Leipziger Kammerchor Josquin des Préz stimmt in Birkenfeld auf Weihnachten ein
Birkenfeld. Mit einem wahrlich traumhaften Abschlusskonzert geht die Saison von Musik aus Dresden, die unter dem Motto „Träume“ stand, zu Ende. Erstmals gastiert der Leipziger Kammerchor Josquin des Préz in Birkenfeld, die katholische Kirche St. Klara ist bestens gefüllt. Einer, der dem Publikum bekannt ist, fehlt jedoch: Ludwig Böhme, der künstlerische Leiter und Arrangeur einiger Stücke. Wegen einer USA-Tournee mit dem Calmus Ensemble konnte er nicht kommen. Eingesprungen ist der Bariton, Dozent und ehemalige Sänger im Thomanerchor Leipzig, Philipp Goldmann, der das Vokalensemble stilsicher und präzise durch den Abend leitet.
Dass die sieben Sänger und sieben Sängerinnen mit weihnachtlichen Weisen aus sieben Jahrhunderten auftreten, war vergangene Woche noch gar nicht sicher, kursiert in Leipzig doch die Grippewelle. Umso glücklicher kann sich das Publikum schätzen, wäre es sonst um einen musikalischen Hochgenuss gekommen. Passend zum Titel „Macht hoch die Tür – Leipziger Klänge zum Advent“ gelingt dem Blockflötenensemble der Jugendmusikschule Neuenbürg eine stimmungsvolle Einleitung und ein bemerkenswert abgestimmtes Zusammenspiel ganz ohne Leiterin Ulrike Sparn.
Reizvoll beim Kammerchor sind vor allem die ausgezeichneten Stimmen sowie die facettenreiche und doch ungekünstelte Gestaltung der sechs-, acht- oder gar zehnstimmigen Stücke im ganzen Raum. Oft wechseln die Chormitglieder ihre Position, laufen singend durch die Kirche, bilden hinter den Zuhörern eine Reihe oder auf der Empore ein Solistenquartett. Wunderbar klar und homogen fließt der Gesang etwa bei der alten, thüringischen Weise „Maria durch ein Dornwald ging“. Mal leuchten die hohen Sopranstimmen aus dem Halbkreis hinterm Altar hervor, mal wirkt alles ganz zart, mal kraftvoll dynamisch gesteigert.
Berührend auch „Es ist ein Ros entsprungen“ mit unterschiedlicher Gestaltung der Strophen oder das englische Lied „In the bleak midwinter“ von Gustav Holst. Ein Quartett steht dabei einer Neunergruppe gegenüber, wechselt sich in schlichter Weise mit dieser ab und stimmt fast unmerklich leise in den Schluss mit ein. Auf dem Programm stehen auch sakrale, lateinische Motetten und Messegesänge von Renaissance-Namensgeber Josquin des Préz (um 1450– 1521), dessen Gesamtwerk der Chor erstmals weltweit von 2004 bis 2017 aufgeführt hat. Bei dem zehnstimmigen Kanon „Sit nomen Domeni“ etwa wird das Publikum in einem großen Kreis umringt, wie Echos blitzen die Stimmen dabei auf. Mit langen Haltebögen erklingt das Kyrie aus der „Missa L’homme armé super voces musicales“. Klangschöner Bestandteil ist auch ein Terzett aus Alt-, Sopran- und Bassstimme. Dem „kräftigen Geräusch“ der Zuschauer, so Philipp Goldmann am Schluss, geht ein schnelles, rhythmisch-zackiges „Jubilate Deo“ von John Høybye (geboren 1939) voraus. Es folgt eine ruhige „Stille Nacht“ als Zugabe – und traditionell Glühwein und Dresdner Stollen vom Konzertteam.