Künstlergilde Buslat zeigt in Neulingen ungewöhnliche Ausstellung mit Objekten aus Naturmaterialien
Neulingen. Abfall, ausgediente Weihnachtsbäume oder Platanenzweige nach dem jährlichen Rückschnitt: Seit 25 Jahren nutzt Ulla Reiß Materialien, die sie im Freien findet. Die Arbeiten der Wiesbadener Künstlerin kreisen um die Verbindung von Kunst und Magie, von Natur, Tieren und Pflanzen, um das Mysterium von Leben und Tod. Ab diesem Sonntag zeigt Reiß in den Räumen der Künstlergilde Buslat unter dem Titel „Natura Morta“ filigrane, transparente, menschlichen Kleidungsstücken nachempfundene Objekte aus Naturmaterialien. „Bewusst habe ich mich entschieden, nur Gegebenes zu nehmen und mir nicht gewaltsam etwas anzueignen“, beschreibt Ulla Reiß ihre Arbeit. Dabei werde sie getrieben von einer „spirituellen Ökologie“. Kunst wird zum Ausdrucksträger: sublim, ethisch und meditativ.
Das Material ist nie gleich, es überrascht, verblüfft, enttäuscht. Mit handwerklichem Geschick und spielerischem Begreifen schafft Reiß in einem meditativen, langwierigen Prozess körpernahe Formen. Sie sind transparent, mit offenen Grenzen. Ihre Kleidungsstücke – etwa aus Spitzwegerich oder Gras – wirken wie die Hülle für einen gedachten Körper, eine weitere Haut, bilden zugleich aber auch eigenständige plastische Formen. Dabei entziehen sie sich ihrer Funktion, werden zu schwebenden Gebilden, die an Märchen wie Aschenputtel erinnern. Aber sie bieten, allein über Struktur und Textur, weitere Zugänge an.
„Auch Vergänglichkeit spielt eine Rolle, oder dass die Arbeiten Chiffre sind für offene Grenzen, für Transparenz, verschiedene Formen von Körperhaftigkeit“, sagt Reiß, die sich während ihres Kunststudiums in Braunschweig mit Zeichnung und Kaltnadelradierung beschäftigt hat. Wegen der Corona-Bedingungen entstand zudem eine Serie von Fotografien, die das Thema Tod aufgreifen. Sie hat zum Titel der Schau geführt.
Die Ausstellung ist Teil einer weiteren Premiere, wie der Buslat-Vorsitzende Norbert Jüdt erklärt: Unter der Decke des ehemaligen Stalls auf dem Katharinentaler Hofgut wurden fünf dünne Stahlseile aufgespannt. Sie ermöglichen es, an jedem relevanten Punkt der Galerie im Raum schwebende Objekte aufzuhängen.
Die Ausstellung eröffnet am Sonntag, 5. September, um 11 Uhr in der Künstlergilde Buslat auf dem Hofgut Katharinental. Die Schau ist auch am 12. und 19. September von 11 bis 17 Uhr, am 26. September von 11 bis 14 Uhr geöffnet. Zutritt nur mit 3G-Nachweis und medizinischer Maske.