Nach schneller Geburt auf Parkplatz bei Pforzheim-Nord: Eltern treffen Rettungskräfte
Pforzheim/Bretten. Der 19. Mai war ein emsiger Tag für das Ehepaar aus Bretten: Die hochschwangere Ramona Bastian beschäftigte sich ausgiebig mit ihrer zweijährigen Tochter Emilia und Vater Nico Bastian arbeitete im Home Office noch wichtige Posten ab. „Es sollte alles erledigt sein, wenn in rund zwei Wochen unser zweites Kind geboren werden sollte“, sagt er. Und irgendwie habe er auch schon so eine Vorahnung gehabt, dass an diesem Tag noch etwas passieren würde.

Genau um 22.50 Uhr spürte Ramona Bastian ein erstes Ziehen im Bauch. „Eigentlich wollten wir dann auf die Uhr schauen, um die Abstände der Wehen zu beobachten. Aber es ging direkt ohne Pause schon los“, berichtet der Familienvater. Nachdem er seinen Bruder verständigt hatte, die Aufsicht über die schlafende Tochter zu übernehmen, packten die Bastians schnell die restlichen Sachen ein und fuhren um 23.23 Uhr los Richtung Pforzheim ins Krankenhaus. Das Paar hatte Angst, dass etwas nicht in Ordnung sein könnte, da es keine Wehenpause gab, und von der Hebamme hatten sie den Hinweis bekommen, sich zu beeilen, da die Erstgeborene auch bereits nach nur vier Stunden auf der Welt gewesen sei.
Kurz nach Bretten, auf Höhe des Rotenberger Hofes, rief Nico Bastian direkt im Kreißsaal des Helios Klinikums an, da seine Frau schon spürte, wie das Köpfchen des Babys im Becken drückte. Zum Glück der Eltern blieb die Hebamme die ganze Zeit am Telefon, um ihnen beizustehen.
„Als wir in Bauschlott waren, traf ich dann selbstständig die Entscheidung, dass wir das Kind im Auto zur Welt bringen“, sagt der 31-Jährige.
Er bat die Hebamme, einen Rettungswagen zum Parkplatz bei der Autobahnausfahrt Pforzheim-Nord zu schicken. Dort um 23.35 Uhr angekommen, suchte er eine Parklücke zwischen all den Lastwagen, schaltete den Warnblinker ein und eilte zu seiner Frau an die Beifahrerseite. „Ab dann war ich nur noch die ferngesteuert. Ich entkleidete auf Anweisung der Hebamme meine Frau und sah dann schon das Blaulicht des Rettungswagens“, berichtet Bastian.
Enorme Erleichterung
Es sei eine enorme Erleichterung für ihn gewesen, die Verantwortung an medizinisch geschultes Personal abgeben zu können. In diesem Fall waren es die Notfallsanitäterin Hanna Grönheim und der Notfallsanitäter-Azubi Alexander Nießl vom DRK-Kreisverband Pforzheim-Enzkreis. Viel tun brauchten die beiden allerdings gar nicht. Nießl kümmerte sich um die Beleuchtung, holte Decken und die Trage und Grönheim half um 23.40 Uhr dem kleinen David - 53 Zentimeter groß und 3660 Gramm schwer - auf die Welt.
„Wir waren so erleichtert, dass er direkt losgeschrien hat“, sagt Nico Bastian.
Er hob seine Frau noch selbst auf die Trage und fuhr dem Rettungswagen hinterher ins Krankenhaus. Zwei Tage später durfte er Emilia dann passend zu ihrem Geburtstag ihr Brüderchen nach Hause bringen.
Familie besucht Rettungsteam
Der Familie war es jedoch wichtig, das Erlebte noch einmal aufzuarbeiten. Deshalb besuchten sie zehn Tage später ihr Rettungsteam auf der Wache an der Kieselbronner Straße in Pforzheim.
„Denn vor Corona hätte man sich nach so einer emotionalen Situation am Einsatzort vermutlich umarmt. Aber das ging in unserem Fall eben nicht“, sagt Nico Bastian.
Er und seine Frau sind mittlerweile voll im Familienalltag angekommen. Nur auf die Geburtsurkunde müssen sie noch warten, denn da der Parkplatz nicht mit Straßennamen verzeichnet ist, konnte noch kein genauer Geburtsort für das Dokument angegeben werden.
Mit dem Stichwort „Geburt“ ist der Rettungsdienst im Bereich Pforzheim-Enzkreis in diesem Jahr bereits 66 Mal alarmiert worden. „Richtig ernst wird es dabei aber gefühlt nur bei etwa einem Viertel der Fälle“, sagt Sebastian Stieglbauer, der vom DRK den Bereich Rettungsdienst in der Integrierten Leitstelle Pforzheim-Enzkreis leitet. Fünf bis zehn in der Regel problemlos verlaufende Geburten würden die Einsatzkräfte im Jahr etwa erleben.