Nachlass-Sichtung wird zum Glücksfall
Bad Wildbad/Vancouver. Drei „Fremdenbücher“ des Hotels „de Russie“ übergibt Götz Bechtle der Stadtarchivarin Dr. Marina Lahmann in Bad Wildbad.
Dort sollen die drei Bände aus dem 19. Jahrhundert den folgenden Generationen als Teil der Geschichte des Kurortes erhalten bleiben. Lahmann freut sich darauf, anhand dieser Eintragungen zu forschen, und wahrscheinlich wird es viele Erkenntnisse und Entdeckungen geben, welche die damalige Gästestruktur Wildbads spiegeln wird. Schon beim flüchtigen Durchblättern der Eintragungen ist man erstaunt, wie international das Publikum damals war, trotz strapaziöser Anreisewege. Gästeeinträge aus Russland, Amerika, Frankreich, Italien, Spanien, Belgien, Niederlanden, England und natürlich Deutschland sind dabei in großer Zahl zu finden.
Wildbads Thermalquellen waren schon zu damaliger Zeit eine gute Adresse, um seine Zipperlein zu heilen und zu lindern und in der wunderschönen Natur mit reiner Schwarzwaldluft Erholung und Entspannung zu finden. Die russische Zarenfamilie, der internationale Adel, Künstler, Musiker, Maler und Schriftsteller genossen Wildbads warme Quellen und flanierten entlang der Enz in den wunderschönen Kuranlagen. Hier zeigte man sich gerne, genoss die Sommerfrische und ließ sich mit Konzerten und Aufführungen im Kurtheater unterhalten.
Doch wie kamen diese historischen Fremdenbücher in den Besitz von Götz Bechtle? Im April des Jahres 2020 erhielt Bechtle eine Mail von Dorothee Kieser, geborene Josenhans aus Kanada. Die Familie Josenhans gehört zum Bad Wildbader „Urgestein“, denn schon ihr Urgroßvater, ihr Großvater und ihr Vater waren in Bad Wildbad als Ärzte tätig. Dorothee Kieser lebt mit ihrem Ehemann Robert Kieser in Vancouver. Die Familien Josenhans und Kieser waren in den 1960er-Jahren nach Kanada ausgewandert. Dorothee Kieser wiederum hat Kontakte zu Götz Bechtle und kennt sein Hobby, die Heimatgeschichte. Das Ehepaar Kieser wiederum wurde im Vorfeld von Susanne Müller kontaktiert, die den Nachlass des verstorbenen Konrad Losch aus Schallstadt bei Freiburg ordnete und verwaltete. Dabei stellte sich heraus, dass Robert Kieser mütterlicherseits mit dem verstorbenen Konrad Losch verwandt ist. Die Großeltern von Robert Kieser, ebenfalls mit dem Vornamen Robert Kieser und Helene, geborene Treiber, ware
n die Betreiber des Wildbader „Hotels de Russie“ und der Gaststätte „Zum kühlen Brunnen“. In der erwähnten Mail teilte Dorothee Kieser Bechtle mit, dass in Schallstadt bei Freiburg ein Cousin ihres Mannes, Konrad Losch, im August 2019 im Alter von 92 Jahren verstorben sei. Bei der Sichtung des Nachlasses in Loschs Haus, das er bis zu seinem Tode bewohnte, seien drei „Fremdenbücher“ des Wildbader Hotels „de Russie“ gefunden worden.
