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Kieselbronn -  07.07.2022
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Neues Konzept: Lernen Kieselbronner Schüler bald im Flur?

Kieselbronn. Ein neues Lernkonzept könnte in der Kieselbronner Grundschule künftig neben den Klassenzimmern auch die Flure in das Unterrichtsgeschehen mit einbeziehen. Könnte, wohlgemerkt, denn entschieden ist noch nichts: Der Gemeinderat will sich erst an mindestens zwei anderen Schulen anschauen, wie das Ganze in der Praxis aussieht und funktioniert, auch in Bezug auf den Brandschutz.

Flure sollen integriert werden: Die Kieselbronner Grundschule will ein neues Lernkonzept umsetzen. Der Gemeinderat will zuerst in anderen Schulen sehen, wie das funktioniert.
Flure sollen integriert werden: Die Kieselbronner Grundschule will ein neues Lernkonzept umsetzen. Der Gemeinderat will zuerst in anderen Schulen sehen, wie das funktioniert. Foto: Roller

Als Rektorin Carola Liebe das Konzept in der jüngsten Ratssitzung vorstellte, sagte sie, aufgrund der sich schnell verändernden Rahmenbedingungen wisse man heute nicht mehr genau, auf was man die Kinder in der Grundschule vorbereite. Es gelte, über das bloße Verstehen von Sach- und Fachwissen weit hinauszugehen. Es gehe um persönliche Wertentwicklung, um Teamfähigkeit, und darum, aus den Kindern selbstständige Menschen zu machen, die dazu in der Lage sind, sich Wissen zu erarbeiten.

Dazu seien neue Raumkonzepte sinnvoll. Konzepte, die das gesamte Schulhaus als Lern- und Lebensort nutzen. Das bedeutet, dass künftig auch die Flure des Schulgebäudes in den Unterrichtsalltag mit einbezogen werden sollen. Liebe sieht darin viele Vorteile, etwa für Gruppenarbeiten, die sich so auf verschiedene Orte verteilen ließen. Oder für Kinder, die sich leicht ablenken lassen: Diese könnten sich auf dem Flur eine ruhige Ecke suchen. Dort könnten aus Liebes Sicht auch Begegnungsmöglichkeiten zwischen den einzelnen Klassen geschaffen und spezifische Lernangebote mit der entsprechenden Ausstattung eingerichtet werden, etwa eine Leseecke oder ein Experimentierbereich.

Das offene Konzept bedeutet laut Liebe aber nicht, dass die Kinder machen dürfen, was sie wollen. Nur die Aufgaben würden offener formuliert. Sie sagte, durch das neue Konzept wären die Flure nicht mehr tot, sondern würden mit Leben gefüllt. 50 Prozent mehr Lernraum lasse sich aus ihrer Sicht damit gewinnen. Der Rektorin zufolge werden solche „Lerncluster“ inzwischen immer häufiger in Schulen umgesetzt.

Bevor es allerdings in Kieselbronn so weit kommen könne, sei ein baurechtliches Verfahren und eine brandschutztechnische Beurteilung notwendig. Heiko Faber sagte, man stehe „noch ganz am Anfang der Reise“. Der Bürgermeister war „zwiegespalten“ und erklärte einerseits, er sei „sehr dafür, in Bildung zu investieren“. Was sich daran zeige, dass man die Schule in den vergangenen Jahren immer stark gefördert und sie bei Veränderungen unterstützt habe.

Andererseits fragte er auch, ob freie Formen des Lernens den Werten Respekt, Disziplin und Anstand zuträglich sind. Er wünschte sich eine verbindlichere Linie vom Land und fand es schwierig, wenn „Kinder in der Grundschule all diese Freiheiten genießen, die dann in der weiterführenden Schule keine Fortsetzung finden“. Von ihm kam auch der Vorschlag, zunächst keine Entscheidung zu treffen, sondern sich erst andere Schulen anzuschauen, die in einem älteren Gebäude ein derartiges Konzept bereits umgesetzt haben. Ein Vorschlag, dem der Rat einstimmig folgte, denn auch er hatte noch Klärungsbedarf.

Autor: Nico Roller