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Pforzheim -  02.07.2020
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Mutter muss mit ansehen, wie siebenjährige Tochter allein in der S5 davonfährt - Suche nach dem Kind endet im Rathaus Ispringen

Remchingen/Ispringen/Pforzheim. Das war wohl eine der schrecklichsten Stunden im Leben der siebenjährigen Charlotte. Und auch ihre Mutter war in Panik geraten und stand unter Schock, wie Freunde gegenüber PZ-news erklärten. Um 13.29 Uhr sollte die S-Bahn vom Bahnhof Wilferdingen nach Pforzheim abfahren. Während die kleine Charlotte schon in die S5 gegangen war, wollte die Mutter mit dem Kinderwagen und dem Baby ebenfalls noch einsteigen. Doch dann ging plötzlich die Tür zu und die S-Bahn fuhr los.

Der Bahnhof Wilferdingen-Singen. Foto: PZ-Archiv/Ketterl
Der Bahnhof Wilferdingen-Singen. Foto: PZ-Archiv/Ketterl Foto: PZ-Archiv/Ketterl

Während die schockierte Mutter, eine gebürtige Brasilianerin versuchte, jemand aus der Familie zu erreichen, um Hilfe zu organisieren, war die S5 schon an Königsbach, Bilfingen und Ersingen vorbeigerauscht. Die alarmierte Polizei konnte am Endpunkt der Linie auf dem Pforzheimer Hauptbahnhof kein siebenjähriges Mädchen mit schwarzen Haaren entdecken, weder in Gleisnähe, noch im Hauptbahnhof, noch im Umfeld. Das Entsetzen bei der Familie und den besorgten Freunden war groß. Alles, was an Beamten irgendwie auf Streife in Pforzheim unterwegs war, wurde über die Suche nach dem Kind mit dem pink-farbenen Rock und dem weißen T-Shirt informiert.

Geborgen in der Ispringer "Notinsel"

In solchen Fällen kann die Bundespolizei, die einst die Aufgaben der früheren Bahnpolizei übernommen hat und deshalb für alles rund um den Zugverkehr und die Bahnhöfe zuständig ist, über eine Notfallleitstelle der Bahn Kontakt mit den Zugführern aufnahmen. Die haben, so eine Sprecherin der Bundespolizei in Karlsruhe, die Pflicht, beim Aus- und Einsteigen zu prüfen, ob alles am Bahnsteig in Ordnung ist.

Alles wieder in Ordnung war dann um 14.30 Uhr. Eine 18-Jährige, die ebenfalls in der S5 mitfuhr und die Tochter einer Erzieherin im Ispringer Kindergarten ist, hatte sich der Kleinen angenommen und ist mit ihr am Bahnhof Ispringen ausgestiegen. Ein Anruf mit dem Handy bei der Mutter führte dann dazu, dass Charlotte im Rathaus landete. Nicht im Fundbüro, sondern im Familienbüro. Eigentlich genau die richtige Stelle für Kinder in Not, denn „wir sind im Notinsel-Programm“, so Ispringens Bürgermeister Thomas Zeilmeier.

Dann ging es ratzfatz, „auf dem kurzen Dienstweg“, wie Zeilmeier gegenüber PZ-news erklärte. Charlotte wusste ja, wo sie wohnt und so wurden die Kollegen im Remchinger Rathaus informiert. Von dort ging dann die Meldung vom Fund der Tochter per Telefon direkt an die sorgenvoll wartende Familie. Das glückliche Finale der Geschichte wurde dann geprägt von Freudenrufen, Umarmungen und Tränen der Erleichterung. 

Autor: Thomas Kurtz