Küchenchef Roy Kieferle im PZ-Interview über die wegen Corona ausgefallene Bärlauchwanderung
Die Bärlauchwanderung mit Roy Kieferle in den Wäldern des Enzkreises zählt seit über 30 Jahren zu den beliebtesten Veranstaltungen der „Pforzheimer Zeitung“ mit Tausenden Teilnehmern. Wegen der Corona-Krise muss die Sammelaktion in diesem Jahr allerdings ersatzlos gestrichen werden. Wanderführer und Bärlauch-Experte Roy Kieferle vom Dobler Wagner- stüble macht aber trotzdem Appetit auf das Wunderkraut, das mit seinen zahlreichen gesunden Inhaltsstoffen unter anderem auch das Immunsystem stärkt.
PZ: Herr Kieferle, seit vielen Jahren bieten Sie für PZ-Leser Bärlauchwanderungen im Enzkreis an. Die Corona-Krise hat die Tour nun zum ersten Mal ver- masselt. Wie ist Ihnen zumute?
Roy Kieferle: In über 30 Jahren Bärlauchwanderung ist das für mich die erste gefühlte Katastrophe. Allein schon deshalb, weil es in diesem Jahr so viel Interesse und Anfragen gegeben hat, wie selten zuvor. Ich werde das Gefühl nicht los, dass der Druck zu mehr gesunder Ernährung bei vielen Menschen stärker in den Vordergrund rückt. Ob dabei auch das Coronavirus eine Rolle spielt, kann ich nicht sagen. Ich glaube aber, dass Corona auf alle Fälle ein Angstfaktor ist, der den ein oder anderen auch künftig dazu veranlasst, einen genaueren Blick darauf zu richten, wie er sich ernährt.
PZ: Bärlauch gilt als unheimlich gesundes Kraut. Ist es denkbar, dass der wildwachsende Lauch auch einen positiven Effekt im Hinblick auf die Viruserkrankung hat?
Roy Kieferle: Bärlauch ist mit seinen Inhaltsstoffen ein absolutes Multitalent, das den Stoffwechsel im Organismus aktiviert und das Immunsystem stärkt. Das Gute dabei: Schon kleinste Dosen wirken. Und Bärlauch beeinflusst viele Körperbereiche, wirkt beispielsweise antibakteriell wie alle Lauchgewächse und spielt auch beim Entgiftungsstoffwechsel eine Rolle. So gesehen, hat er eine unglaubliche gesundheitsfördernde Schlagkraft und schmeckt mit seiner leichten Knoblauchnote lecker.
PZ: Wie wirkt sich Bärlauch und vitaminreiche Ernährung generell auf die Gesundheit aus?
Roy Kieferle: Wenn jemand bisher keinen großen Wert darauf gelegt hat, Obst, Gemüse oder auch Bärlauch zu essen, seine Ernährung dann aber verstärkt darauf ausrichtet, wird er ein gewisses körperliches Wohlbefinden spüren. Das wage ich mal zu behaupten. Industrieware und Fertiggerichte können das nicht leisten. Der Körper quittiert es mit einem Dankeschön, wenn vitaminreicher gegessen wird. Und Vitamine haben schließlich auch eine schützende Funktion für den Organismus.
PZ: Seit über 30 Jahren gibt es erstmals keine Bärlauchwanderung. Haben sich bei Ihnen schon die ersten Entzugserscheinungen gezeigt?
Roy Kieferle: Zur Bärlauchzeit setzt bei mir das große Kribbeln ein – besonders rund um Ostern. Und man darf nicht vergessen, dass ich seit Jahrzehnten regelmäßig mit Leuten raus in den Wald auf Bärlauchsuche gehe. Da menschelt es gewaltig und das Publikumsinteresse ist nach wie vor ungebrochen. Ich treffe viele alte Bekannte, aber auch immer wieder neue Gesichter. Und weil oft Kinder dabei sind, könnte man sagen, dass die Bärlauchwanderung sogar generationenübergreifend ist. Wir haben im Ölbronner Zigeunerwäldle klein angefangen und sind nun schon etliche Jahre bei den Ötisheimer Naturfreunden zu Gast. Mittlerweile kommen manche Teilnehmer sogar aus Stuttgart oder Ludwigsburg. Aber nicht nur die Wanderung macht den Reiz der PZ-Aktion aus. Es ist auch das anschließende gemütliche Beisammensein in der Naturfreunde-Hütte mit Bärlauch-Häppchen, Gesprächen und Rezeptaustausch. Diese Atmosphäre wird mir dieses Jahr fehlen.
Das ganze Interview plus Rezepttipp gibt es für Sie am Mittwoch, 15. April, in der „Pforzheimer Zeitung“ oder im E-Paper auf PZ-news zu lesen.