahmen teuer, nervenaufreibend und langwierig sind, weiß man auch in Ötisheim. Dort wurde ein doppelter Dammbau an der Wallgrabenstraße erst im laufenden Jahr fertiggestellt, um den Ortskern vor Überflutungen abzusichern und um die ansässigen Firmen beim Gewerbegebiet „Im Bruch“ zu schützen. „Das wasserrechtliche Verfahren, verbunden mit den erforderlichen Ausgleichsmaßnahmen, hat wesentlich länger gedauert als erwartet“, erläutert der Ötisheimer Kämmerer Johannes Schulz.
Die Dämme an der Wallgrabenstraße und „Im Bruch“ hätten die Gemeinde zusammen rund 100.000 Euro gekostet, so Schulz weiter. Geplant seien derzeit noch Maßnahmen in Form einer Schutzmauer für Wohnhäuser und Grundstücke „Im Brühl“ entlang des Erlenbachs Richtung Mühlacker. Darüber hinaus habe der Ötisheimer Gemeinderat bereits die Anschaffung eines Katastrophenschutzfahrzeugs für die örtliche Feuerwehr beschlossen, das gerade auch bei Hochwasser einsatzfähig sei. Hinzu komme ein mit Containern beladbares Fahrzeug, das dauerhaft mit Sandsäcken bestückt werden könne. „Solche Vorleistungen hatten wir bisher nicht“, sagt Johannes Schulz.
Auch Königsbach-Steins Bürgermeister Heiko Genthner spricht von hohen Hürden, die vor den wichtigen Zuschüssen stünden. Und auf bis zu 70 Prozent Förderung kann eine Gemeinde schwerlich verzichten. Und so lassen alle die komplexen Gutachten und Berechnungen von den wenigen spezialisierten Ingenieurbüros machen. An Arbeit fehlt es diesen Experten nicht.
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