Gemeinden der Region
Maulbronn -  10.03.2022
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Neuer Bauernverband besichtigt zwei Betriebe im Enzkreis

Maulbronn/Tiefenbronn. Zuerst geht es um Milchvieh, dann um Saatgutvermehrung: Einen ganzen Tag lang war der Bauernverband Nordschwarzwald-Gäu-Enz in der Region unterwegs und schaute sich zwei Betriebe an: den Römerhof und den Elfinger Hof. Mit der Veranstaltung wollte der Verband auf sich aufmerksam machen, denn es gibt ihn noch nicht lange. Die vier Kreisbauernverbände Enzkreis, Freudenstadt, Calw und Böblingen gehen in ihm auf. Insgesamt hat er 2100 Mitglieder.

Gesteigerte Effizienz

„Wir wollen einfach zeigen, dass es uns gibt und, dass wir unsere Mitglieder unterstützen“, erklärt Vorsitzender Gerhard Fassnacht, der vorher schon etliche Jahre Chef des Kreisbauernverbands Freudenstadt gewesen ist. Für ihn bietet der Zusammenschluss viele Vorteile, etwa bei der Organisationsstruktur, bei der Effizienz und bei der Schlagkraft. Naheliegend sei der Zusammenschluss auch, weil die Kreisbauernverbände Calw, Freudenstadt und Böblingen schon seit rund 20 Jahren eine gemeinsame Geschäftsstelle haben.

Mit dem Elfinger Hof hat man für den Besuch im Enzkreis einen geschichtsträchtigen Ort gewählt, der schon im achten Jahrhundert das erste Mal erwähnt wurde und damit älter als das Kloster Maulbronn ist. Die Mönche kultivierten Lebensmittel, legten Weinberge an und betrieben Fischzucht. Früher war der Elfinger Hof ein Dorf und selbstständig, bis er in den 1930er-Jahren nach Maulbronn eingemeindet wurde.

Inzwischen gehört er dem Land, Ulrich Horsch hat ihn gepachtet. Seine Vorfahren sind schon seit 1900 dort. Aktuell bewirtschaftet er rund 270 Hektar, davon 40 Hektar Grünland. Es handelt sich um einen Mischbetrieb mit Schwerpunkt auf Saatgutvermehrung: Sojabohnen, Winter- und Sommergerste, Winter- und Sommerweizen. Zudem betreibt Horsch Mutterkuhhaltung und Rindermast. Sein Schlachtvieh vermarktet er regional über Metzger.

Viel Papierkram

Horsch pflügt nicht, sondern versucht, auf seinen Äckern Humus zu mehren, so das Bodenleben zu fördern und Kohlendioxid einzusparen. „Je mehr Humus im Boden, umso elastischer ist er“, sagt er den Gästen bei der Betriebsbesichtigung. Dabei geht es auch um die Bürokratie.

Horsch sagt, die Zertifizierungssysteme brächten viel Dokumentationsaufwand mit sich. Um neue Beizmittel verwenden zu dürfen, müsse man einen höheren Zertifizierungsstandard erfüllen. Mit viel Papierkram sei das verbunden und koste viel Zeit. „Aber am Produkt ändert sich nichts.“ Horsch befürchtet, dass es in Zukunft „immer schwieriger“ wird und, dass sich der immense Aufwand für kleine Betriebe nicht mehr lohnen könnte.

Einen angeregten Austausch hatte es am Morgen auch in Tiefenbronn gegeben. Dort betreiben Ihno und Pina Stähle den Römerhof, einen Familienbetrieb mit 80 Milchkühen und zusätzlicher Nachzucht, 30 Pensions-Pferden und 1 300 Legehennen in zwei Hühnermobilen.

Die Direktvermarktung läuft über drei Automaten, die sich ganz in der Nähe des Hofs befinden: einen für Milch, zwei für Eier und für die Nudeln, die eine Manufaktur aus ihnen herstellt.

Autor: Nico Roller