Mutmaßlicher Pforzheimer Brandstifter leidet an Verfolgungswahn – Er soll eine Stimme gehört haben
Pforzheim. Schon im syrischen Aleppo, woher er stammt und mit seiner Famlie über die Türkei und die Balkan-Route nach Deutschland floh, habe er eine männliche Stimme gehört, so Abdullah K. (24, Name geändert) zu seinem ersten psychiatrischen Sachverständigen im Zentrum für Pychiatrie in Emmendingen (dort ist er seit Dezember untergebracht). Die Stimme habe ihm befohlen, er solle in Deutschland ein Bekleidungsgeschäft eröffnen und damit gutes Geld verdienen. So sagte er es auch in einer Beratungsstunde der Integrationsmanagerin des Internationalen Bunds (IB) in Neuenbürg, wo er drei Jahre lang in einer Asylbewerberunterkunft mit Mutter und Bruder lebte.
Stimme hat es ihm befohlen?
Hat diese Stimme ihm auch befohlen, Autos abzufackeln, so geschehen im November und Dezember im Stadtteil Maihälden, in Remchingen-Singen und Ersingen? Dies in die Verhandlung vor der Auswärtigen Großem Strafkammer des Landgerichts einzuführen, wollen seine beiden Pflichtverteidiger Wolfgang Hirth (Karlsruhe) und Bastian Meyer (Pforzheim) verhindern, denn Abdullah K.s Anhörung vor einem Richter in Emmedingen falle unters Beweisverwertungsverbot – weil kein Anwalt zugegen gewesen und der Beschuldigte nicht ausdrücklich auf dieses Recht hingewiesen worden sei. Die Kammer unter Vorsitz von Andreas Heidrich entscheidet am dritten Prozesstag: Der Amtsrichter darf als Zeuge aussagen – inwieweit dies in die Urteilsfindung einfließe, lässt Heidrich offen.
Diagnose Paranoide Schizoprenie
Der Sachverständige in der Hauptverhandlung, Thomas Heinrich, stützt sich sowohl auf die Erkenntnisse seines Kollegen in Emmendingen als auch auf seine eigenen Eindrücke – und kommt zum Schluss: Abdullah K. leidet an paranoider Schizophrenie, war somit vermindert steuerungsfähig und bleibt – vielleicht auf Jahre hinaus – eine Gefahr für die Allgemeinheit.
Immer vorausgesetzt, dem Syrer kann nachgewiesen werden, er ist die Person, dessen Handy ausweislich der GPS-Daten stets zum Zeitpunkt der Brände an den Tatorten war und identisch ist mit dem Mann, der auf den Überwachungsvideos der S-Bahn zwischen Neuenbürg und Wilferdingen zu sehen war. Die Beweislage scheint erdrückend - zumal sich in einem Altkleidercontainer in der Nähe seiner Wohnung ein mit Benzin verschmierte Parka und rußgeschwärzte Hosen fanden.