Gemeinden der Region
Neulingen -  07.04.2022
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Klimaschutz beginnt auch in Neulingen vor der Haustür

Neulingen. Der Klimawandel schreitet voran und seine Folgen wird auch die Region zu spüren bekommen. Gelingt bei den Kohlendioxid-Emissionen nicht ein deutliches Gegensteuern, dann könnte die mittlere Jahrestemperatur in Neulingen bis 2050 von aktuell 9,3 auf 10,6 Grad Celcius ansteigen, die Anzahl der heißen Tage sich mehr als verdoppeln, die Frost- und die Eistage deutlich weniger werden – und im Winter die Niederschlagsmenge steigen, während sie im Sommer sinkt.

Es sind keine wirklich schönen Aussichten, die Björn Ehrismann am Mittwochabend in der Gräfin-Rhena-Halle präsentiert hat. 35 Teilnehmer haben sich dort eingefunden, um dem Leiter der Kommunalberatung der Klimaschutz- und Energieagentur Enzkreis Pforzheim (keep) zuzuhören – und um Ideen zu sammeln. Denn im Rahmen einer Fokusberatung sollen in Kooperation mit der keep Schwerpunkte für Neulingen erarbeitet werden. Und da schadet es nicht, sich zunächst einmal die Ausgangslage zu Gemüte zu führen, mit Zahlen aus dem Jahr 2019. Diese zeigen, dass in Neulingen 674 Autos auf 1 000 Einwohner kommen – und damit ein paar mehr als im Landesdurchschnitt. Die privaten Haushalte sind für rund 40 Prozent des Energieverbrauchs verantwortlich, der Verkehr für etwa ein Drittel. Insgesamt wurden 2019 auf Neulinger Territorium rund 117 000 Megawattstunden verbraucht und rund 35 000 Tonnen Kohlendioxid ausgestoßen. Für Solarthermie gibt es in der Gemeinde bereits mehr als 900 Quadratmeter Kollektorfläche, für Photovoltaik insgesamt 342 Anlagen mit einer Spitzenleistung von 4435 Kilowattstunden peak. Zwei Drittel der als sehr gut bewerteten Dachflächen sind für eine derartige Nutzung schon erschlossen.

2019 hat sich Neulingen mit dem Beitritt zum Klimaschutzpakt des Landes auf den Weg zu einer klimaneutralen Verwaltung bis 2040 gemacht. Zusammen mit Niefern-Öschelbronn und dem Enzkreis arbeitet die Gemeinde als Pilotkommune im Projekt „LoKlim“ an einem Forschungsvorhaben der Universität Freiburg zur Klimawandelanpassung mit. Bürgermeister Michael Schmidt (parteilos) steht hinter diesen Entscheidungen. Schon jetzt könne man „deutliche Klimaveränderungen“ feststellen, sagt der Bürgermeister und verweist unter anderem auf die Zunahme von Extremwetterereignissen wie Dürre, Trockenheit und Starkniederschläge. „Es sind ambitionierte Maßnahmen nötig, um die Verluste und Schäden, die im Zusammenhang mit dem Klimawandel für die Ökosysteme und somit letztlich für uns alle entstehen, zu verringern“, betont Schmidt. Eine Aussage, die er auch auf jeden Einzelnen bezieht.

Und Jörg Scholtes von der Abteilung Nachhaltige Stadt der Netze BW liefert die passenden Zahlen: Ein halbes Pfund Butter verursacht sechs Kilogramm Kohlendioxid, ein Cheeseburger vier Kilogramm, ein Hin- und Rückflug von Berlin nach Mallorca 850 Kilogramm, 100 Stunden am Computer sorgen für sechs Kilogramm, 100 Tassen Kaffee für acht Kilogramm und 1000 Google-Anfragen für sieben Kilogramm.

Autor: Nico Roller