Gemeinden der Region
Karlsbad -  27.01.2022
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Nach langem Warten: Pfarrstelle in Ittersbach wird mit einer Frau besetzt

Karlsbad-Ittersbach. Zunächst die von Dekan Martin Reppenhagen im Rahmen einer Gemeindeversammlung in der evangelischen Kirche verkündete frohe Botschaft: Die seit zweieinhalb Jahren bestehende Zeit ohne Ortsgeistlichen geht überraschend zu Ende. Am 1. März wird Dorothea Schulz nach ihrem Lehrvikariat in Mannheim als Pfarrerin im Probedienst für zwei Jahre ihre erste Stelle in Ittersbach antreten. Trauriger hingegen die Stimmung unter den Anwesenden, dass im Rahmen der landesweiten Aktion „Kirche für die Zukunft gestalten“ der in die Jahre gekommene, sanierungsbedürftige Gemeindesaal oberhalb des Pfarrhauses keine Zukunft haben wird.

Bei der Gemeindeversammlung in der evangelischen Kirche gibt Dekan Martin Reppenhagen – am Pult – einen Überblick über die Zukunft der Ittersbacher Pfarrstelle, die zunächst mit einer Pfarrerin im Probedienst besetzt wird. Weber
Bei der Gemeindeversammlung in der evangelischen Kirche gibt Dekan Martin Reppenhagen – am Pult – einen Überblick über die Zukunft der Ittersbacher Pfarrstelle, die zunächst mit einer Pfarrerin im Probedienst besetzt wird. Weber Foto: Weber

Seit dem Weggang von Pfarrer Fritz Kabbe im Oktober 2019, der ein Vollzeitdeputat hatte, ist die Pfarrstelle unbesetzt. Auch nach zweimaliger Ausschreibung im Gesetztes- und Verordnungsblatt und den anschließenden Bemühungen des Personalreferats, gab es keine Bewerbungen. Die Stelle war zwar weiterhin mit einem Vollzeitdeputat ausgeschrieben, allerdings unter dem Hinweis, dass der Förderverein der Ittersbacher Kirchengemeinde ein Viertel davon bezahlen wird. Hierfür besteht nun laut Dekan Martin Reppenhagen zunächst kein Bedarf. Die Probedienstpositionen werden vom Oberkirchenrat komplett finanziert. Völlig offen ist allerdings, wie es danach auch in Ittersbach weitergeht.

Reppenhagen erinnert an die Sparbeschlüsse der Landeskirche, unter anderem aufgrund der deutlichen Rückgänge der Kirchenmitglieder. Er müsse beispielsweise von den 4,5 Pfarrstellen im Bereich Karlsbad/Waldbronn, bis 2026 gezielt 1,5 Positionen abbauen.

Damit zeichnen sich zwangsläufig Zusammenlegungen ab. Wie und wo das alles umgesetzt werde, sei noch unklar. „Es wird schmerzliche Eingriffe geben und es werden Situationen entstehen, dass Pfarrhäuser leer bleiben. Das gottesdienstliche Leben vor Ort müsse jedoch erhalten bleiben. Damit befassen sich aktuell Arbeitsgruppen in den sechs Regionen unseres Kirchenbezirkes, die bis 2023 dem Bezirkskirchenrat Vorschläge unterbreiten werden“, so der Dekan. Fakt ist, dass sich auch in Ittersbach die Zahl der Kirchenmitglieder in den letzten zehn Jahren von rund 1800 auf heute knapp 1300 reduziert hat.

Kostenintensiv ist für die Landeskirche auch die Unterhaltung der Immobilien, zum Teil mit erheblichem Sanierungsstau. Hier hat die Kirche die Gebäude in Augenschein genommen und bewertet. Danach steht für das sanierungsbedürftige Gemeindehaus in Ittersbach die Ampel auf Rot, also ohne Zukunft. Seine Tage dürften gezählt sein und für die Nutzer wie Posaunenchor, Kirchenchor, Jugendgruppen oder Bibelkreis gilt es wohl bald nach Alternativen zu suchen. Außerdem wird über die Vermarktung des Geländes des Gemeindehauses für eine anderweitige Bebauung spekuliert.

Autor: Gustl Weber