Gemeinden der Region
Bad Liebenzell -  07.12.2023
Artikel teilen: Facebook Twitter Whatsapp

Neues Zuhause für junge Flüchtlinge in Bad Liebenzell

Bad Liebenzell/Kreis Calw. Vor etwa einem Jahr schloss das Hotel am Badwald in Bad Liebenzell die Türen für seine Gäste. In dieses zogen dann ukrainische Geflüchtete ein. Die seien mittlerweile in anderen Gemeinschaftsunterkünften untergekommen, wie der Sozialdezernent des Landratsamtes Tobias Haußmann erklärt. Seit dem Sommer bewohnen 23 Jungs im Alter von 15 bis 17 Jahren das frühere Hotel. Sie kommen aus Afghanistan, Syrien oder Westafrika als sogenannte unbegleitete minderjährige Ausländer (UMA) nach Deutschland.

Die Wahl auf die Kurstadt fiel hauptsächlich wegen der verfügbaren Immobilie, so Haußmann. Die seien kreisweit nämlich gerade Mangelware – auch weil die für andere Geflüchtete gebraucht würden. Aber Liebenzell als Standort biete sich wegen seiner guten ÖPNV-Anbindung an. Denn die Jugendlichen besuchten alle die Schule auf dem Wimberg. Haußmann ist froh, dass man nun die Möglichkeit der Unterbringung in Bad Liebenzell habe. Die Zahl der UMA steige nämlich stetig. Von 28 im Jahr 2022 auf nun 70.

Eine weitere Herausforderung sei es, Träger zu finden, welche die UMA-Einrichtungen betreuten, erklärt Haußmann. Denn das Landratsamt habe die personellen Kapazitäten dafür nicht. In Bad Liebenzell übernehmen diese Aufgabe nun die Erlacher Höhe und das Liebenzeller Diakoniewerk. „Es ist eine Besonderheit, dass wir zwei Träger unter einem Dach haben“, so Haußmann. Doch die Kooperation funktioniere gut, was auch Andreas Reichstein von der Erlacher Höhe und Matthias Koch vom Liebenzeller Diakoniewerk bestätigen.

Die Erlacher Höhe hat schon Erfahrungen in der UMA-Betreuung. Das Liebenzeller Diakoniewerk ist neu in dem Bereich. „Wir waren aber schon bisher in der Jugendhilfe aktiv“, erklärt Koch. Ganz neu sei die Arbeit mit Jugendlichen also nicht. Und Koch sieht die Nähe der Internationalen Hochschule Liebenzell als großen Vorteil. Denn die dortigen Absolventen landeten oft als Fachpersonal beim Diakoniewerk. „Wir haben zehn Leute innerhalb von acht Wochen bekommen“, erzählt Koch. Und jedes Semester kämen ja neue Absolventen dazu. Die Erlacher Höhe ist mit fünf Mitarbeitern in Liebenzell tätig.

„Es verläuft sehr ruhig“, meint Bürgermeister Roberto Chiari zu der UMA-Unterbringung im ehemaligen Hotel. Er habe noch „kein negatives Feedback“ bekommen. Die Anwohner hätten sich nicht beschwert. Er sei froh, dass die Einrichtung in guter Hand sei. „Die Integration beginnt hier“, ist er sich sicher. Und für die Stadt entstünden keinerlei Kosten.

Die trägt bei der Unterbringung von UMA nämlich das Land. Das sind neben den Personal- auch die Mietkosten. Denn das Hotel gehört nach wie vor einem privaten Eigentümer. Reichstein erklärt, dass man aber zusätzlich Geld investiert habe, zum Beispiel für eine Küche oder gebrauchte Möbel. Insgesamt sei das Hotel mit seinen Einzel- und Doppelzimmern aber gut geeignet, findet Koch.

Sozialdezernent Haußmann ist wegen der steigenden Zahlen weiter auf der Suche nach Gebäuden. „Wir können hier vielleicht noch fünf UMAs unterbringen“, meint er zum Hotel.

Deshalb schaue man sich schon um. Koch und Reichstein erzählen, dass sie dabei seien, weitere Gebäude im Landkreis zu erwerben.

Autor: Felix Biermayer