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Königsbach-Stein -  03.12.2017
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Mit Musik gegen die Kälte: Julia Neigel und Enzo D’Eugenio treten in Königsbach auf

Zwar ist Julia Neigel in Sibirien geboren, bekanntermaßen einer der kältesten Gegenden der Erde. „Aber jetzt erwartet nicht, dass ich nicht auch friere“, meint die Sängerin am Samstagabend im Johannesthaler Hof grinsend.

Fünf Grad unter null zeigt das Thermometer, als sie zusammen mit Simon Nicholls (Keyboard) und Joerg Dudys (Gitarre) beim Open-Air-Konzert der PSD Bank die Bühne betritt.

Ein eisiger Wind pfeift durch den liebevoll hergerichteten und in buntes Licht getauchten Innenhof des Golfclubs. Neigels erste Handlung auf der Bühne: Das Publikum bitten, näher zu kommen. Kuscheln hilft gegen die Kälte. Klatschen und Tanzen auch. Ein Glühwein wärmt von innen.

Gefühlvoll und ausdrucksstark

Im Gepäck hat die Sängerin mit der drei Oktaven umfassenden Stimme nicht nur eigene Songs aus ihrer mittlerweile schon 30 Jahre andauernden Karriere, sondern auch solche „von Kollegen, die wir richtig klasse finden“. Zum Beispiel „Crazy In Love“ von Beyoncé, den sie in einer ganz entspannten Akustikversion präsentiert. Oder die Bluesnummer „Il Volo“ von Zucchero.

Überhaupt bevorzugen Neigel und ihre beiden Mitspieler die etwas langsamere Gangart. Was freilich nicht bedeutet, dass es immer nur leise zugeht. Erst recht nicht, wenn Neigel bei der gefühlvollen Ballade „Paradies“ die gesamte Ausdruckskraft ihrer Stimme unter Beweis stellt. In ihren Songs geht es um Zärtlichkeit, Sehnsucht, Liebe und Glück. Oder kürzer gesagt: um große Gefühle. Auf der Bühne trägt sie einen weißen, flauschigen Mantel und eine hautenge, rote Hose. Aus Solidarität mit dem „tapfersten Publikum auf dem Erdball“ dreht sie ihren Heizlüfter in Richtung der Zuhörer um. Später setzt sie sich an den Bühnenrand.

Mit ihrem größten Hit „Schatten an der Wand“ beendet die Sängerin ihr Konzert und ist sichtlich erstaunt, als sie das Publikum zurück auf die Bühne klatscht: „Wollt ihr wirklich eine Zugabe?“ Auch bei fünf Grad unter null lautet die Antwort: Ja. Es hilft nichts: Neigel und ihre beiden Mitspieler müssen nochmal ran.

Der Kälte getrotzt hatte zuvor auch Enzo D’Eugenio. Der Tenor, der in Pforzheim ein Restaurant betreibt, schmettert mit seiner kräftigen Stimme eine Auswahl italienischer Klassiker, darunter bekannte Titel wie „O sole mio“ oder „Regressa A Mi“. Mit ihm auf der Bühne steht der 15-jährige Noah, der beweist, dass man auf der Geige moderne Popmusik problemlos spielen kann. Beiden ist tosender Beifall sicher.

Da nimmt es nicht Wunder, dass sich auch Veranstalter Pascal Stirner von der Agentur „Studio 9“ im Gespräch mit der „Pforzheimer Zeitung“ hochzufrieden zeigt: „Wir haben schönes Wetter, es ist trocken und winterlich.“ Vor drei Jahren, 2014, hätten Neigel und D’Eugenio schon einmal auf der Bühne des Johannesthaler Hofs gestanden, erzählt er. „Auch damals waren die Leute begeistert.“

Viel Arbeit haben Stirner und seine Kollegen in die Vorbereitung des Konzerts investiert: Am Jahresanfang habe man mit der Organisation begonnen, vor vier Tagen mit dem Aufbau der Bühne und der Dekoration angefangen. Mit der Veranstaltung unterstützt man in Zusammenarbeit mit der PZ-Initiative „Menschen in Not“ ein soziales Projekt, nämlich die Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und deren Familien aus Pforzheim. Man sei zuständig für junge Menschen zwischen neun und 21 Jahren, erklärt der Leiter der Einrichtung, Tom Handtmann. „Wenn es Probleme im Elternhaus, im Freundeskreis oder in der Schule gibt, dann sind wir der Ansprechpartner.“

Autor: Nico Roller