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Mühlacker -  26.11.2025
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Mühlacker schon fest im Blick: Zu Besuch beim neuen Oberbürgermeister Stephan Retter

Steinheim an der Murr/Mühlacker. Offiziell bis zum Jahresende ist Stephan Retter als Erster Beigeordneter der Stadt Steinheim an der Murr angestellt. Aber schon dieser Tage trägt der designierte Oberbürgermeister von Mühlacker das Wappen der Senderstadt stolz am Kragen.

Im Eingangsbereich des Steinheimer Rathauses beantwortet Stephan Retter vor der Kamera die PZ-Fragen – stilecht mit Mühlacker-Wappen am Kragen.
Im Eingangsbereich des Steinheimer Rathauses beantwortet Stephan Retter vor der Kamera die PZ-Fragen – stilecht mit Mühlacker-Wappen am Kragen. Foto: Stäbler

Der 49-Jährige hat seine neue Wirkungsstätte schon fest im Blick. Aktuell lebt er noch zwischen zwei Welten: Da steht auf der einen Seite der Abschied aus Steinheim auf der Agenda, einer 12.000-Einwohner-Stadt im Landkreis Ludwigsburg. Bis zum 15. Dezember – da beginnt Retters Urlaub – müssen die Amtsgeschäfte übergeben sein. „Mir ist wichtig, dass ich da sauber rausgehe“, sagt er am Mittwoch im Gespräch mit der PZ. Aus wichtigen Entscheidungen, die die Steinheimer Zukunft betreffen, halte er sich heraus. Am 16. Dezember wird er im Gemeinderat verabschiedet. Bis dahin möchte er sich noch von den rund 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf dem Rathaus verabschieden. Für die Männer vom Bauhof, mit denen er während seiner gut vierjährigen Amtszeit besonders eng zusammengearbeitet hat, steht am kommenden Montag ein gemeinsames Essen mit Spezialitäten vom lokalen Metzger auf dem Plan.

„Es ist ein Abschied auf Raten“, sagt Retter, der mit einem weinenden Auge auch auf das Ende seines Engagements als Vereinsvorsitzender bei der Big Band Freiberg blickt. Zum Abschied hat sich der leidenschaftliche Saxofonist am vergangenen Wochenende über ein mit 450 Menschen ausverkauftes „Prisma“ in Freiberg sehr gefreut.

Zahlreiche Gespräche

Es gibt aber auch ein lachendes Auge: Einen Großteil seiner Zeit verbringt der neu gewählte Oberbürgermeister nämlich schon in Mühlacker. Geführt werden zum Beispiel Gespräche mit dem scheidenden OB Frank Schneider und Bürgermeister Armin Dauner über Dinge, die gleich im Januar angepackt werden müssen – oder auch andere Termine. Themen bisher waren etwa die Grundgesetz-Ausstellung und der Triathlon. Auf der Dezember-Agenda befinden sich beispielsweise aber auch Gespräche mit Klinikgeschäftsführer Fabian Bunzel, dem Verein Tagesmütter Enztal, dem Gewerbe-, Handels- und Verkehrsverein (GHV) und den Gemeinderatsfraktionen.

Auch Anfang Januar ist Retters Terminkalender gut gefüllt. Erster offizieller Arbeitstag wird der 5. Januar sein. Im Büro wird er an diesem Tag kaum anzutreffen sein, mutmaßt Retter, da er sich gleich auf eine große Vorstellungsrunde durch das Rathaus begeben möchte. Tags darauf, am 6. Januar, findet dann auch schon das Neujahrskonzert und die traditionell damit verbundene OB-Rede statt. Am 13. Januar wird Retter im Rahmen einer Gemeinderatssitzung offiziell ins Amt eingesetzt. Einen Tag zuvor feiert er seinen 50. Geburtstag.

Im Januar will Retter auf jeden Fall auch schon in der Senderstadt wohnen. „Ich werde regelrecht mit Wohnungsangeboten überflutet“, sagt er. Das sei etwas schade. Schließlich würden zahlreiche Menschen eine Wohnung suchen, aber nichts angeboten bekommen. Es sei „etwas befremdlich“, dass das bei ihm anders sei. Retter mutmaßt, dass die Angebote mit seiner zukünftigen Position zusammenhängen. Offerten habe er aus nahezu allen Stadtteilen erhalten. „Ich kann es mir aussuchen“, sagt er. Aktuell seien zwei Wohnungen in der engeren Auswahl, eine dritte Option wolle er sich an diesem Freitag anschauen. Sein Ziel: zu Fuß in nur wenigen Minuten im Rathaus zu sein.

Für den Beginn seiner Amtszeit hat sich Stephan Retter ganz bewusst ein 100-Tage-Programm gesetzt. „Das wird eine erste Messlatte sein“, sagt er. Wenn einzelne Punkte länger dauerten, werde er das öffentlich kommunizieren. „Das ist ja nur der Anfang“, sagt er über seine ersten 100 Tage. „Viel wichtiger ist, was danach kommt.“ Aber auch die drei wichtigsten Punkte seines Auftaktprogramms haben es in sich. Da ist etwa die Verwaltungsorganisation.

„Wo erforderlich, werde ich erste Maßnahmen vorschlagen“,

sagt Retter.

Mit der Haushaltskommission solle die tatsächliche finanzielle Lage der Stadt dargestellt werden. Es helfe ungemein, wenn der städtische Haushalt noch wie geplant in diesem Jahr verabschiedet wird. Retters drittes Ziel: Innerhalb der ersten 100 Tage alle städtischen Einrichtungen besuchen und sich mit Vereinen, Kirchen und Institutionen austauschen.

Bleibt noch eine Frage offen: Was unterscheidet Retter vom jetzigen Amtsinhaber Frank Schneider? „Ich bin eher der Verwaltungspraktiker“, sagt der 49-Jährige. Schneider habe als Jurist mutmaßlich einen anderen Blick auf die Dinge gehabt. Und: „Ich komme von außerhalb.“ Ein Punkt, der schon im Wahlkampf eine große Rolle gespielt hat.

Das verdient der OB

Wie sein Vorgänger Frank Schneider wird Neu-OB Stephan Retter in die Besoldungsgruppe B5 eingruppiert. Das hat der Gemeinderat am Dienstag einstimmig entschieden. Damit verdient ein Beamter in Baden-Württemberg aktuell 10.841,18 Euro im Monat.