Mühlacker und Maulbronn: Wie unterschiedlich läuft die Entwicklung der Stadtmitten?
Mühlacker/Maulbronn. Seit dem 1. Juli 2023 ist Aaron Treut Bürgermeister der Klosterstadt Maulbronn. Seitdem hat sich viel getan – gerade im Hinblick auf das sich seit vielen Jahren im Dornröschenschlaf befindliche Schenk-Areal. Schon im Wahlkampf hatte Treut angekündigt, dass der „Gordische Knoten“ durchschlagen sei und das Gelände im Herzen von Maulbronn veräußert werden könne. Der Bürgermeister kündigte an, die Entwicklung der Industriebrache zur Chefsache machen zu wollen. Auf Worte folgten Taten.
Bereits Mitte Dezember konnte das Rathaus den Verkauf des 4,5 Hektar großen Grundstücks an die Firma Harsch aus Bretten und die Firma Oettinger aus Malsch verkünden – ein bedeutsamer Meilenstein. Keine Frage: Die Entwicklung wird ihre Zeit in Anspruch nehmen – auch das betonte Treut schon früh. Und dennoch: Nicht nur die Investoren, sondern auch der Bürgermeister und das Rathaus machen ordentlich Druck. Alle vier Wochen tagt ein Projektteam. Gute zehn Monate nach der Unterzeichnung des Kaufvertrags liegen seit der vergangenen Woche die ersten konkreten Zahlen auf dem Tisch. 700 Menschen sollen künftig in 300 neuen Wohneinheiten unterkommen. Eine Kita, ein Einzelhandelsgeschäft und ein Mehrversorgungszentrum mit verschiedenen Praxen sollen entstehen. Und nicht zu vergessen: In dieser kurzen Zeitspanne sind auch die Bürger gehört worden. Nach jahrelangem Stillstand ist die Freude groß, dass sich in der Klosterstadt an zentraler Stelle etwas bewegt. Das „Stadtentwicklungskonzept Maulbronn 2030“ umfasst – inklusive dem Schenk-Areal – nämlich eine 22 Hektar große Fläche. Das heißt, es werde „in den nächsten Jahren ein großes Konjunkturprogramm auf Maulbronn zukommen“, sagte Bürgermeister Treut.
Ein großes Konjunkturprogramm wird sicherlich in den kommenden Jahren auch auf Mühlacker zukommen. Zahlreiche Pflichtaufgaben, wenig Geld – die Parameter sind in der Senderstadt längst bekannt. Das „Mühlehof“-Loch beziehungsweise die „Neue Mitte“ wollen trotzdem angepackt werden. Auch hier: Erst eine jahrelange Hängepartie, bevor Oberbürgermeister Frank Schneider das Thema wieder auf die Agenda gehoben hat. Stichwort: Überbauung der Bundesstraße mit einer Stadthalle. Das war im April 2022, also vor zweieinhalb Jahren. Andere Ideen kamen auf, wie jene einer maßvollen Bebauung und mehr Grün durch die Fraktion der Freien Wähler. Schließlich entschied sich der Gemeinderat dazu, die Bürgerschaft zu hören. Ein größerer Veranstaltungssaal zählt durchaus zu den Wünschen der Bevölkerung, wie deren jüngstem Gutachten zu entnehmen war. Beteiligungsquote der Bevölkerung: Eher ziemlich enttäuschend. Nach dieser Extra-Runde – ein weiteres Jahr ist dadurch vergangen – ist jetzt wieder der Gemeinderat gefordert. Auch wenn sie sich alle einig sind, dass das „Mühlehof“-Loch so schnell wie möglich wegmüsse – eine richtige Aufbruchstimmung sieht anders aus. Eher lethargisch wirkte die Ankündigung, den Arbeitskreis „Neue Mitte“ nun wieder aufnehmen zu wollen.
Von ersten Plänen wie in Maulbronn ist man in Mühlacker noch ein gutes Stück entfernt. Es hängt eben alles an der Finanzierung. Und am Personal. Angesichts der Aufgabenfülle sei das eigentlich nicht mehr leistbar, sagte der OB kürzlich. Aber man werde das natürlich trotzdem leisten. Die Hoffnung auf eine zeitnahe Entscheidung der Ratsmitglieder hat Schneider noch nicht aufgegeben – wohl aber die Hoffnung auf eine Fertigstellung der „Neuen Mitte“ bis zum Jubiläumsjahr 2030. Dazu muss ddie „Neue Mitte“ aber auch schnellstmöglich auf die Tagesordnung. Das ist in Maulbronn anders: Wenn die Planer in Maulbronn in diesem Tempo weitermachen, wird sich die Klosterstadt schon in wenigen Jahren mit einem völlig neuen Gesicht präsentieren. Und warum? Taten statt Worte. Maulbronn macht dieser Tage vor, wie es gehen kann.
