Kommen bald die Windräder? Kämpfelbacher Gemeinderat nicht abgeneigt
Kämpfelbach. Auch in Kämpfelbach könnten sich in einigen Jahren drei mehr als 100 Meter hohe Windräder in die Höhe recken – und zwar auf einer Fläche im Gewann „Rothenberg“ zwischen der Autobahn 8 und der Bundesstraße 10. Die EnBW plant ihre Errichtung – und der Gemeinderat steht dem Vorhaben grundsätzlich positiv gegenüber. Bürgermeister Udo Kleiner ließ bei der Sitzung am Montagabend keinen Zweifel daran, dass er von der Notwendigkeit der Anlage überzeugt ist.
Auch, weil die Gemeinde durch den zu erwartenden Nettoenergieertrag von jährlich rund 38.400 Megawattstunden auf einen Schlag energieautark wäre und eine deutlich positive Energiebilanz vorzuweisen hätte.
„Wir müssen etwas tun“, sagte Kleiner und gab zu bedenken, dass in Baden-Württemberg aktuell nur rund 0,2 Prozent der Landesfläche für den Bau von Windrädern ausgewiesen ist – und damit deutlich weniger als das von der Bundesregierung ausgegebene Ziel von zwei Prozent. Beim geplanten Standort handelt es sich um ein Waldgebiet, das sich im Besitz der Gemeinde befindet.
Nach aktueller Planung wären dort drei Anlagen mit einer Nabenhöhe von 167 Metern und einem Rotorendurchmesser von 160 Metern möglich, die allerdings von den meisten Stellen der Gemeinde aus kaum zu sehen wären. Das zeigen die Visualisierungen, die der für Projektentwicklung Windenergie zuständige EnBW-Teamleiter Michael Soukup in der Sitzung präsentierte. Dass die Fläche sich grundsätzlich eignen würde, zeigen die Windmessungen, die die EnBW von März bis Juni vorigen Jahres vorgenommen hat. Anschließend machte sich das Unternehmen an eine vorläufige Standortplanung, die zeigte, dass maximal drei Windräder möglich wären.
Der Standort zwischen Autobahn und Bundesstraße wäre den Planern zufolge auch in Bezug auf den Schallschutz optimal, weil der Straßenverkehr ohnehin lauter als die Windräder sein werde. Auch wenn die Schallanalyse beim immissionsschutzrechtlichen Genehmigungsverfahren erst noch erstellt werden muss, rechnet die EnBW nicht mit einer Überschreitung der gesetzlich vorgegebenen Werte. Im Wohngebiet „Leigstenhälde“, das dem Windpark mit einem Abstand von 1,1 Kilometern am nächsten läge, wären unter Volllast laut Sitzungsvorlage maximal 35 Dezibel zu erwarten – und damit auch nachts deutlich weniger als der Grenzwert von 40 Dezibel. Um den Windpark zu bauen, werden bis zu 1,5 Hektar benötigt, Wege eingerechnet. Dauerhaft gerodet bleiben voraussichtlich maximal 0,7 Hektar, der Rest wird renaturiert. Kleiner sieht in dem Windpark auch eine Möglichkeit zur Stärkung des kommunalen Haushalts, etwa durch Pachteinnahmen und finanzielle Zuwendungen der EnBW in Abhängigkeit von Einspeisung und Flächenanteil. Gebaut werden könnte die Anlage frühestens 2026. Nach einer Laufzeit von rund 25 Jahren würde sie die EnBW auf eigene Kosten zurückbauen.
Im Rat gab es zwar viele, auch kritische Fragen, aber keine grundsätzliche Ablehnung. „Wir brauchen die Windkraft, um die Energie der nächsten Jahre zu haben“, sagte Eddi Vögele (FWV) und Thomas Seyffarth (SPD) meinte: „Wir werden uns an den Blick auf die Windmühlen wohl gewöhnen müssen.“ Christine Fischer (MuM) forderte, das Projekt zeitnah auf den Weg zu bringen. Ähnlich äußerte sich Lothar Hein (CDU), der es gut gefunden hätte, wenn der Standort vor der Ratssitzung im Amtsblatt veröffentlicht worden wäre. Das sah auch der Rest des Gremiums so, war sich aber nicht einig, ob die Verwaltung jetzt schon damit beauftragt werden soll, im Anschluss an eine Bürgerinformationsveranstaltung mit der EnBW einen Gestattungsvertrag auszuarbeiten. Eine Mehrheit aus CDU und Freien Wählern stimmte dafür, diesen Schritt erst nach der Veranstaltung zu gehen.