Gemeinden der Region
Maulbronn -  20.07.2025
Artikel teilen: Facebook Twitter Whatsapp

Musikalischer Abend zum Verlieben: Latvian Voices bei Maulbronner Klosterkonzerten

Maulbronn. Es sind Glücksmomente, wenn alles zusammengeht: Eine stimmungsvolle Musik, das Klosterambiente mit farbigen Beleuchtungsakzenten, der herrliche Sommerabend im Kreuzganggarten. Und das Programm der Latvian Voices beim Maulbronner Musikfestival im Weltkulturerbe toppte mit „Love is timeless“ alle Erwartungen. Das A-cappella-Ensemble aus Lettland mit seiner lebendigen Sangesfreude, mit den klaren Stimmen und seiner musikalischen Vielseitigkeit verzauberte und begeisterte die zahlreichen Zuhörer und sorgte für ein Maulbronner Event der Extraklasse.

Klosterkonzert Maulbronn. "Latvian voices – love is timeless"
Die Latvian Voices verzauberten ihr Publikum mit glasklarem A-cappella-Gesang, stimmungsvoller Lichtkunst und musikalischer Tiefe im sommerlichen Ambiente des Weltkulturerbes Maulbronn. Foto: Tilo Keller

Am liebsten musizieren die vier Sängerinnen Laura Jēkabsone (Sopran), Zane Stafecka-Tene (Sopran), Paula Pērkone (Alt), Una Stade (Alt) und der Bassist Jānis Strazdiņš unplugged in akustisch geeigneten Kirchen. Im luftigen Maulbronner Kreuzganggarten traten sie mit verstärkenden Handmikrophonen auf, aber das tat ihrer stimmlichen Natürlichkeit keinen Abbruch.

Klangakrobatik mit Gefühl

Kraftvoll beherrscht das ungewöhnlich besetzte Vokalensemble alle Register und dynamischen Valeurs des Singens, in erstaunlicher Bandbreite zwischen gehauchtem Pianissimo und durchdringendem Forte. Über schier endlos und rasch repetierend gesungenen Silben oder gesummten Vokalen kann sich jeder der fünf Künstler als souveräner Solist in weit ausgezogenen Melodiebögen erheben und sich stimmlich auf dem Klangteppich der anderen ausbreiten, die Stimmen der Damen auch über dem Bass-Fundament des männlichen Sängers. Einfühlsam wird Obertongesang eingesetzt, hinzu kommen für den Klanghintergrund auch Trommel und kleine Rhythmusinstrumente. Die Altistin Una Stade wird zudem für die klangtechnisch perfekte Stimmimitation eines Trompeters gefeiert.

Wie der Programmtitel verspricht, steht das Thema Liebe im Zentrum der gebotenen Lieder und Gesänge – ersehnte, glücklich geschenkte, aber auch trauernd verlorene und zerbrochene Liebe. Die Liebe des Ensembles gehört eindeutig dem Folksong, der reichen Tradition lettischer Volkslieder. Laura Jēkabsone hat die meisten wiedergegebenen Volksweisen arrangiert oder neu komponiert. Die lettischen Liedtitel und Texte wirken freilich in unseren Breiten exotisch, der Sinn kann aber über den zärtlich-liebevollen oder dramatisch-leidenschaftlichen musikalischen Ausdruck und die cho-reografischen Bewegungen der Vokalisten erschlossen werden. Auch helfen einleitende englische Moderationen beim Verständnis.

Liebe in Klassik und Pop

Der zweite Programmblock ist einem umfangreichen Medley aus Liebesthemen der klassischen Musik, später bekannten Popsongs gewidmet. Im klassischen Melodien-Strauß ersetzen Vokalismen der menschlichen Stimmen ganze Instrumentalgruppen. Mal werden barocke Komponisten wie Johann Sebastian Bach, Johann Pachelbel oder Henry Purcell zitiert, dann auch Edvard Grieg, italienische Opern-Ohrwürmer und einmal sogar die Liebesnacht-Barkarole aus „Hoffmanns Erzählungen“ von Jacques Offenbach. Eindrucksvoll sind die Bearbeitungen aus dem Genre der Popmusik, darunter „Fields of Gold“ von Sting oder Stevie Wonders „Isn’t She Lovely“. Ein hinreißend gelungenes Arrangement bietet Latvian Voices zum Abschluss: Mit John Lennons und Paul McCartneys „All You Need is Love“ scheint alles gesagt, beziehungsweise gesungen an diesem Abend, in den man sich verlieben konnte. Der jubelnde Applaus des Publikums war unbeschreiblich.

Nach der Sommerpause geht es mit Bernd Glemser weiter Nach Latvian voices und dem ausverkauften Konzert des Original Prague Syncopated Orchestra im Kreuzganggarten legen die Klosterkonzerte Maulbronn eine kurze Sommerpause ein. Am Freitag, 5. September, starten dann die Konzerte mit dem Artist in Residence Bernd Glemser. Der Pianist spielt gemeinsam mit dem Cellisten Patrick Demenga im Laienrefektorium. Einen Tag später ist Glemser Teil des Klavierquartetts mit Henja Semmler, Nimrod Guez und Antoaneta Emanuilova. Als Solist ist der bekannte Pianist am Freitag, 12. September, zu erleben. Ein Höhepunkt dürfte das Konzert Glemsers mit dem renommierten Oboisten Albrecht Mayer am Samstag, 13. September, sein.

German Hornsound gastiert am 19. September, Thorsten Hülsemann mit „Freudentöne“ am 21. September. Den Saisonabschluss bilden die beiden Auftritte des Maulbronner Kammerchors, der Hannoverschen Hofkapelle und Solisten mit „Der moderne Mendelssohn“ am 27. und 28. September.