Nußbaumer Orgel wird generalüberholt – Kosten: 35.000 Euro
Neulinge-Nußbaum. Mit Kosten in Höhe von 35.000 Euro erfolgt derzeit eine Generalüberholung der Orgel aus dem Jahre 1893 in der Nußbaumer Kirche. Nachdem zuletzt 1987 unter Pfarrer Ulrich Kahleyss (1940 bis 2003) eine große Sanierung stattgefunden hatte, ist die jetzige längst überfällig. Alle 25 Jahre sollte dies laut der Orgelbaufirma Martin Vier in Friesenheim erfolgen.
Eigentlich wollte Pfarrer Reinhard Ehmann, der am 12. Juli 2021 mit 65 plötzlich verstorben war, noch in seiner Amtszeit die Orgel restaurieren lassen. Nun durfte seine Nachfolgerin Susanne Knoch erstmals die Orgel mit den ausgebauten Pfeifen in Augenschein nehmen.
Bei der von Pilzen befallenen Orgel mussten Teile ausgebaut und mitgenommen werden, deren Restauration vor Ort nicht möglich ist, dies sind vor allem die zu reinigenden 861 Pfeifen. Die Orgel besteht aus viel Technik. Gereinigt werden mussten etwa auch die Pedale, Tonbälkchen und der Spieltisch aus dem Jahre 1900. Während in dieser Orgel viel Holz, Leder und Metall enthalten sind, wird heute laut Orgelbauer viel Kunststoff verwendet. Ein Teil der Reparaturen kann direkt in der Kirche gemacht werden. Dazu kommen Arbeiter in Etappen und übernachten im „Goldenen Ochsen“ in Bauschlott, um keine Zeit durch die lange Fahrzeit zu verlieren. Die Sanierung soll bis etwa Ende kommender Woche abgeschlossen sein, wonach die altehrwürdige Orgel wieder feierlich in Betrieb genommen werden kann. Um sie zu erhalten, ist es auch in Zukunft wichtig, dass sie regelmäßig gewartet wird.
Weitreichende Historie
Auch in den 1970er Jahren erfolgte unter Pfarrer Otto Doll eine Wartung. Da er aber für seine Sparsamkeit bekannt war, wurde damals offensichtlich nur das Notwendigste gemacht. Die Orgel wurde 1893 unter dem damals schon 78-jährigen, musikalischen Pfarrer August Wilhelm Ludwig beschafft. Er war bis zu seinem Tod am 15. November 1901 im Alter von 86 Jahren, mit 35 Jahren am längsten in Nußbaum und Sprantal Seelsorger. Der anfängliche Plan, die Orgel von 1812 noch einmal zu sanieren, wurde nach über vierjährigen Überlegungen aufgegeben. Sie war ein Jahr nach der Vergrößerung und Vollendung der Kirche eingebaut worden.
Wie der Evangelische Oberkirchenrat in Karlsruhe am 18. März 1893 an die Kirchengemeinde schrieb, wurde der Bau einer neuen Orgel vorbehaltlich der Zustimmung der Großherzoglichen Staatsregierung genehmigt. Am 10. November 1893 wurde von der Orgel-Fabrik H. Voit und Söhne aus Karlsruhe-Durlach die Disposition für eine neue Orgel in die evangelische Kirche zu Nußbaum erstellt. 16 klingende Stimmen, verteilt auf zwei Manuale und Pedal mit 861 Pfeifen, das Gehäuse ist aus Tannenholz mit Ölfarbanstrich, der Preis betrug 6000 Mark.
Die Gemeinde hatte beim Aufbau der Orgel in Nußbaum einen „Bälgetreter“ zu stellen, da es damals noch keinen Strom gab.
