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Pforzheim -  06.11.2025
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Leerstand befürchtet: Investor streicht Einzelhandelsflächen aus Schlossberghöfen

Pforzheim. Eigentlich hätten in die Erdgeschosse der Schlossberghöfe, also in das neue Technische Rathaus sowie die drei weiteren geplanten Gebäude am Ende der Fußgängerzone, ein Discounter, ein Bio-Markt, eine Drogerie und ein Fachmarkt einziehen sollen. Was nach einer deutlichen Belebung der Innenstadt klang, wird jetzt eingedampft. Weil die Nachfrage nach den Einzelhandelsflächen fehlt, plant Investor Ten Brinke um. Rund 1800 Quadratmeter Verkaufsfläche sollen zu Garagen und Wohnungen werden.

Neues Technisches Rathaus Rundgang
Die Schlossberghöfe bestehen bisher aus dem neuen Technischen Rathaus (unten). Abgerissen werden soll das Alte Technische Rathaus (rechts) sowie die Häuserreiheunterhalb der Straße den Schlossberg hinauf (unter anderem ehemaliges „Sägewerk“, oben rechts). Foto: Meyer

Pforzheim Galerie klappte nicht

Die Umplanungen stünden in „beiderseitigem Interesse, da Leerstände befürchtet werden“, schreibt die Stadtverwaltung in der Sitzungsvorlage für den kommenden Bauausschuss. Zwischenzeitlich war die Idee aufgekommen, die Pforzheim Galerie aus dem Kollmar&Jourdan-Haus dorthin zu verlegen. Aber die Räume erfüllten nicht die notwendigen Standards für eine Galerie. Außerdem waren die erheblichen Kosten ausschlaggebend, von der Vision abzurücken.

Kritiker des Projekts sehen sich nach diesen neuen Informationen in ihrer ablehnenden Haltung bestätigt.

„Ten Brinke interessieren weder die Gewerbeflächen, noch die Wohneinheiten, sondern die Mieteinnahmen durch die Stadtverwaltung als sicheres Einkommen über 25 Jahre“, sagt Projektgegner und Stadtrat Hans-Ulrich Rülke (FDP).

„Die Cash Cow ist die Stadt.“ Er glaube nicht, dass Ten Brinke überhaupt vorhabe, die übrigen drei Gebäude des Projekts zu realisieren. Es handele sich um eine „Salami-Taktik“ – nach und nach werde immer weniger vom ursprünglich geplanten Projekt möglich.

Besser Wohnungen als nichts

Anderer Ansicht ist Andreas Renner, CDU-Fraktionsvorsitzender im Gemeinderat.

„Selbst wenn wir dort nur Wohnungen haben, ist das trotzdem eine Belebung der Innenstadt.“

Es bringe ja nichts, wenn Ten Brinke Flächen für Einzelhandel schaffe, der nachher leer stehe: „Das macht keinen Sinn fürs Stadtbild.“ Eine andere Frage wäre laut Renner, ob die zukünftigen Wohnungen auch bezahlbar für die Menschen seien.

Für eine Pforzheim Galerie war der Stadt der Quadratmeterpreis jedenfalls zu hoch. 14 Euro wäre dieser gegenüber dem Kollmar&Jourdan-Gebäude gestiegen. Wie hoch der Quadratmeterpreis ist, den Ten Brinke verlangt, ist nicht bekannt.

Die SPD hält ihre Einschätzung allgemeiner:

„Die Schaffung von neuem – insbesondere bezahlbarem – Wohnraum begrüßen wir“, so Fraktionsvorsitzende Annkathrin Wulff.

Außerdem wolle die Fraktion weiterhin ein Haus der Vereine – „sehr gerne auf diesem so zentral gelegenen Areal.“ Was den Einzelhandel angehe, setze man auf Quantität statt auf Qualität, es gelte, Leerstände zu vermeiden.

Neben Gewerbeflächen und 140 Wohnungen plant Ten Brinke eine weitere Kita. Eine ist bereits im Technischen Rathaus eröffnet worden. In dem Gebäude hätte der Bio-Markt ins Erdgeschoss einziehen sollen, dort soll jetzt Platz für Büros und Praxisräume entstehen. Die Verhandlungen mit Discountern und Märkten führt Ten Brinke selbst, der Gemeinderat würde nur sehr allgemein darüber informiert, sagt Rülke.

Garage im Erdgeschoss

In die freiwerdenden Erdgeschossflächen soll zum einen die geplante Kita einziehen (zuvor im Obergeschoss geplant) und zum anderen Tiefgaragen entstehen. Diese Tiefgaragen waren zuvor als Untergeschosse geplant, was mutmaßlich mit einer deutlichen Kostenreduzierung für den Investor einhergeht.

„Insgesamt führen die vorgenommenen Anpassungen zu einer funktional und wirtschaftlich verbesserten Planung, die gleichzeitig eine hohe städtebauliche und architektonische Qualität sichert“, so die Stadtverwaltung abschließend.

Die Firma Ten Brinke konnte am Mittwochnachmittag nicht mehr antworten und hat Statements auf Donnerstag zugesagt.

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