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Mühlacker -  01.01.2020
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Neujahrsbrotringle für die Ledigen: Brauch aus dem 19. Jahrhundert führt Alt und Jung an Silvester zusammen

Mühlacker-Mühlhausen. Es ist ein liebgewordener Brauch, dass sich am Silvestermorgen die Mühlhäuser in und vor ihrem Rathaus treffen, um die Neujahrsringle für die ledigen Kinder und Erwachsenen entgegenzunehmen. Dabei trifft sich dann traditionell Jung und Alt und lässt sich vom Mühlhäuser Liederkranz mit seinen 15 Helfern unter dem Vorsitzenden Reiner Müller bewirten.

Einst hat die frühere Schlossherrin in ihrer Stiftung verfügt, dass vom Zinsertrag jeweils immer am 31. Dezember ledige Mühlhäuser, Kinder und „die herrschaftlichen und Commundiener, sowie Nachtwächter und Brodträger“, kostenlos Weißbrotringle erhielten. Der Brauch wurde vermutlich im Jahr 1891 begründet.

Deshalb trafen sich am Silvestermorgen in der Mühlhäuser Rathausstube auch OB Frank Schneider und die örtlichen Stadträte Wolfgang Schreiber und Ulrike Fuchs bei einem Kaffee, zu dem sie die Neujahrsringle bekamen. Derweil verteilten Jutta Malthaner und Sandra Knies die 361 Ringle an die dieses Jahr Berechtigten. Die jüngste Empfängerin war die sechs Monate alte Aurelia Braun, die mit ihrem Opa Ralf, Mama Josephine und Oma Cornelia gekommen war. Als ältester Lediger durfte der 84-jährige Wilhelm Engelhardt das süße Hefeteiggebäck entgegennehmen. „Dieser historische Brauch macht unseren Stadtteil Mühlhausen besonders sympathisch“, sagte Schneider. Denn schon im Eingemeindungsvertrag zwischen Mühlacker und Mühlhausen sei schriftlich vereinbart worden, dass die Neujahrsringle jedes Jahr ausgegeben werden müssen, Darauf verweist CDU-Stadtrat Wolfgang Schreiber alle Jahre wieder gerne. „Ich mag diesen Brauch, weil dabei Jung und Alt zusammenkommen“, meinte Stadträtin Ulrike Fuchs (LMU).

Und dass dabei auch die aktuelle Politik eine Rolle spielt, war auch zu erkennen: „Wir wollen unseren Sender behalten“, sagte die Mühlhäuserin Irmgard Schäfer zu OB Schneider, als sie das Gebäck in der Rathausstube abholte.

Autor: Ilona Prokoph