Norbert Bogner will Miteinanderleben in ruhi- ges Fahrwasser steuern.
Er ist der dritte Geschäftsführer im dritten Jahr nach dem Wechsel der langjährigen Miteinanderleben-Geschäftsführerin Katja Kreeb in die Kreisverwaltung. Norbert Bogner übernimmt den Verein, der in der ganzen Region als Sozialträger wichtige Aufgaben in der Eingliederung Behinderter in den Arbeitsmarkt, in der Schul- und Jugendsozialarbeit oder in der Integration von Flüchtlingen erfüllt, in unruhiger Zeit. Und nach Abgängen von Führungskräften.
Eine Situation, die dem 56-Jährigen nicht ganz neu ist. 2011 bis 2012 hat Bogner in Mühlacker GSI, die Beschäftigungsgesellschaft des Enzkreises, auch schon als Feuerwehrmann übernommen. Damals fehlte es den Arbeitsförderern an klarer Buchhaltung, Personalverwaltung und Controlling. Wirtschaftsingenieur Bogner baute all das auf. Auch bei Miteinanderleben verliert er keine Zeit, um Weichen neu zu stellen. Das Ziel ist Stabilität. Aber der 56-Jährige will die soziale Arbeit auch fit für Herausforderungen der Zukunft machen. Und der Einsatz von Menschen mit Behinderung soll in der Öffentlichkeit sichtbarer gemacht werden.
Letzteres ist dem Mann spürbar ein Herzensanliegen, der seit Jahren die Fäden bei der gemeinnützigen Service GmbH von Miteinanderleben zieht. Einst unter Kreeb noch als Betriebsleiter, zuletzt als Geschäftsführer. Diesen Posten behält er bei – auch wenn er seit Ende September die Geschäfte für den Gesamtverein führt. Mitarbeiter mit Behinderungen sind unterm Dach der Servicegesellschaft in Kantinen im Einsatz, in mittlerweile drei Pforzheimer Tiefgaragen oder Parkhäusern, sie arbeiten in Grünpflege, Garten- und Landschaftsbau, auf Recyclinghöfen des Enzkreises oder bei dem im Aufbau befindlichen Gebrauchtwarenkaufhaus. In allen Bereichen wolle man damit punkten, dass Arbeiten noch von Menschen erledigt werden, die anders so nicht zu bezahlen wären. Vor allem aber bildet die Gesellschaft organisatorisch eine Art Blaupause für Miteinanderleben. So wie im Servicebereich die Einheiten klar abgegrenzt und die Entscheidungsträger zugeteilt seien, stellt sich Bogner auch die künftige Führungsstruktur für den Verein vor. Denn in der bisherigen Arbeitsweise sieht er den Hauptfaktor für die Schieflage des Sozialträgers.
Miteinanderleben, so beschreibt es Bogner, sei als kleiner Verein entstanden mit Teams, die sich menschlich sehr eng waren. Als er in der Ära Kreeb enorm gewachsen sei – heute hat der Verein 250 Mitarbeiter, die Servicegesellschaft weitere 120 –, blieben die Strukturen stehen. „Im Führungsverhalten sind einige Dinge nicht so gut gelaufen“, meint Bogner. Zuletzt sei dazugekommen, dass die Kommunikation in der Leitungsebene eher alles erschwert habe. Wichtig ist ihm eine neue Führungskultur. Bereiche sollen unter den neuen Leitungen selbstständiger arbeiten, Entscheidungsbefugnisse weitergegeben werden. Dazu verspricht Bogner, klare Ziele vorzugeben und Mitarbeiter einzubinden.
Der 56-Jährige ist sich sicher: Der größte Frust im Verein rührte von Organisationsmängeln her. Viel mehr als von Bezahlungsfragen. Das sagt Bogner, wenn man ihn auf die jüngste Kritik im Jugendhilfeausschuss des Kreistags an Miteinanderleben-Gehältern anspricht. Bei den bemängelten Zahlen seien die letzten Tariferhöhungen und Anpassungen bei Altersstufenregelungen noch nicht berücksichtigt gewesen.
Sein Aufgabenspektrum will Miteinanderleben übrigens beibehalten. Dass zuletzt die Zuständigkeit für die Jugendsozialarbeit in Mühlacker von Miteinanderleben zu „Plan B“ wechselte, ist laut Bogner eine Frage des Einzelfalls.