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Enzkreis -  28.10.2019
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Neue Details im Prozess um Menschenhandel im Enzkreis: Pakistaner belastet Angeklagten schwer

Enzkreis. Als der Angeklagte in Handschellen den Gerichtssaal im Pforzheimer Amtsgericht betritt, stürzen seine vier Kinder auf ihn zu und umarmen ihn. Dem 38-jährigen Pakistaner wird unter dem Vorsitz von Richter Patrick Stemler vorgeworfen, Landsleuten bulgarische Ehefrauen vermittelt zu haben, um für diese einen legalen Aufenthalt im Enzkreis zu erschleichen.

Was die Männer und Frauen dazu brauchten, waren unter anderem feste Jobs. Die meisten waren bei einer Pforzheimer Reinigungsfirma angestellt. Deren Firmenstempel, mit der die Arbeitsverträge der Verdächtigen geschlossen wurden, fand sich in der Wohnung des Angeklagten. Als Zeuge geladen, konnte der Firmenbesitzer jedoch wenig Licht ins Dunkel bringen. Weder konnte er seinen Stempel identifizieren, noch konnte er Auskunft über die teils wirr ausgefüllten Verträge machen. Dazu, dass bei einem seiner Angestellten auf einem Stundenzettel Arbeitszeiten vermerkt sind, zu denen dieser sich in Bulgarien aufhielt, machte er ebenfalls keine Aussage. „Jeden Monat gehen Arbeiter und neue kommen“, zeigte er sich überfordert.

Harte Anschuldigungen

Harte Anschuldigungen kamen anschließend im Zeugenstand von einem 24-jährigen Pakistaner, der ebenfalls mit einer bulgarischen Ehefrau eingereist war. Obwohl gegen diesen ein gesondertes Verfahren wegen des Verdachts einer Scheinehe läuft, war er bereit, eine Aussage zu machen – trotz mehrfacher Belehrung. Und die hatte es in sich. Er bestätigte, dass der Angeklagte Pakistaner und Inder mit bulgarischen Ehefrauen zusammengebracht und für Geld nach Deutschland geholt habe. Er selbst habe zusammen mit den Männern in einer Wohnung in Ispringen gewohnt, seine Frau aber ganz normal in Bulgarien in einer Bar kennengelernt und nach fünf Monaten geheiratet. Als er von den Machenschaften erfahren habe, stellte er den Angeklagten nach eigener Aussage zur Rede: „Ich habe gesagt, er soll den Namen von Pakistan nicht beschmutzen“, so der 24-Jährige.

Nach einer kurzen Besprechung mit ihrem Mandanten nahmen die beiden Verteidiger Markus Nöhring und Angela Maeß den Zeugen ins Kreuzverhör. Dabei wurde klar, dass er keine Beweise für seine Anschuldigungen vortragen konnte. Er habe es nur aus Gesprächen mitbekommen, war aber bei keiner Geldübergabe oder ähnlichem dabei. „Also sind das nur Vermutungen“, hielt Maeß fest. Nach langem Überlegen und Seufzen gab der Zeuge schließlich widerwillig die Namen anderer verdächtiger Männer bekannt.

Autor: Constantin Hegel