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Enzkreis -  29.06.2019
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Karl Röckinger, der soziale Sachwalter

Manfred Lucha, Minister für Soziales und Integration in der Landesregierung, sprach von einer „großen Persönlichkeit“ und einem „Mann der ersten Stunde“. Worte der aufrichtigen Anerkennung gab es am Donnerstagabend zuhauf, als im Kreis beruflicher Weggefährten Ex-Landrat Karl Röckinger aus einem Amt verabschiedet wurde, welches im Reigen anderer honoriger Verpflichtungen wohl das bedeutsamste, wenn auch in der Öffentlichkeit am wenigsten sichtbare war. Als Verbandsvorsitzender des Kommunalverbandes für Jugend und Soziales Baden-Württemberg (KVJS) hatte Karl Röckinger das damals neue Verbandskonstrukt im Jahr 2005 übernommen und – wie die Laudatoren unisono betonten – seitdem den Verband mit „großem Engagement und Fachwissen begleitet und geprägt“.

Der KVJS fungiert als Kompetenz- und Dienstleistungszentrum für die 44 Stadt- und Landkreise, als Partner des Landes und der freien Wohlfahrtpflege und ist in entscheidender, auch konstruktiver Weise an der Gestaltung der sozialen Infrastruktur in Baden-Württemberg beteiligt.

„Spirituelles Zentrum“ des Verbandes ist – neben dem Wasserschloss in Flehingen – das KVJS-Tagungszentrum in Herrenberg-Gültstein. Dort machte Manfred Lucha deutlich, in welch entscheidender Weise Karl Röckinger den Kommunalverband – „quasi die soziale Holding des Landes“ – geprägt und zukunftsfähig aufgestellt hat. Dem ehemaligen Enzkreis-Landrat – auch sein Nachfolger Bastian Rosenau war gekommen – bescheinigte der Minister kluge Besonnenheit, offene Geisteshaltung und große Konsensfähigkeit – wichtige Voraussetzungen, wenn es darum gehe, die Zielsetzung der KVJS zu erfüllen, nämlich Kindern, Jugendlichen und behinderten Menschen eine Teilhabe an unserer Gesellschaft zu geben.

„Deine Amtszeit war ein Segen“, betonte auch Joachim Walter, Landrat von Tübingen und Präsident des Landkreistages Baden-Württemberg. Mit einem hohen Maß an Fachlichkeit und einem klaren sozialpolitischen Kompass habe Karl Röckinger den Kommunalverband gesteuert und ihn erfolgreich als Scharnier zwischen Land und Kommunen etabliert.

Neben Landrat a.D. Johannes Fuchs – er ist Präsident des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge – und Ursel Wolfgramm – Vorstandsvorsitzende der Liga der freien Wohlfahrtspflege in Baden-Württemberg – ergriff auch Gerhard Bauer das Wort. Der Landrat von Schwäbisch Hall übernimmt am 1. Juli in der Nachfolge von Karl Röckinger die Leitung des Kommunalverbandes.

Karl Röckinger konnte am Ende einer 15-jährigen Verbandsarbeit feststellen, „dass der KVJS heute als Dienstleistungs- und Kompetenzzentrum Kontur angenommen hat“. Mit den Stadt- und Landkreisen bestehe auf vielerlei Ebenen ein konstruktives Miteinander. Über seinen allgemeinen Beratungsauftrag hinaus unterbreitet der Kommunalverband den Stadt- und Landkreisen ein vielfältiges Dienstleistungsangebot mit den Teilhabeplänen für Menschen mit Behinderung.

Mit berechtigtem Stolz verwies Karl Röckinger auch auf die Forschungsaktivitäten des KVJS, wo man aktuelle soziale Themen aufgreife und daraus finanzierbare Lösungsansätze entwickle. Röckinger: „Die Bilanz kann sich sehen lassen: Bis heute haben wir 15 Forschungsvorhaben umgesetzt, darunter auch Projekte mit bundesweiter Wahrnehmung.“

Stolze Bilanz auch an anderer Stelle: Die KVJS-Projekte zur Fortbildung erfahren wachsende Akzeptanz. „Allein im letzten Jahr waren es 15 000 Teilnehmer, die 684 Fortbildungen und Tagungen besucht haben“, bilanzierte Karl Röckinger. Darüber hinaus sei es gelungen, mehr als 4500 Menschen mit einer wesentlichen Behinderung in den Arbeitsmarkt zu vermitteln – mit einer erfreulichen Konstanz von 84 Prozent. Ohnehin gebe es immer wieder neue Aufgaben, denen sich der Kommunalverband stellen müsse – vom Bundesteilhabegesetz bis zum immensen Bedarf an zusätzlichen Kinderbetreuungsplätzen und dem damit verbunden Bedarf an Personal- und Fachkräften.

Karl Röckinger durfte nach 15 Jahren als KVJS-Vorsitzender feststellen: „Es erfüllt mich mit Freude, dass ich das Schiff und die Kommandobrücke in gutem Zustand an meinen Nachfolger übergeben kann.“ Nun aber gelte es neue Prioritäten zu setzen: „Bislang sieben Enkel zwischen sechs Monaten und zwanzig Jahren freuen sich auf den Opa, der nun etwas mehr Zeit hat.“ Für Karl Röckingers engagierte Verbandsarbeit gab’s ebenso herzlichen wie anhaltenden Beifall im idyllischen KVJS-Domizil in der sonnenbeschienenen Gäu-Landschaft.

Autor: Albert Esslinger-Kiefer