Neue Ortsvorsteherin will sich für Huchenfeld ins Zeug legen
Pforzheim-Huchenfeld. Der laute Applaus der weit mehr als hundert Menschen auf dem Huchenfelder Dorfplatz machte am Donnerstagabend deutlich, dass Neu-Ortsvorsteherin Melanie Kirchgessner in ihrer Büttenrede einen Nerv der Ortsgemeinschaft getroffen hatte. Zuvor hatte die 33-Jährige beim traditionellen Rathaussturm verkündet, länger bleiben zu wollen, als das „Fräulein“ vor ihr.

Dieses „Fräulein“ war ihre Vorgängerin Julia Wieland, welche Huchenfeld nach kaum eineinhalb Jahren als frischgewählte Bürgermeisterin in Richtung Remchingen verlies. Kirchgessner ist seit 1. Februar Rathauschefin im Höhenstadtteil.
„Eine Büttenrede soll ja auch ein bisschen spitz sein und zum Beispiel den Oberbürgermeister auf die Schippe nehmen“, sagt sie an diesem Montag im Gespräch mit der PZ. Dafür sei sie allerdings viel zu kurz im Amt gewesen. „Aber ich bin in diesen sieben Tagen mehr als hundert Mal darauf angesprochen worden, ob ich demnächst woanders als Bürgermeisterin kandidieren will.“
Tatsächlich wollte sie sich bereits Ende 2021 auf das vakant gewordene Amt der Ortsvorsteherin bewerben. Gerade war die langjährige Rathauschefin Sabine Wagner zur neuen Bürgermeisterin von Neuhausen gewählt worden. „Damals habe ich zu meinem Mann gesagt: ‚Das wäre meine Stelle‘“, so die 33-Jährige. Beworben habe sie sich dann letztlich nicht, weil sie damals in Elternzeit war.
Eine Chance ergriffen
Im Spätsommer 2023 wurde die Stelle dann erneut ausgeschrieben und dieses Mal ließ die Huchenfelderin es drauf ankommen – und war erfolgreich. Ihre Motivation: „Der Ortsteil braucht jemand Gutes; jemand, der lange bleibt.“
Wegen ihrer dreijährigen Tochter hat Kirchgessner eine 60-prozentige Teilzeitstelle und ist vor allem vormittags im Rathaus. Das sei auch dem Ortschaftsrat zu verdanken, mit welchem die Mutter vor ihrer Bewerbung gesprochen habe: „Sie haben mir die Chance gegeben. Ich finde es toll, wenn es Frauen ermöglicht wird, auch in Teilzeit Karriere zu machen.“
Unterstützt wird sie dabei auch durch ihre beiden Stellvertreter Bernd Heintz und Wolfgang Hohl. Diese wollen für Kirchgessner zur Not Termine außerhalb ihrer Arbeitszeit übernehmen. „Bei Gremiums- und Ortschaftsratssitzungen bin ich aber selbstverständlich dabei“, sagt die 33-Jährige.
Engagement für Heimatstadt
Was beim Gespräch mit Kirchgessner immer wieder durchblitzt: Ihr Wille, sich für die Gemeinschaft einzusetzen. Mal eher indirekt, wenn sie sich über den Frieden und den Zusammenhalt in Huchenfeld freut, mal unverblümt: „Ich wollte meine Arbeitsleistung in meiner Heimatstadt, an meinem Wohnort einbringen.“
Themen gibt es genug. Während der Hallenbadneubau inzwischen voranschreitet, ist mit dem Rathausaufzug nach wie vor nicht begonnen. „Es ist einfach an der Zeit, dass das Rathaus barrierefrei wird“, sagt sie. An dieser Thematik haben sich vor ihr aber auch schon mehr als eine Ortsvorsteherin die Zähne ausgebissen. Ansonsten strebt sie eine stetige Weiterentwicklung des Ortsteils an. Von der Verkehrssituation über Kitas bis hin zu Kleinigkeiten wie einer Krabbelgruppe; Kirchgessner hat einiges vor – und sollte sie ihr Versprechen vom Donnerstag einhalten, dann auch genug Zeit, Dinge in Huchenfeld zu gestalten.
Zur Person:
Melanie Kirchgessner ist gebürtige Pforzheimerin und machte 2009 ihr Abitur, dem eine Ausbildung zur Finanzkauffrau bei der Sparkasse Pforzheim-Calw folgte. In der Branche hielt es sie im Anschluss aber nur ein gutes Jahr: „Ich wollte für die Öffentlichkeit arbeiten und nicht nur das Vermögen eines Einzelnen mehren.“ Es folgte ein Public-Management-Studium an der Verwaltungshochschule in Ludwigsburg mit zahlreichen Praktika, darunter ein dreimonatiges in Australien. Ab 2016 arbeitete Kirchgessner dann bei der unteren Baurechtsbehörde in Leonberg, ehe sie 2019 in gleicher Funktion ins Landratsamt des Enzkreises wechselte. Seit 1. Februar 2024 ist die 33-Jährige Ortsvorsteherin von Huchenfeld. Kirchgessner ist verheiratet und hat eine Tochter. Die Familie lebt seit mehreren Jahren in Huchenfeld.