Kinder entwerfen ihre Welt in der Schömberger Spielestadt Schömsala
„Heute Nacht haben wir die Gewerbesteuern von euren Konten abgezogen“, gibt Luca Stoll preis. Etliche Buh-Rufe hallen ihm entgegen und Unzufriedenheit macht sich breit. Luca Stoll hat seit Montag das Zepter in „Schömsala“ übernommen und wurde zum Bürgermeister gewählt. Denn mitten in Schömberg hat sich auf dem Gelände der Ludwig-Uhland-Schule eine eigene Welt gegründet.
In der Spielstadt „Schömsala“ lernen die Kinder das Alltagsleben kennen und schlüpfen in neue Rollen. „Wir wollen den Kindern das Leben der Erwachsenen in all seinen Facetten näher bringen“, erklärt Gabriele Freimüller vom veranstaltenden Verein JuKi Schömberg. Von Montag bis Freitag kommen die Kinder täglich von 9.30 Uhr bis 16.30 Uhr nach „Schömsala“.
Zunächst müssen sie sich beim Einwohnermeldeamt anmelden. Anschließend geht es zur Bürgerversammlung. Dort geben der Bürgermeister und die Gemeinderäte amtliche Neuigkeiten bekannt. Natürlich dürfen auch das „Schömsala-Lied“ und der passende Tanz nicht fehlen. Doch schnell ruft die Pflicht, und die Kinder müssen auf Jobsuche zum Arbeitsamt. Bei 34 Betrieben in sechs unterschiedlichen Sektoren kann die passende Arbeit ausgewählt werden. „Eine Stunde muss gearbeitet werden, dann gibt es Geld“, sagt Freimüller. Der Lohnscheck kann bei der Bank in Bargeld ausbezahlt oder auf das Sparbuch gelegt werden.
Gearbeitet werden kann beispielsweise in einer Schneiderei oder Gärtnerei. Aber auch beim Friseur und im Nagelstudio stehen Jobs zur Verfügung. Auch für die Verpflegung ist mit Bäckerei, Pizzeria, Getränkestand und Cocktailbar gesorgt. Ebenso darf ein Medienbereich mit einer kleinen Druckerei nicht fehlen. Selbstverständlich müssen die Kinder bei den Betrieben mit dem erarbeiteten Geld bezahlen.
An jeder Station stehen professionelle Betreuer zur Seite. „Schömsala“ gibt es seit 2005 und wird alle zwei Jahre ausgetragen. Rund 180 Kinder und 93 Ehrenamtliche nehmen 2019 teil. Die Kinder kommen dabei aus der nahen Umgebung und vereinzelt sogar aus Pforzheim. Bereits seit Anfang an zählt Ellen Ragg zu den Ehrenamtlichen.
„Meine Kinder haben früher selbst mitgewirkt und sind heute Betriebsbetreuer“, so Ragg. Wie zahlreiche andere Helfer, hat auch sie sich für die Spielstadt Urlaub genommen. „Von Beginn an haben wir einen Stamm entwickelt, der über die Jahre größer geworden ist“, freut sich Freimüller.