Lockdown und andere Wirtschaftsthemen treiben ihn um: AfD-Spitzenkandidat Bernd Gögel in Ersingen
Kämpfelbach-Ersingen. Der Himmel über Ersingen ist am Samstagmorgen strahlend blau. Die Sonne blendet über dem fast identisch blauen Schirm am Info-Stand hinweg und Christoph Wichardt ist zufrieden: „AfD-Wetter“, lacht der Kreistagsfraktionsvorsitzende und rückt noch schnell einen Plakatständer zur Seite. Denn der reflektiert die Sonne so, dass er mit seinem Smartphone kein gutes Bild vom baden-württembergischen Spitzenkandidaten Bernd Gögel hinbekommt. Der Landtagsabgeordnete diskutiert mit dem Sprecher des Ortsverbands Kämpfelbachtal, Bernd Müller, am Rund des Infostandes und schaut in die Kamera. Wahlkampf ist heutzutage nicht nur Präsenz vor Ort, sondern immer auch auf den Sozialen Medien im Internet. Schließlich hat Wichardt, er ist im Wahlkampf Ersatzbewerber von Gögel im Enzkreis, den perfekten Schuss: „Ich schick Dir das Bild per Whatsapp.“
Straßenwahlkampf bei Sonne. Das hört sich zunächst ziemlich entspannt an. Ist es aber nicht. Die Außentemperatur beträgt minus zehn Grad. Die Wahlkämpfer sind warm angezogen und frösteln dennoch. Mäntel bestimmen das Outfit und Bernd Gögel hat nicht von ungefähr seine „Stormlock“-Handschuhe von Jack Wolfskin dabei. Vom Info-Stand am Rathaus ist es nicht weit zur nächsten Bäckerei und so findet ein schwarzer Kaffee und eine belegte Brezel einen dankbaren Abnehmer: Danach zündet sich Gögel noch eine Zigarette an, was etwas dauert. Denn bei der Kälte will das Feuerzeug zunächst nicht so recht. Man muss halt Geduld haben.
Das meint der 66-jährige Spitzenkandidat aus dem Tiefenbronner Ortsteil Mühlhausen auch hinsichtlich der Akzeptanz seiner Partei. Es werde der Tag in Baden-Württemberg und anderswo kommen, an dem sich zumindest die anderen bürgerlichen Parteien einer Koalition mit der AfD nicht mehr verschließen würden. Auch die Grünen seien am Anfang ihrer parteipolitischen Entwicklung belächelt und kritisiert worden. Irgendwann werde die Einsicht wachsen, dass die AfD im Parteienspektrum dazu gehöre und man mit ihr koalieren könne.
Die Drei-Mann-Truppe der AfD hat unterm Schirm Wahlkampfmaterialien ausgelegt: Broschüren, Kugelschreiber und Partei-Gummibärchen. Die schmecken, wird versichert, sind aber vermutlich aktuell gefroren. Man wolle Flagge zeigen, sagt Gögel, aber die Menschen gerade in Corona-Zeiten auch nicht irritieren oder gar verärgern: Man bleibt unter sich, während sich das Ortszentrum langsam belebt. Eine junge Frau schaut vorbei. Doch ansonsten lautet die Devise: Sehen und gesehen werden. Aufdringlichkeit, so Gögel, das sei nicht seine Sache.
Was er sich wünscht, ist, dass die Bevölkerung aus dem Corona-Schlaf erwache und den Regierenden in Bund an Land verstärkt kritischere Fragen stelle: Ob der wirtschaftliche Lockdown in diesem Ausmaß wirklich gerechtfertigt war? Warum der Einzelhandel und die Kultur, um Beispiele zu nennen, so rücksichtslos behandelt worden seien? Hilfsgelder so spät ausbezahlt worden seien? Und um beim Geld zu bleiben: Wenn die EU billionenschwere Pakete schnüre, müsse doch hoffentlich jedem klar sein, wer diese schuldenfinanzierten Dinge am Ende bezahlen werde? Selbstverständlich der Steuerzahler, so Gögel.
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