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Calw -  10.04.2019
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Klein aber oho im Bereich der Digitalisierung

Calw. Landrat Helmut Riegger ist ein Verfechter der Digitalisierung: Er möchte mit der Einführung der E-Akte die Verwaltung auf eine papierlose Behörde umstellen und forciert den Breitbandausbau. Anfang April reiste er mit einer Delegation aus Kreisräten, Bürgermeistern und Vertretern der Verwaltung in die estnische Hauptstadt Tallinn, um einen Blick in die digitale Zukunft zu werfen. Estland gilt in Europa als Vorreiter von E-Government und liegt derzeit auf Platz zwei beim Ausbau der digitalen Verwaltung.

Zu Beginn der Fachstudienreise wurde die 21-köpfige Delegation in der deutschen Botschaft vom stellvertretenden Botschafter Martin Langer empfangen. Er machte deutlich, dass Estland ein Eldorado für Start-Ups sei, die Wirtschaft dienstleistungsorientiert aufgestellt sei und viele staatliche wie private Dienstleistungen mit dem Bürgerausweis in Anspruch genommen werden können. Was sich dahinter verbirgt, wurde der Delegation im s „E-Estonia Showroom“, eine Art digitales Schaufenster, verdeutlicht. Dort arbeitet der Deutsche Tobias Koch, der anhand seiner ID-Karte veranschaulichte, dass diese für alle Lebenslagen genutzt werden kann. Sie ist Personalausweis, Führerschein und Gesundheitskarte in einem. Mit ihr kann die Krankenakte eingesehen, online gewählt, ein Gewerbe angemeldet oder der Wohnsitz umgemeldet werden.

Möglich ist dies, weil Bürger mit der Karte rechtsgültig unterschreiben oder sich ausweisen können. Koch bezeichnet Estland als „die coolste digitale Gesellschaft“. Er führt dies darauf zurück, dass Estland nach der Unabhängigkeit darauf gesetzt habe, eine Informationsgesellschaft zu werden. Deshalb sei dort der Zugang zum Internet als soziales Grundrecht verankert und könne dank der guten mobilen Breitbandverbindungen auch in Anspruch genommen werden.

Auch in viele andere Bereiche der Digitalisierung konnte die Delegation einen Einblick gewinnen. „Ich bin von der Vereinfachung der Bürgerservices begeistert“, resümierte Riegger beim Empfang in der Residenz des Botschafters: „Deutschland hinkt bei der Digitalisierung um viele Jahre hinterher.“ Die Reise sei ein voller Erfolg und wichtiger Impuls für die eigene Digitalisierungsstrategie gewesen, so der Landrat.