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Pforzheim -  09.03.2024
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Lösung für Pforzheimer Galeria-Kaufhof-Gebäude in Sicht: So geht es mit der Immobilie weiter

Pforzheim. Noch ist nicht sicher, ob der Funke zündet – aber Pforzheims Oberbürgermeister Peter Boch und sein oberster Wirtschaftsförderer Oliver Reitz sind überzeugt, allen Grund zur Zuversicht zu haben: Für die Kaufhof-Immobilie in der Pforzheimer Innenstadt könnte es sehr bald eine Lösung geben. Noch dazu eine, die relativ schnell verwirklicht wäre.

Galeria Kaufhof OB Peter Boch
Pforzheims Oberbürgermeister Peter Boch ist zuversichtlich, dass eine baldige Belebung der großen Kaufhof-Immobilie durch einen privaten Investorenkreis und einen Prjektentwickler gelingt. Die Fassade dürfte sich ändern, der Baukörper bliebe erhalten. Foto: Meyer

„Es gibt einen sehr kleinen Kreis von ernsthaften Interessenten, die mit Investoren antreten“, sagt Reitz. Damit umschreibt der Direktor von Wirtschaft Stadtmarketing Pforzheim (WSP), dass es einen konkreten Gesprächspartner als Projektentwickler gibt, der aber noch nicht namentlich benannt werden kann, weil die Sache noch nicht abschließend in trockenen Tüchern ist.

Falls das Vorhaben so zustande kommt, woran Boch und Reitz keine großen Zweifel hegen, lassen sich aber zwei Kernaussagen aus den Umschreibungen herauslesen, die der OB und der WSP-Direktor im Gespräch mit der PZ verwenden.

Erstens: Das große Kaufhof-Gebäude zwischen der Westlichen und der Brüderstraße bleibt als Baukörper bestehen. Zweitens: Der Projektentwickler plant mit ersten Mieteinnahmen bereits in der ersten Hälfte kommenden Jahres. Das zweite bedingt das erste: Mit Abriss und Neubau inklusive Planungsrecht und hierbei einer Beteiligung des Gemeinderats wäre dieser ehrgeizige Zeitplan nicht zu schaffen.

Was sich über die Nutzung sagen lässt: Die gültige Bauleitplanung erlaubt an dieser Stelle viele Nutzungen, so richtig ausgeschlossen wäre fast nur ein Industriegebiet. Aber von Handel über Dienstleistung bis hin zu Wohnen dürfte vom Bebauungsplan her alles in die Kaufhaus-Immobilie einziehen. Nicht nur, aber vor allem für Wohnen gilt:

„Das beherrschende Thema ist der Brandschutz“,

- sagt Boch.

„Das wird bisher ganz anders betrachtet bei einer Gewerbeimmobilie.“ Da gehe es nicht nur um Fluchtwege. Auch deswegen werde die notwendige Sanierung des Gebäudes eine Aufgabe, mit der viele Ämter der Stadtverwaltung zu tun bekämen. Was aus Sicht der Stadt eher nicht in diese Immobilie kommt: ein Lebensmittelmarkt. Ins Sozialrathaus, die frühere Sinn-Leffers-Immobilie an der Leopoldstraße, ziehe ein Edeka, in die Schlossberghöfe ein Rewe. Drei sind aus Sicht der Stadt einer zu viel auf so kleinem Raum, um allen eine dauerhafte, wirtschaftlich auskömmliche Existenz zu prognostizieren.

Was alles zu dem Projekt gehört: Der Investor würde nicht nur das große Warenhaus übernehmen, das allerdings als erstes saniert und genutzt werden dürfte, sondern auch den dahinter liegenden Pavillon mit dem früheren Heimtextilien-Bereich, für den zuletzt auch eine Nutzung als Markthalle angedacht war, und die Gebäudeteile hinunter zur Zerrennerstraße.

Was zum Interessenten bekannt ist: In einer ersten Welle seien einige Investoren an die Stadt herangetreten, die andernorts schon tätig waren, hätten auf ihre Erfahrung verwiesen und gesagt: Wir machen das, berichtet OB Boch. Aber dann sei man auch selbst auf Investoren zugegangen und habe sich auf der Messe Expo Real präsentiert, die oft etwas unterschätzt und belächelt werde, fügt Reitz an. Den jetzigen Gesprächspartner jedenfalls kenne man ganz gut, und er kenne Pforzheim. Auch wenn er an einer Paketlösung mit mehreren weiteren Standorten arbeite, sei es nicht auszuschließen, dass es für Pforzheim zu einer Einzellösung komme, wenn das Paket nicht geschnürt werden könne.

Was man zu Besitzverhältnissen und Kaufpreis weiß: Es ist etwas kompliziert: Der Verhandlungspartner ist ein Unternehmen namens Lapithus mit Sitz in Frankfurt, Eigentümer ist ein internationaler Fonds, die Private Equity-Gesellschaft Apollo Global Management, 700 der rund 15.000 Quadratmeter Fläche befinden sich allerdings in einem Erbpacht-Verhältnis. Zunächst drang ein Kaufpreis von 33 Millionen Euro an die Öffentlichkeit. Dieser wäre aber nur zu erzielen, wenn die Immobilie sofort und ohne weitere Investitionen satte Einnahmen abwerfen würde, wie Boch überzeugt ist. Was die Kaufpreis-Verhandlungen angeht, schildert Oliver Reitz die Haltung der Stadt so:

„Unsere Hoffnung ist, dass sich beide Seiten aufeinander zubewegen.“

Die Stadt selbst wird sich finanziell nicht engagieren, auch nicht etwa durch das Versprechen, als großer Mieter aufzutreten. Man werde Mieter und Nutzer vermitteln, beraten und auf allen betroffenen Verwaltungsebenen den Bau schnellst- und bestmöglich unterstützen.

Was die Stadt konkret tun kann: Der entscheidende Punkt fürs Zustandekommen sei der Zeitplan, ist OB Boch überzeugt. Davon hänge ab, wie schnell die ersten Einnahmen zu erzielen sind und ab wann das Invest anfängt, sich auszuzahlen. „Je mehr Vorarbeit seitens des Entwicklers geleistet wird, desto schneller geht es für uns.“ Und hierfür sollten, um die Handlungsfelder zu identifizieren, zunächst alle betroffenen städtischen Stellen mit dem Investor an einen Tisch kommen, um alles durchzusprechen. Danach werde es für den Investor aber so unkompliziert wie möglich: „Für ihn wird es immer nur einen Ansprechpartner geben“, versichert Boch.

Wie die Stadt das Vorhaben bewertet: Als Glücksfall. Innerhalb von wenigen Monaten nach Bekanntgeben der Schließung eine Lösung präsentieren zu können, sei ein toller Erfolg und das schöne Signal: Es geht weiter, sagt OB Boch.

Autor: kli und erb