Knittlinger Schauspielgruppe „Laterna Mystica“ bietet Faustisches im Pfleghof
Knittlingen. Der Pfleghof war am Wochenende Knittlingens kultureller Mittelpunkt. Hier feierte die Schauspielgruppe Laterna Mystica mit Musik und Theater ihr zehnjähriges Jubiläum. Das historische Steinhaus und die Braunsche Scheune gaben „Doktor Fausten’s Tod“ den stimmigen optischen Rahmen. Für vergnügte Party-Stimmung im gut besuchten Pfleghof-Areal sorgte später die junge Band „Seven Dice“ aus Bretten.
Heiteres Laienspiel
Zwei Szenen aus dem Schauspiel „Doktor Fausten’s Tod“ brannten sich bei der samstäglichen Open Air-Aufführung besonders nachhaltig ins Gedächtnis: Das gemeinsame Trinkgelage der vier Studenten – gespielt von Valentin Hille, Sascha Göring, Dominic Spill und Kevin Dix – mit ihrem Idol und Mentor Faust (Jannik Leger) und der geniale Moment, als Evelyn Glöckler als wackere Staufener Bürgerin außerplanmäßig und beeindruckend geistesgegenwärtig den rabenschwarzen Schnauzbart des Nachtwächters (Karl Hähnle) nicht nur auffing, sondern mit der gleichen schwungvollen Bewegung wieder an den Ausgangspunkt im Gesicht ihres verdutzten Mitspielers zimmerte. Ohne Frage wurde auch der stets beredte Mephisto vom jungen, vielseitigen Schauspieler Axel Schmidt-Basler hinreißend diabolisch gespielt, und sowohl Moritz Bindschädel (als Bursche Wenzel) als auch Christoph Wagner (als Famulus von Faust) beeindruckten in Rollen, die neben Textsicherheit auch eine außergewöhnlich gute physische Kondition erforderten.
Und natürlich muss hier auch die junge Marie Lauzansky erwähnt werden, die selbst ein frisch geschientes Bein nicht von ihrem (sitzenden) Auftritt abhalten konnte, an dessen Ende sie von Bürger Christoph (Christoph Lauzansky) kurzerhand von der Bühne getragen wurde.
Buntes Festprogramm
Die Aufführung von Fausten’s Tod wurde sowohl am Samstag als auch am Sonntag gezeigt, umrahmt von Akkordeonorchester, Festgottesdienst, Chormusik, Grußworten, Pop- und Cover-Songs oder von der Mittelalter-Musikgruppe „HypoKrass“. Das musikalische Highlight am Samstag gestaltete die junge Party-Formation „Seven Dice“ aus Bretten. Co-Regisseurin Gabi Leger erläuterte: „Nach der langen Zwangspause wollen wir nur noch spielen, tanzen, feiern“.
Die Feierlaune und das kollektive Tanzbein entfesselten „Seven Dice“ – Jerome Kronewetter, Vivienne Utescheny (beide Gesang), Michael Huber (Gitarre), Chris Pallesch (Bass), Tobias Blechschmidt (Schlagzeug) und Mika Wicklow (Keyboards und Gesang) – im Handumdrehen. Dem Pfleghof, wie dem gesamten Stadtzentrum Knittlingens, wären mehrere zugkräftige Veranstaltungen genau dieser Qualität zu wünschen.
