Landesmeisterschaft Tête-à-Tête und Qualifikation zur Deutschen Meisterschaft bei den Bietboulern
Neuhausen. Am Wochenende rückte Steinegg, der kleinste Ortsteil der Gemeinde Neuhausen mit etwas mehr als 900 Einwohnerinnen und Einwohnern, in den Mittelpunkt der baden-württembergischen Boule-szene. Die Gemeinde im Biet war Austragungsort der Landesmeisterschaft im Tête-à-Tête sowie der Tireur-Wettbewerbe. Gleichzeitig ging es um die Qualifikation für die Deutsche Meisterschaft, die bereits am 20. und 21. September in Ensdorf im Saarland stattfindet.

Zum zweiten Mal nach 2024 war der 1. FC Steinegg Bietbouler Gastgeber im Auftrag des Boule-, Boccia- und Pétanque-Verbands Baden-Württemberg (BBPV).
Die Regeln sind streng
Insgesamt 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gingen an den Start, darunter auch Spielerinnen und Spieler aus dem Enzkreis und Pforzheim, etwa aus Eisingen, Ötisheim, Mühlacker oder Heimsheim.
Da nicht genügend Bahnen gleichzeitig zur Verfügung standen, verzögerten sich einige Begegnungen, was jedoch der Stimmung keinen Abbruch tat und lediglich zu einem langen Turniertag führte. Insgesamt standen dem Verband in diesem Jahr 39 Startplätze für die nationale Titelentscheidung zur Verfügung.
Der Verteilungsmodus ist streng geregelt: zur Hälfte nach Mitgliederzahlen, zur Hälfte nach den Teams, die im Vorjahr die Poulerunde erreichten. Nach Abzug der gesetzten Spielerinnen und Spieler – darunter Vorjahresbeste sowie neu ermittelte Landesmeisterinnen und -meister – wurden in Steinegg mindestens 35 Tickets ausgespielt. Die sportliche Bedeutung ist hoch, denn nur wer die Poulerunde übersteht und in die K.o.-Runde einzieht, hat realistische Chancen, sich an der Spitze zu etablieren. Während im A-Turnier die neuen Landesmeister gekürt wurden, stand im B-Turnier das Prestige im Vordergrund. Für die Besten winkte das Ticket zur Deutschen Meisterschaft – ein Anreiz, der für höchste Konzentration auf den Steinegger Bahnen sorgte.
Pétanque, die französische Nationalsportart, ist längst fester Bestandteil im internationalen Wettkampfbetrieb. Gespielt wird in Formationen von drei gegen drei (Triplette), zwei gegen zwei (Doublette) oder eins gegen eins (Tête-à-Tête) wie am Wochenende bei den Landesmeisterschaften. Je nach Disziplin stehen den Spielerinnen und Spielern zwei oder drei Kugeln zur Verfügung. Diese müssen strenge Vorgaben erfüllen: gefertigt aus Metall, mit einem Durchmesser zwischen 70,5 und 80 Millimetern und einem Gewicht zwischen 650 und 800 Gramm. Ergänzt wird das Spielgerät durch die Zielkugel, das sogenannte cochonnet (auch Schweinchen genannt), das aus Holz oder Kunststoff besteht. Veränderungen an den Kugeln sind strikt untersagt, einzig Gravuren wie Initialen oder Logos sind zulässig. Damit wird die Chancengleichheit im Wettkampf gewährleistet. Vor jedem Turnier ist zudem die Vorlage der Lizenz Pflicht, um die Verbandszugehörigkeit sicherzustellen.
Spannende Spiele
Auf den Bahnen im Boulodrome an der Leimenstraße in Steinegg entstand an beiden Wettkampftagen schnell jene Spannung, die das Spiel ausmacht: Kugeln wurden präzise platziert, anschließend folgte die gestenreiche Begutachtung, welche näher am Ziel lag; häufig kam das Maßband zum Einsatz. Boule mag äußerlich nicht schweißtreibend erscheinen, verlangt jedoch Koordination, Ausdauer und hohe Konzentration. Diese Mischung aus Präzision und Strategie macht den Reiz einer Sportart aus, die stetig an Zuspruch gewinnt.
Den Titel Landesmeister Tireur 2025 holte sich Lukas Hirte vom BC Stuttgart. Vizemeister wurde Faneva Liantsoa Ramanandraitsiory von der SKV Unterensingen, der mit einem weiteren dritten Platz im A-Turnier bei der Landesmeisterschaft Tête-à-Tête somit gleich zweimal auf dem Treppchen stand. Die weiteren dritten Plätze im Tireur gingen an Christophe Riff vom BPV Freiburg sowie Tobias Müller vom PCB Horb.
Auch die Baden-Württembergische Landesmeisterschaft Tête-à-Tête wurde ausgespielt. Neuer Landesmeister 2025 wurde Sébastien Tromeur vom BPV Freiburg. Vizemeister wurde Diol Abdoulaye vom PCB Horb. Die beiden dritten Plätze belegten Faneva Liantsoa Ramanandraitsiory vom SKV Unterensingen sowie Vallipuram Rajakumar von der LFJ Tübingen.
Neben dem Sport kam auch die Gastfreundschaft nicht zu kurz. Die Mitglieder des Steinegger Boulevereins und ehrenamtliche Helferinnen und Helfer aus örtlichen Vereinen sorgten für das leibliche Wohl – nicht etwa mit französischer Küche, sondern mit klassisch badisch-schwäbischen Spezialitäten. Ob Schnitzel im Weckle, Maultaschen mit Kartoffelsalat oder ein reichhaltiges Kuchenbuffet – die kulinarische Seite trug zur familiären Atmosphäre bei.
Bereits im vergangenen Jahr hatten Spielerinnen, Spieler und Offizielle die Organisation gelobt. Mit der erneuten Ausrichtung bestätigte der junge Verein seinen guten Ruf. Spätestens seit der Deutschen Meisterschaft der Frauen im Triplette und Tireur im Juni ist Steinegg über die Landesgrenzen hinaus ein fester Begriff in der Bouleszene.
Der Vizepräsident des Boule-, Boccia- und Pétanque-Verbands Baden-Württemberg, Thomas Schwander, sowie Axel Lemcke zeigten sich am Ende des ersten Wettkampftages beeindruckt vom Engagement der Gastgeber, die erneut ein starkes Signal in die Boule-Community sendeten.