Gemeinden der Region
Wiernsheim -  17.01.2024
Artikel teilen: Facebook Twitter Whatsapp

Neun Wochen nach verheerender Automatensprengung: Sparkasse ist zurück in Wiernsheim

Wiernsheim/Pforzheim. Die Zerstörung der Filiale durch eine kurz darauf verhaftete Bankräuberbande steckt noch in den Köpfen der Wiernsheimer und der Sparkassenbeschäftigten. Immerhin sind Kundengeschäfte seit Mittwoch wieder möglich – im Container. Das Provisorium ist gebührend eingeweiht worden. Und: Die Sparkasse bekennt sich klar zum Standort in Wiernsheim.

Noch Spuren der Verwüstung

Eine Stahltür sichert die eigentliche Sparkassenfiliale an den Wiernsheimer Herrschaftsgärten. Holzplatten verschließen noch immer die zerstörte Glasfassade. Drinnen steht man wie in einem Rohbau. Technische Geräte, Inneneinrichtung, manche Wände – nichts hat die Explosion überstanden, als eine von den Niederlanden aus operierende Bande in der Nacht auf den 11. November den Bankautomaten in die Luft jagte. Bewusst öffnen Vorstandschef Hans Neuweiler und Sven Eisele, im Vorstand zuständig für alle Geschäftsstellen, die schwer gezeichneten Räume, um die Rückkehr der Sparkasse Pforzheim Calw an den gewohnten Standort zu feiern. Denn was die heute hinter Gittern sitzenden Männer mit nordafrikanischen Wurzeln im November angerichtet haben, steckt Wiernsheimern und Sparkassen-Beschäftigten in den Knochen.

Gegenüber der Filiale stehen neue Container, in denen seit diesem Mittwoch die Kunden aus der Gemeinde wieder ihre Bankgeschäfte erledigen können. Auch die Mitarbeiter der Geschäftsstelle, zuletzt in benachbarten Filialen wie in Öschelbronn oder Mönsheim untergebracht, sind wieder zurück. Vor ihnen steht am Morgen ein Rentner, der neben seinem Bankanliegen nur über ein Thema plaudern möchte. Über die Automatensprenger und über seine persönlichen Erinnerungen an einen früheren Bankraub vor vielen Jahren. Wiernsheim treibt der verheerende Knall noch immer um.

Bei Flucht der Täter stirbt ein Unbeteiligter

Neuweiler verteilt deshalb eine Menge Dank. Vorneweg an die ebenfalls eingeladenen Helfer von Feuerwehr und Rotem Kreuz. Wehrangehörige waren in der Tatnacht noch wegen der Hauptübung im wenige Meter entfernten Gerätehaus und stürmten damals sofort zum Ort der Explosion. Zwei der Männer begegneten noch den flüchtenden Tätern und wurden bedroht, behielten aber kühlen Kopf und notierten sich das Kennzeichen des Fluchtautos, sagt Kommandant Ralph Küppers. So war die Polizei der Bande direkt auf der Spur, verhaftete alle. Den Mann am Steuer des hoch motorisierten Fluchtwagens aber erst, nachdem er auf der A6 bei Heilbronn als Geisterfahrer einen Kleintransporter gerammt hatte – dessen Beifahrer starb.

Für Eisele treten die Beute der Räuber der um ein Vielfaches höhere Gebäudeschaden, der noch gar nicht genau beziffert werden kann, hinter die Leiden der Menschen zurück. Neben dem völlig unbeteiligten Toten denkt Eisele auch an die Helfer, die Anwohner, die zum Glück nicht größer verletzt worden seien – und an die eigenen Mitarbeiter, die am Morgen nach der Tat buchstäblich vor einem Scherbenhaufen standen. „Das ist bitter, das macht etwas mit einem so engagierten Team“, sagt er. Geschäftsstellenleiter Giuseppe Mannese ist jedenfalls glücklich, wieder zurück in Wiernsheim zu sein.

Amtshilfe von den Volksbank-Kollegen

Dieses Gefühl teilt er mit Bürgermeister Matthias Enz. Auch ihm dankt Neuweiler für das unbürokratische Verfahren zur Aufstellung der provisorischen Container und für Unterstützung durch den Bauhof. Enz ist es vor allem wichtig, dass die Feier auch für das Bekenntnis der Sparkasse stehe, dauerhaft an den Herrschaftsgärten zu bleiben. Vor Weihnachten hätte die Gerüchteküche im Ort Zweifel daran gestreut. Eisele betont, ein Rückzug habe nie zur Debatte gestanden. Zumal man große Hilfsbereitschaft aus der Gemeinde erfahren habe, so Neuweiler. Ein Beispiel: Die Volksbank im Ort habe Sparkassenkunden für die Zeit der Schließung gebührenfrei den eigenen Geldautomaten nutzen lassen.

Autor: hei