Los Otros begeistern beim Maulbronner Klosterkonzert
Es klingt nach Süden, nach Folk und Alter Musik – nach etwas Einzigartigem. Kein Wunder: Das außergewöhnliche Programm „Marañones de Aguirre“, das das Instrumentalquartett Los Otros bei den Klosterkonzerten Maulbronn präsentiert, existiert eigentlich gar nicht. Die Stücke stammen überwiegend aus einem mexikanischen, nicht lesbaren Manuskript für Spieler der Cister, einem Zupfinstrument aus der Familie der Kastenhalslauten. Lee Santana hat aus den Fragmenten wieder spielbare Charts gemacht.
Weil es kein einziges Rhythmuszeichen gab, hat sich der aus Amerika stammende Lautenist am Tanztypus orientiert. So entstanden lebhaft-tänzerische, aber auch träumerisch-versunkene Stücke, die im vollen Laienrefektorium restlose Begeisterung auslösen. Doch was wären die Vorlagen ohne das freie und doch so fabelhaft verzahnte Spiel von Hille Perl (Viola da gamba, Xarana), Lee Santana (Mexican Cittern, Theorbe, Xarana), Steve Player (Gitarre, Xarana, Theorbe, Tanz) sowie Michael Metzler (Percussion)? Ihre Improvisationen und teils exotischen Instrumente betören beides, Auge und Ohr.
Tänzerischer Auftakt
Zum Auftakt musiziert die Gambistin allein – bis Trommelklänge aus der Ferne dazukommen. Mit geziert-langsamen Bewegungen tanzt Steve Player zu dieser Spanischen Pavane aus einer Sammlung von Antony Holborn (um 1545–1602). Ganz anders ist der englische Tänzer am Schluss zu erleben: Ausgelassen stampft er zum Rhythmus der „Puerto Rico de la Puebla“ aus dem „Codex Saldívar No. 2“ von Sebastián de Aguirre (um 1680–1730), der in dieser Sammlung über 100 Werke anonymer Komponisten aus Mexiko, der Karibik oder Spanien festhielt.
Sie bildet das Hauptwerk des Abends, enthält auch das ruhige Stück „Morisca Triste“ (Trauriger Maure), bei dem Player gleich zwei Gitarren übereinander trägt und bespielt. Reizvoll auch der helle, abwechselnd dumpfe und klare Klang von Triangel und Cister bei „La Oleada“ oder der kleine Holzfrosch, über den der Perkussionist bei „El Coquis“ reibt.
Lustvoll und rhythmisch akzentuiert kommen die südländischen Tanzstücke daher – mal mitreißend und immer schneller werdend, mal nachdenklich und schlicht wie beim Trio „Marizapalos“ der kleinen, mexikanischen Gitarren – den Xaranas – aus einem das Programm ergänzenden Manuskript von Santiago de Murcia aus Mexiko.