Gemeinden der Region
Remchingen -  12.11.2021
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„Kinderfreundliche Kommune“ Remchingen geht in zweite Runde

Remchingen. Seit 2017 darf sich Remchingen dank umfangreicher Beteiligungsaktionen und Zukunftsideen zugunsten der jungen Bürger „Kinderfreundliche Kommune“ nennen – nun steht die Vorlage des zweiten Aktionsplans bevor, den Projektkoordinatorin Michaela Ungerer bei der Gemeinderatsitzung am Donnerstagabend präsentierte. Erfüllt die Gemeinde die darin gesteckten Ziele innerhalb von drei Jahren, darf sie das Siegel dauerhaft behalten. Viele der 13 Maßnahmen knüpfen an bisherige an, um Kinderrechte weiter zu stärken und Netzwerke zu etablieren. Zu konkreten Punkten gehören sichere Verkehrswege, neue Treffpunkte und eine Beteiligung an der Umgestaltung der Nöttinger Ortsmitte.

Die meisten Blicke der Ratsmitglieder auf sich lenkten jedoch die Maßnahmen zur Einrichtung eines Familien-, Kinder- und Jugendbüros im neuen Rathaus und zum Aufbau eines Bildungsnetzwerks sowie, damit verknüpft, die Anstellung einer pädagogischen Fachkraft, welche – je nach Arbeitszeitanteil und unter Berücksichtigung einer Kreisförderung – mit jährlichen Personalkosten für die Gemeinde zwischen 20 000 und 45 000 Euro verbunden wäre. Die Maßnahmen hatte der Rat im ersten Plan 2017 prinzipiell beschlossen, bisher aber nicht umgesetzt, was die Kommission erwartet, um das Siegel zu behalten.

„Es wäre aber zu kurz gedacht, dass wir das Büro einrichten, nur um uns das Siegel zu sichern“, unterstrich Dieter Walch (CDU). Vielmehr sehe er dies als wichtiges Hilfsangebot der Gemeinde. „Familiäre und erzieherische Probleme oder Verhaltensprobleme bis hin zu Drogensucht sind in Remchingen genauso vorhanden wie anderswo – wir sind hier keine heile Welt und sollten ihnen begegnen.“

Eine neue Stelle

Walch plädierte für eine Halbtagsstelle. „Ja, das ist es uns wert – aber unter der Vorgabe, dass dies keine Blankoentscheidung ist und wir uns beispielsweise über eine Befristung noch Gedanken machen können“, erklärte Markus Gartner (Freie Wählervereinigung). „Die Initiative geht voran und bringt der Gemeinde etwas“, begründete Katharina Kammerer die Zustimmung der Grünen und schlug eine mögliche Stellenkopplung mit einer oder einem Integrationsbeauftragten vor.

„Es ist nicht nur eine Freiwilligkeit, sondern unsere Pflicht, den Kindern und Jugendlichen gegenüber“, erinnerten Antje Hill und Andreas Beier (SPD) an die mittlerweile gesetzlich verankerte Beteiligungspflicht. „Früher gab es tolle Ideen, aus denen nichts passiert ist. Jetzt haben wir jemanden, der Kontakte knüpft und sich kümmert – das macht Kinder stolz und gibt ihnen Vertrauen in die Heimatgemeinde.“

Während alle anderen zustimmten, enthielten sich Wolfgang Oechsle und Lothar Scheurer (Bürgerliste) dem Beschluss des Aktionsplans. „Wir unterstützen die bereits vorzügliche Kinder- und Jugendarbeit“, erklärte Oechsle – man müsse in Anbetracht der Finanzlage und vieler Verpflichtungen, zu denen er Kindergartenneubau und Hallenbad, aber auch die Verstärkung des Bauhofs zähle, auch Grenzen sehen und mit weiteren Personalkosten aufpassen: „Wehret den Anfängen!“

Neben zehn offenen Fragen an den Bürgermeister verwies Oechsle darauf, dass der Punkt auf der Tagesordnung als Vorstellung und nicht als Beschluss ausgewiesen sei und bat um Vertagung. Letzteres sei abwegig, antwortete Bürgermeister Luca Wilhelm Prayon: Die Rechtsaufsichtsbehörde habe sich überrascht gezeigt über so eine Anfrage und grünes Licht für eine Abstimmung gegeben, so Prayon, der den Fragenkatalog beantwortete. Zur Frage, inwieweit das Projekt die Kapazitäten des Bürgermeisters binde, konnte er sich den Kommentar nicht verkneifen, dass die Bürgerliste in der Steuerungsgruppe, wo die Themen detailliert vorbesprochen würden, nicht einmal erschienen sei: „Das ist kein guter Stil, eigentlich eine Unverschämtheit. Während manche erst gar nicht kommen, werden es andere hinbekommen. So wie ich mich auch um alles andere kümmere, von den Vereinen bis zu den Senioren, kümmere ich mich auch darum.“

Autor: zac