Motorschaden stoppt Knittlinger Motorradpiloten Dominik Vincon beim Rennen in Spa
Spa. Dominik Vincon und seine Kollegen vom Team LRP Poland liegen beim 24-Stunden-Rennen in Spa lange auf Top-Ten-Kurs – dann bremst ein Motorschaden das Trio jäh aus.
Als Dominik Vincon am Sonntagnachmittag das BMW-Motorrad des Teams LRP Poland über die Ziellinie des Circuit Francorchamps in Spa schiebt, gibt es Jubel auf den Zuschauerrängen. Die Fans klatschen begeistert Beifall als Belohnung für den starken Kampfgeist, den der Knittlinger an dem Nachmittag: „Ich glaube, so viel Applaus habe noch nie bekommen“, berichtet der 31-Jährige am Tag nach dem zweiten Wettkampf der diesjährigen Langstrecken-Weltmeisterschaft unter dem Dach der Fédération Internationale de Motocyclisme (FIM). Und das, obwohl es die Mannschaft nach einem Motorschaden circa vier Stunden vor Rennende nicht in die Wertung geschafft hat.
Doch der Reihe nach. 24 Stunden vor dem Applaus-Moment stand Vincon als 16. im Starterfeld und erwischte dieses Mal einen nicht ganz optimalen Auftakt. „Der Veranstalter hat uns etwas zu spät in die Warm-Up-Runde geschickt“, erklärt er, danach sei alles sehr schnell gegangen. „Ich hatte noch nicht einmal das Visier unten und war noch nicht zu 100 Prozent konzentriert“ – da ging es schon los. Trotzdem machte der Knittlinger auf der gelben BMW S1000 RR K67 in der ersten Runde noch vier Plätze gut.
Und auch in den folgenden Stunden lief es ordentlich für ihn und seine beiden Mitstreiter Julian Puffe (27) und den Niederländer Pepijn Bijsterbosch (33). „Wir haben uns gut etabliert und lagen zwischenzeitlich auf dem siebten Platz“, berichtet Vincon, der dank seines harten Trainings im Winter die Extrembelastungen gut verkraftet hat. „Ich bin mit meiner Leistung und der meiner beiden Kollegen zufrieden“, sagt er, „wir haben das Maximum aus dem Material rausgeholt.“
Am Abend unterlief dem Technikerteam dann ein folgenschwerer Fehler: Während eines Stints von Puffe ging der Sprit aus, und das Motorrad musste in die Box gebracht werden.
„Da haben wir etwa 20 Minuten verloren und sind auf Rang 20 durchgereicht worden. Ärgerlich, aber kann passieren“, Dominik Vincon
In der Nacht lief die BMW dann problemlos und das Trio schaffte es, sich nach und nach wieder an die Top-Zehn anzunähern. „Wir waren auf dem Weg, ein gutes Resultat einzufahren, doch dann folgte am Morgen der Motorschaden“, lässt der Sportler die Ereignisse Revue passieren. Die Techniker hätten noch alles versucht, die Maschine jedoch nicht mehr zum Laufen gebracht. Grobe Fehler unterstellt der Fahrer ihnen nicht. „Ein 24-Stunden-Rennen ist eine Extrembelastung, da kann das Material durchaus einmal ermüden.“
Um trotzdem noch Punkte zu bekommen, fiel die Entscheidung, dass Vincon das etwa 200 Kilogramm schwere Motorrad ganz am Ende über die Ziellinie schieben sollte. Dafür gibt es einige Kriterien. Beispielsweise muss man 75 Prozent der Runden des Siegerteams geschafft haben, außerdem müssen Fahrer und Maschine beim Übertritt über die Linie eine Einheit bilden.
Diese Vorgaben hielt das polnische Team ein, es passierte aber ein anderer Formfehler, der es aus der Wertung warf: Vincon schob die BMW etwa 500 Meter durch das Fahrerlager und teils über Rettungswege in Richtung Zielgerade, er hätte sie jedoch regulär in einem riskanten Manöver über fast die ganze Strecke hieven müssen. Das wären fast sieben Kilometer gewesen.
Damit rangiert sich das Team LRP Poland, das sich vor der WM-Saison einen Platz unter den besten Zehn in der FIM-Endurance-Wertung vorgenommen hatte, nun auf Position 13. „Es wird jetzt ganz schwer, unser Ziel noch zu erreichen“, sagt Dominik Vincon. Zumal Teamchef Bartlomiej Lewandowski wegen hoher Reisekosten das dritte von vier Rennen im japanischen Suzuka abgesagt hat.
Damit greift die Truppe erst wieder zum Saisonende in das Geschehen ein: beim Bol d‘ Or in Südfrankreich am 14. September. Davor sind laut Vincon noch zwei Tests geplant – einmal ein unabhängiger, ein anderes Mal beim offiziellen Pre-Test. Dabei wird es darauf ankommen, die Abstimmung des Materials auf das Fahrertrio weiter zu verfeinern – um zum Saisonabschluss wieder eine größere Rolle spielen zu können
