Krise statt Kona-Spektakel: Triathlon-Stars traurig über WM-Ausfall
Mühlacker/Salzburg. Die Coronavirus-Krise trifft Triathlet Sebastian Kienle aus Mühlacker und ebenso die anderen drei deutschen Ironman-Weltmeister. Es geht ums Finanzielle, aber ebenso um die weitere Karriere.
Für Kailua-Kona auf Hawaii ist für den Samstag Sonne bei leichter Bewölkung vorhergesagt, die Temperaturen sollen über 30 Grad liegen. Das wären beste Bedingungen für ein weiteres denkwürdiges Rennen, doch daraus wird wegen der Pandemie eben nichts.
„Ein wenig Wehmut ist schon dabei“, sagt der dreifache Hawaii-Sieger Jan Frodeno. Schon lange steht fest, dass die WM, die traditionell mit einem Kanonenknall gestartet worden wäre, nicht stattfindet. Auf eine Verlegung auf Februar 2021 folgte später die Absage.
„Training ist schön, aber sind wir mal ehrlich: einen Wettkampf und das Kribbeln im Bauch kann es nicht ersetzen“, betont Patrick Lange, Gewinner 2017 und 2018. Den Hessen wird es in seiner Wahlheimat Salzburg in die Berge ziehen. Gesprächsstoff gibt’s genug, allen voran die „schönsten Erinnerungen“ seiner Erfolge auf Hawaii.
Absagen, Verletzung, Unwetter
Die Krise wegen Corona bringt auch die an Grenzen, die 3,86 Kilometern schwimmen, 180,2 Kilometer Rad fahren und dann auch noch 42,2 Kilometer laufen, sich also einer der härtesten sportlichen Herausforderungen stellen. 2020 finden kaum Rennen statt und als Kienle, der Weltmeister von 2014, wenige Wochen nach seinem bei einem Trainingssturz erlittenen Schlüsselbeinbruch in Davos in der Schweiz startete, machte ein Unwetter kurz nach dem Schwimmen den Abbruch erforderlich. Dazu dass es in Deutschland nun recht herbstlich ist, sagt Kienle: „Das Wetter passt zur Stimmung. Sonst war das immer schön, nach dem Rennen in Kona zurück nach Deutschland zu kommen, das Wetter hat die Pause dann noch gemütlicher gemacht. Jetzt verstärkt es die eher düstere Stimmung.“
Die Ironman-Besitzer versuchen mit virtuellen Rennen zu retten, was zu retten ist. Es gibt das übliche Vorprogramm in der Hawaii-Woche, dazu Blicke hinter die Kulissen. Ein virtuelles 17-Stunden-Event ist für die Zeit des eigentlichen Rennens geplant. „Trotz des für alle herausfordernden Jahres, waren wir entschlossen, einen Weg zu finden, die Traditionen und Errungenschaften zu feiern und zu ehren, die die Ironman-Weltmeisterschaft für so viele so besonders machen“, erklärte Geschäftsführer Andrew Messick.
Doch letztlich ist es, wie es „West Hawaii Today“ schrieb: „Anstatt die vertrauten Worte bis Mitternacht in Kailua-Kona zu hören – „You are an Ironman“ („Du bist ein Ironman“) –, wird es leise sein in der Stadt, vielleicht mit Ausnahme der gelegentlichen Geräusche der Coqui-Frösche.“
Gegenwind statt Rückenwind
Es fehlt die größte Plattform des Jahres: Da Triathlon weit weg ist von Millionen-Gehältern wie im Fußball ist das ein Problem. Ihr gehe es wie allen anderen Selbstständigen, Künstlern oder Musikern zum Beispiel, berichtet Anne Haug: „Natürlich bricht ein sehr großer Teil des Einkommens einfach weg.“
Da die gebürtige Bayreutherin vor einem Jahr als erste Deutsche bei der WM triumphierte, hätte 2020 gerade bei ihr die Kasse klingeln können. Nun ist Anne Haug einfach „extrem dankbar, dass ich ganz tolle Sponsoren habe, die auch in dieser schwierigen Zeit zu mir stehen. Länger als dieses Jahr sollte die Krise aber nicht dauern.“
Anne Haug wird im Januar nächsten Jahres 38, Kienle dann im Juli 37. Im August 2021 wiederum wird Lange 34 alt – und feiert Frodeno kurz vor dem Hessen gar schon seinen 40. Geburtstag. „Wer weiß – vielleicht ist meine Karriere ja schon zu Ende, ohne dass wir es wissen“, sagt Frodeno.
Kienle: „Ich bleibe optimistisch“
Wie der gebürtige Kölner macht sich auch Kienle Gedanken über die Zukunft. Existenzbedrohend sei die Corona-Krise für ihn sicher nicht. „Dazu lief es in den letzten Jahren zu gut, und wir haben gut gewirtschaftet, wie man so schön sagt“, so Kienle. Doch wenn im nächsten Jahr wieder keine Rennen möglich seien, müsse er sich schon fragen, ob er „weiter hundert Prozent“ Energie in den Sport stecken wolle: „Aber als Berufssportler bist du immer Optimist, also bleibe ich optimistisch.“