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Knittlingen -  03.01.2021
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Knittlinger Mundharmonika-Orchester blickt betrübt auf ein ruhiges Jahr zurück

Knittlingen. Wie viele andere kulturelle Vereine hat das Pandemie-Jahr 2020 auch das bekannte Knittlinger Mundharmonika-Orchester musikalisch ausgebremst. „Unsere Weihnachtsfeier am 22. Dezember 2019 vor über 400 Besuchern war das letzte Konzert vor dem Corona-Lockdown“, berichtet Manfred Dannecker im Gespräch traurig. Das weit über die Grenzen von Knittlingen hinaus berühmte Orchester hat seit seiner Gründung im Jahr 1927 viele Galakonzerte und Tourneen im In- und Ausland bestritten. Überdies wurden drei Tonträger produziert.

Seit 1960 spielt der heute 69-jährige Dannecker selbst Mundharmonika, seit 1969 ist der frühere langjährige Kämmerer der Stadt Knittlingen der musikalische Leiter der aktuell 45 Musiker in seiner Harmonika-Bigband. Denn neben 28 chromatischen Mundharmonikas, die drei Oktaven spielen können, sind auch Akkordeons, Keyboards, E-Bass, Gitarren, Schlagzeug und Percussions-Instrumente besetzt.

Dannecker bedauert, dass von Mitte März bis September im vergangenen Jahr keine Proben stattfinden konnten. Seit Mitte Oktober herrscht nun sogar absoluter Stillstand. Der alte Festsaal im alten Teil des Knittlinger Schulgebäudes, der schon seit 60 Jahren als Probelokal genutzt wird, wird zurzeit saniert und umgebaut. Und das Ausweichquartier im Foyer des Schulhaus-Neubaus wurde schließlich wegen der Pandemieentwicklung gesperrt. So konnten dort im vergangenen Jahr insgesamt nur drei Proben stattfinden. „Ich hoffe, dass wir so schnell wie möglich wieder in das Schulfoyer dürfen und dass der alte Festsaal bald saniert ist“, sagt Dannecker.

Zwischenzeitlich hat der Dirigent neue Titel ausgesucht, sie nach seinen Vorgaben arrangieren lassen und seinen Musikern die Noten sowie eine entsprechende Tonaufnahme zugeschickt, damit zu Hause geprobt werden kann. „Unsere Melodien aus den Bereichen Rock, Pop, Klassik, Musicals, Oldies und Country müssen so klingen, wie sie jeder kennt“, ist Dannecker überzeugt. Das am 11. November 2020 geplante Konzert in der Ötisheimer Erlentalhalle mit dem bekannten Schlagerduo Anita und Alexandra Hofmann wurde bereits auf November 2021 verschoben.

Konsequente Jugendarbeit

Im Jahr 2027 steht das 100-jährige Bestehen des Orchesters an, dessen Gründung auf die Oktav-Konzertmundharmonika zurückgeht, die als Diatonische Mundharmonika in Knittlingen einst aus einer jahrhundertelangen Knittlinger Mundharmonikatradition entstand. Denn 1927 begründeten Harmonikamacher bei der einstigen Knittlinger Firma Hohner das Orchester. „So weit denken wir heute noch nicht“, winkt Dannecker jedoch ab.

1969 übernahm er als 18-Jähriger das Mundharmonika-Orchester mit damals noch sieben Mundharmonika-Spielern. Konsequente Jugendausbildung und die Besetzung weiterer Instrumente führten zu den heute 45 Aktiven und 20 Jugendlichen in der Ausbildung. „Mein Wunsch ist, dass wir alle gesund bleiben und unser Orchester weiter besteht“, sagt Manfred Dannecker. Denn: „Beim Mundharmonikaspielen kommt die menschliche Seele zum Vorschein.“ Dannecker hofft, dass auch das treue Publikum dem Orchester erhalten bleibt. Bisher war es immer selbstverständlich, in ausverkauften Häusern zu spielen.

Autor: Ilona Prokoph